Kapitel 2

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Ich stand von meinem Bett auf, was für mich gerade so gemütlich schien, das eigentlich alles andere als das ist und lief lustlos aus meinem Zimmer. So leise wie möglich, ging ich ins Badezimmer und schloss die Tür ab.
Ich zog mein T-Shirt aus. Ungewollt schaute ich in den Spiegel was genau gegenüber von mir an der Wand stand. Ich sah einen Jungen, der Orange gefärbte Haare hatte. Er hatte ganz normale braune langweilige Augen die von Augenringen untermalt wurden, volle Lippen, die aussahen, als wären sie vertrocknet und einen nicht gerade gesund aussehenden Hautton. Was war nur mit seiner makelosen Haut passiert? Sein Oberkörper und seine Arme, die mal mit Muskeln überzogen waren und jedes Mädchen es bewunderte, waren dünn und wurden mit vielen Narben verziert. Manche Narben waren gewollt und manche nicht. Was war nur mit diesem Jungen los? Was ist mit mir los? Ich konnte mir wieder keine weiteren Fragen stellen als ich merkte, wie Tränen über meine Wangen liefen. Ich sah das als Zeichen, das ich aufhören und endlich duschen gehen sollte.
Ich zog mich ganz aus und stieg unter die Dusche. Ich stellte das Wasser an, schloss meine Augen und genoss es, wie das kalte Wasser meine Haut berührte. Es war wahrscheinlich der schönste Moment am Morgen, wie das Wasser die Haut berührte und es "wach" werden ließ, wie man die Augen endlich für einen Moment schließen und alles vergessen konnte. Dieses Gefühl war so wunderschön.
Doch jeder schöne Moment hat auch ein Ende.
Ich wusch mir schnell meine Haare. Versuchte, so vorsichtig wie möglich, meinen Körper zu waschen was ziemlich schwierig war und stellte das Wasser aus. Ich stieg aus der Dusche und trocknete mich ab.
Mit nur einem Handtuch um die Hüfte ging ich leise zurück in mein Zimmer, machte die Tür vorsichtig zu und seufzte.
Ich zog meine Sachen an und packte lustlos meine Tasche. Als ich alles hatte was ich brauchte, ging ich runter und am Wohnzimmer vorbei, wo ich den mitleidenden Blick von meiner Mutter sah.
Mitleid...
Wie ich es hasse. Haben nicht die Leute Mitleid, die einen nicht weiter helfen können? Die einen hauptsächlich verstehen aber trotzdem nichts tun? Die einen einfach mit diesem Blick noch mehr runter machen als eh schon?
Ich verstehe es nicht. Wie kann man sich bei so etwas besser fühlen? Und wenn, die Menschen können niemals einen verstehen oder das fühlen, was der Betroffene fühlt.
Es ist so lächerlich.
Mitleid ist so lächerlich.
Ich schloss die Haustür hinter mir und machte mich, mit einem schlechten Gefühl, auf den Weg in die Hölle: Die Schule.

Angel | YoonminWo Geschichten leben. Entdecke jetzt