Kapitel 2 - What the heck did I just see?!

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Kapitel 2 - What the heck did I just see?!

Männer regelten emotionale Momente, anders, als es Frauen nun mal taten. Nicht weil sie härter oder taffer als Frauen waren, sondern weil sie schlicht weg nicht wusste, wie man sich so stark in emotionale Momente steigern konnte. Sie hatten nicht die Kraft, Schmerz auszuhalten, wie es Frauen konnten. Sie schlichteten diese Momente nicht mit Gesprächen und Ausweinen, sondern liessen die negativen Gefühle und Gedanken in anderen Tätigkeiten abfliessen.

Wie zum Beispiel ein Abend in einer Bar, wo man sich die Birne weich soff. Ein guter alter Männerabend. Das hatte Jason jedenfalls für seinen Freund Taylor geplant. Nach der Beerdigung von Onkel John schien Taylor einigermassen gefasst zu sein, doch wusste Jason, dass Taylor noch einen richtigen lass-die-Sau-raus-Abend benötigte. Er musste den Rest Trauer, den er in sich kehrte, frei lassen, damit er endlich Frieden schliessen konnte. Und was wäre Jason für ein Freund, wenn er ihm dabei nicht behilflich wäre? So beschloss Jason seine Kumpels alle in ihrer Lieblings-Bar einzuladen und Taylor auf andere Gedanken zu bringen.

„Weiss du eigentlich, wer mir das Fahrradfahren beigebracht hat?", lallte Taylor mit halb gesenkten Augenlidern und hielt sich schwer gegen den Tisch, damit er noch einigermassen gerade sass. Jason grinste nur und klopfte seinem Freund auf die Schulter. Auch er war gelöst durch den Alkohol und spürte, wie alles um ihn leichter und angenehmer wurde.

„Onkel John?", fragte er seinen Freund.

„ONKEL JOHN!", brüllte Taylor lachend zur Antwort und kippte sich einen starken Schluck von seinem Scotch die Kehle hinunter. Die Gruppe stimmte in sein Gelächter mit ein und erhoben ihr Glas auf den guten alten John.

„Auf John! Der Mann, der wie ein Vater zu mir war!", rief Taylor unter einigen Schluckaufs und leerte sein Glas in einem Zug. Der Rest tat es ihm gleich und schon wurde eine neue Runde bestellt.

Taylor war seinen Freunden verdammt dankbar. Er wusste, was sie versuchten zu tun und er wusste auch, dass es ihm irgendwann besser gehen würde. Mit solchen Leuten, konnte es nicht anders sein.

Die Jungs rissen noch einige Witze und erhoben ihre Gläser noch einige Male für John, bevor es zwei Uhr nachts schlug, sich die Gruppe auflöste und sich jeder auf den Weg nach Hause machte.

Da Taylor kurz vor dem Umkippen war, beschloss Jason ihn zu sich in seine Wohnung zu nehmen und ihn dort seinen Kater auskurieren zu lassen. Denn er wusste, dass Taylor morgen einen fürchterlichen Kater mit sich tragen würde.

„Du bist der beste Freund, den sich ein Typ wünschen kann", gab Taylor unverständlich von sich und stützte sich mehr an Jason, als dass er selber ging. Jason lachte nur und hievte Taylors Arm um seine Schulter, sodass er ihm für den kurzen Weg nach Hause behilflich sein konnte.

„Du weisst am besten, wie ich mich gerade fühle", fuhr er weiter fort und liess einen unappetitlichen Rülpser von sich, der Jason von der Lautstärke mächtig beeindruckte.

„Ich weiss Kumpel, ich weiss", entgegnete er nur und sah sich auf der verlassenen dunkeln Strasse um. Es gab einige Strassenlaternen, doch funktionierten die meisten nicht und die anderen gaben nur schwaches, flackerndes Licht. Jason lebte nicht in der vornehmsten Gegend und auch nicht in einer, bei der auf die Strassenbeleuchtung geachtet wurde.

Nach einigen Schritten hielt Taylor plötzlich inne, sodass Jason ebenfalls stehen bleiben musste und machte verdächtige Geräusche. Jason wusste was kommen würde und lehnte seinen Freund gegen eine Hausmauer, sodass dieser sich übergeben konnte, ohne dass er Jason dabei ankotzte.

„Den letzten Kurzen, hättest du dir verkneifen sollen", seufzte Jason nur und erhielt dafür eine neue Ladung Übergebenes. Er wandte sich von Taylor ein wenig ab, sodass dieser in Ruhe seinen Magen entleeren konnte und stand am Rande des Bürgersteiges. Es war nicht das erste Mal, dass es zu dieser Situation kam und er wusste, dass Taylor es bevorzugte, im Privaten seinen Mageninhalt los zu werden. Publikum war ihm verdammt unangenehm.

She DevilWhere stories live. Discover now