35. Kapitel

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Marcos P.O.V:

Ich konnte meinen Augen kaum trauen, als ich sah, dass Felicia sich zu Erik heruntergebeugt hatte und ihn geküsst hatte. Ich konnte es nicht glauben, dass ich vor Wut und Schreck mein Glas herunterfallen ließ und sich die Scherben über den ganzen Wohnzimmerboden verteilten. Da stand sie tatsächlich und küsste vor meinen Augen einer meiner besten Kumpels. Nicht dass es mich stören würde, ganz im Gegenteil, eigentlich hätte ich mich für Erik gefreut...wenn es eine andere Frau gewesen wäre, die ihn küssen würde. Wenn es nicht Felicia gewesen wäre. Was macht diese Frau mit mir?
Erst entscheide ich mich gegen sie, dann geht meine Freundin auf sie los und dann kann ich sie einfach nicht aus meinem Kopf bekommen. Ich wusste doch für wen mein Herz schlug und das war für meine aktuelle Freundin. Es schlug für Scar und nicht für Feli.

Trotzdem küsste sie ihn gerade nur, um mich zu provozieren. Um mir zu zeigen, dass ich einen Fehler gemacht habe und ich meine Chance vergeudet habe. Das wusste ich. Zumindest dachte ich das. Und genau diese Tatsache brachte mich zur Weißglut. Ich war genervt. Genervt von ihr und genervt von mir. Was, wenn ich die falsche Entscheidung getroffen habe? Was, wenn ich einfach auf mein Herz gehört hätte? Mensch Marco, dafür ist es jetzt eh zu spät. Wie heißt es so schön? Hätte, hätte, Fahrradkette. Ein Clown hatte ich anscheinend auch noch gefrühstückt.
Jetzt hat Erik ihr Herz erobert und so, wie ich Erik kenne, wird er sie so schnell auch nicht mehr hergeben. Ich war so wütend und so verletzt darüber, weil ich mir insgeheim wünschte, dass sie ihn nicht geküsst hätte. Dass wir vielleicht doch noch eine Chance gehabt hätten und dass sie mir vielleicht sogar hinterher gelaufen wäre. Wenn sie das gleiche wie ich gefühlt hat, dann hätten wir vielleicht eine Chance? Dann wäre sie mir hinterher gelaufen, oder?
Ich schaute die beiden immer noch an und sah, dass Feli sich langsam von Erik löste und ihn anlächelte. Er strahlte und Erik zog sie auf seinen Schoss. Mo und Julian klatschten und lachten: "Das war hollywoodreif, meine Lieben!", rief Moritz und Erik lachte. Sein Lachen war so echt und fröhlich. Feli hingegen hatte ihren Blick in meine Richtung fixiert und schaute erst auf das zerbrochene Glas und dann in meine Augen. Ihre Augen strahlten und ich konnte meinen Blick nicht von ihr nehmen. Das konnte ich fast nie, wenn ich sie ansah. Sie war so atemberaubend schön. Ihre blauen Augen wechselten zwischen meinen Augen und dem zerbrochenen Glas auf dem Boden. Ich konnte ihren Blick nicht deuten. War sie verletzt? War sie auf meine Reaktion gespannt?
Ich wusste nicht, was sie dachte, aber ich wünschte mir in diesem Moment, dass sie zu mir kommen würde und mit mir reden würden. Sie lächelte nicht, sondern schaute mich eher etwas triumphierend an. Nach dem Motto: Was du kannst, kann ich schon lange.. Hatte sie das nur getan, damit ich Reue und Eifersucht empfinde? Wenn ja, musste ich zugeben, ist ihr Plan aufgegangen.

Sie stand plötzlich auf und ging auf mich zu, doch anstatt mit mir zu reden, sammelte sie die gröbsten Glasscherben auf und ich beobachtete sie dabei. Erik strahlte immer noch vor sich hin. Feli hingegen lief samt den Glasscherben in ihrer Hand in die Küche und ich folgte ihr unauffällig. Sie schmiss die Glasscherben in den Müll und drehte sich erwartungsvoll zu mir um. Ich schaute sie fragend an und sie rollte nur genervt mit den Augen und verschränkte ihre Arme vor ihrer Brust. Ich fixierte wieder ihre Augen:

"Was sollte das gerade eben?", fragte sie mich ausdruckslos. Was?", antwortete ich ihr nur, ohne meinen Blick von ihr zu nehmen. "Alles.", sagte sie kühl. "Ich war nur verwundert, dass du einen meiner besten Freunde abknutscht." "Ach, daher weht der Wind", sagte sie und ich erkannte, dass sie leicht grinsen musste. Es war also tatsächlich ein Vorwand gewesen, um mich eifersüchtig zu machen. "Marco, ich kann abknutschen, wen ich will und wo ich will. Und nur zu deiner Information, ich habe es nicht getan, um dich eifersüchtig zu machen. Du wolltest mich nicht, erinnerst du dich? Und das akzeptiere ich voll und ganz." Lügen konnte sie auch nicht, das wusste ich von Anfang an. Wäre sie Pinocchio, wäre ihre Nase schon lange im Wohnzimmer angekommen. "Felicia, du hast Erik bewusst vor mir geküsst. Um mir nochmal unter die Nase zu reiben, dass ich vielleicht eine falsche Entscheidung getroffen habe. Aber du solltest ihn nicht als Ersatz nehmen." Ihre Augen weiteten sich. Ich hatte sie auf frischer Tat ertappt. Für einen kurzen Moment blickten wir uns einfach nur an, ehe sie als erstes wieder das Wort ergriff: "Marco...ich sehe ihn nicht als Ersatz. Ich mag ihn wirklich. Und du hättest dich anders entscheiden können, aber der Zug ist jetzt abgefahren." Die letzten Worte hatte sie geflüstert und ihren Blick schnell auf den Boden gerichtet, was mir noch mehr beweiste, dass sie log. Sie log sich selbst und mich an, um es sich einfacher zu machen. Doch der einfachste Weg war nicht immer der beste und der schönste!
Ich ging einen Schritt auf sie zu, nahm ihre Hände und verwebte sie mit meinen. Ich spürte wieder dieses Kribbeln und diese unbeschreibliche Wärme, die mich füllte, wenn sie da war.

Sie wehrte sich nicht und schaute mich nur an. Sie war verwundert. Ich löste meine einen Hand aus unserer Verwebung und strich zärtlich ihre Wange. Sie erschauderte bei meiner Bewegung und wirkte sofort nervös.

"Bist du dir wirklich sicher, dass der Zug schon abgefahren ist?", fragte ich sie und sie schaute mich nervös an. Ich beugte mich langsam zu ihr herunter und sie streckte sich mir entgegen. Sie konnte mir nicht sagen, dass sie mich nicht mehr wollte. Sie konnte mir genauso wenig widerstehen wie ich ihr. Kurz bevor ich sie küsste, drehte sie ihren Kopf schnell zur Seite: "Marco", flüsterte sie leise. Sie schaute mich wieder mit ihren eisblauen Augen an: "Wir können das nicht machen. Du hast ...sie." Sie traute sich gar nicht, Scarletts Namen auszusprechen. "Du kannst mir nicht erzählen, dass mein Zug abgefahren ist, Felicia." Sie lehnte ihren Kopf leicht gegen meine Brust: "Ist er auch nicht, Marco. Das wissen wir beide..", flüsterte sie und ich strich ihr durch die Haare. Der Moment war einerseits so magisch, aber andererseits dürfte das gar nicht stattfinden. Im anderen Zimmer saß Erik, einer meiner besten Freunde, der ernsthafte Gefühle für Felicia empfand und ich stand hier und hätte sie fast geküsst. "Marco, wir müssen uns jetzt endgültig entscheiden, was wir wollen. Und dieses Mal muss es eine endgültige Entscheidung sein.", sagte sie leise und ich nickte nur. Sie hatte Recht, das wäre das beste für alle Beteiligten.





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Wie findet ihr das Kapitel? Was denkt ihr, wie werden sich die beiden entscheiden? Und wird Feli sich für Erik entscheiden oder doch eher für Marco? Gebt mir auch gerne Votes oder eine generelle Rückmeldung :)

Die Nummer 11Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt