36. Kapitel

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Felicias P.O.V:

Ich löste mich langsam aus Marcos Händen und ging einen Schritt zurück. Ich hebte meinen Blick und sah Marco in die Augen. Seine grünen Augen schauten mich besorgt an. Er wusste genauso wenig wie ich, wie wir beide nun weitermachen sollten. Ich meine, es ist zwar nichts passiert, aber wer weiß, wie lange ich mich noch beherrschen kann? War es also eine kluge Entscheidung sich für Erik zu entscheiden, wenn ich eigentlich an Marco interessiert war? Oder war Erik der sichere Weg? Und hatten Marco und ich überhaupt eine Perspektive oder war ihm sein Image zu wichtig? Mal davon abgesehen, dass ich diesem wohl kaum schaden würde.

Das Klingeln an der Tür entriss mich aus meinen Gedanken und Marco schreckte hoch. Auch er war anscheinend nachdenklich. Ich lächelte ihn gequält an und er musterte mich kurz, ehe er leise sprach: "Ich habe mich glaube ich entschieden. Ich weiß jetzt, wie wir weiter vorgehen sollten." Ich war mir nicht sicher, wie ich diese verwirrende und inhaltlose Aussage deuten sollte? Hatte er sich gegen Barbie und für mich entschieden? Oder hatte er sich gegen mich entschieden? Bevor ich das jedoch hinterfragen konnte, wurden wir erneut gestört. Und wer könnte es anderes sein als die Person, die ich zur Zeit am meisten verachte? Richtig, Barbie natürlich. Danke Schicksal, dass du mir und Marco die Entscheidung so einfach machst..nicht! Ich seufzte genervt und verschränkte automatisch die Arme vor der Brust. Blondie klammerte sich sofort an Marcos Hals und küsste diesen ab und flötete ihm zu, wie sehr sie ihn vermisst hatte. Marco schaute mich entsetzt und unbeholfen an, doch ich dachte gar nicht daran, sein blondes Püppchen zu provozieren und lief ohne ein weiteres Wort zu sagen aus der Küche.

Erik saß immer noch auf der Couch und strahlte wie ein Honigkuchenpferd vor sich hin. Bei dem Anblick musste ich schmunzeln. Er sah aus, als hätte er gerade erfahren, dass er den neusten Audi geschenkt bekommt. Okay, schlechter Vergleich. Mein Herz wurde automatisch warm, als ich ihn so glücklich da saß und ich wollte einfach zu ihm. Bei ihm fühlte ich mich sicher und geborgen und hatte nicht Angst, dass er mich in der nächsten Minute abweisen würde oder ich ihm nicht "gut" genug wäre, so wie ich es bei Marco hatte. Im Prinzip war das meine Entscheidung, oder? Ich meine, wer geht schon gerne ein Risiko ein? Vor allem wenn es um Gefühle geht. Richtig, die wenigsten. Und ich war sowieso ein Schisser und hatte Angst davor, falsche Entscheidungen zu treffen. Eine ganze Weile stand ich da im Wohnzimmer, ohne mich von der Stelle zu rühren. So hatte ich gar nicht bemerkt, dass Erik plötzlich vor mir stand und wild vor meinem Gesicht herumfuchtelte.

"ERDE AN FELI, KANNST DU MICH HÖREN?", fragte er als wäre ich ein Außerirdischer, der die Sprache nicht versteht. Ich kicherte nur und stieß ihm gegen die Schulter: "Ich beherrsche die deutsche Sprache, Erik. Ich war nur kurz in einer anderen Welt." "Sag ich ja, du bist ein Alien", alberte Erik und fing laut an loszulachen. Ich zwang mir ein gequältes Lächeln auf die Lippen: "Füße hoch, Jungs. Eriks Witz kam flach." Erik schaute mich schockiert an und Mo und Julian fingen an, in ein lautes Lachen einzustimmen. Erik setzte seinen Schmollmund auf und ich drückte ihm einen kurzen Kuss auf die Wange und seine Mundwinkel zogen sich automatisch nach oben.

Die Küchentür ging auf und Marco und Anhängsel kamen raus. Sie grinste fröhlich vor sich hin und befand sich in Marcos Armen und verteilte ab und zu Küsse an seinem Hals. Er musterte mich und Erik nur im Vorbeigehen und widmete sich dann wieder Scarlett und ihren Küssen. Ich konnte seinen Blick wie so oft nicht deuten, aber ich ging davon aus, dass er seine Entscheidung getroffen hatte und diese Entscheidung auf jeden Fall kein gutes Ende für mich vorgesehen hatte und ehe ich mich versah, waren die beiden im Treppenhaus verschwunden. Inzwischen saßen Erik und ich auf der freien Couch.

"Gleich wirds wieder laut, Jungs. Haltet euch am besten die Ohren zu.", schmunzelte Mo und Julian und Erik stimmten in ein Gelächter ein. Ich schaute Mo erwartungsvoll an und er bekam sich fast gar nicht mehr ein: "Hast du gesehen, wie sie an seinem Hals hing. Bei den beiden geht's gleich eh wieder rund, ich sage es euch." Wollte der mir gerade weis machen, dass ich gleich Zeuge von deren Liebesakt wurde? Na, das fehlte mir noch. Ich zog meine eine Augenbraue hoch, was ich immer tat, wenn ich verärgert war. Wieso machte er das jetzt? Er wusste doch gar nicht, wie ich mich entschieden hatte. Ach, und ich wusste nicht mal, wie er sich entschieden hatte! Ich wusste, dass er mir nur Ärger machen würde. Dass er nicht gut für mich ist und dass ich bei ihm immer eine gewisse Risikobereitschaft eingehen müsste?! Ich holte schnell mein Handy raus und tippte etliche Buchstaben. Zum Schluss kam eine Nachricht an Marco raus:

Wie ich sehe hast du dich entschieden. Ich mich auch. Wird für uns beide die richtige Entscheidung gewesen sein! F.

Und ehe ich einen Rückzieher machen konnte, schickte ich die Nachricht ab. Bye Bye, Marco und Servus Erik. Ich legte mein Handy schnell auf den Glastisch und lehnte mich an Erik und murmelte: "Wollen wir noch irgendwas machen? Ich will mir das da oben eigentlich nicht geben."

Erik nickte und strahlte mich an: "Lass uns doch ein wenig um den Phönixsee spazieren gehen. Hast du Lust?". Dieses Mal war ich diejenige, die nickte und ich wendete meinen Kopf zu den Jungs: "Wollt ihr auch mitgehen oder wollt ihr euch den Porno da oben geben?". Mo bekam seinen nächsten Lachanfall: "Du bist mir eine, Feli. Aber nur, wenn es die beiden Turteltauben nicht stört."


Und so liefen wir 5min später zu viert um den Phönixsee. Mir war es egal, wo ich war. Die Hauptsache war, dass ich nicht da bin, wo er mit ihr ist

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Danke fürs Lesen, meine Lieben und danke für die über 700 Reads! :) Würde mich wirklich freuen, wenn ich Rückmeldung bekomme, weil ich so gar keine Ahnung habe, wie ihr es bisher findet.

Die Nummer 11Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt