22. Kapitel

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Der nächste Tag verlief ruhig und ich verbrachte den halben Tag bei irgendwelchen Vorlesungen an der Uni. Jedoch war ich mit meinen Gedanken nicht bei meinem Journalismus-Studium, sondern wieder nur bei Marco. Dieser hatte mir zwar nicht mehr geschrieben, aber tief in mir drinnen hatte ich es mir sehnlichst gewünscht, dass er mich nochmal anschreibt.
Erik hatte mir heute Morgen geschrieben, dass er mich heute abholen würde und wir dann noch irgendwas machen, damit ich mich nicht depressiv in meinem Zimmer einschließen würde. Ich freute mich zwar auf Erik, aber ich hatte mir trotzdem gewünscht, dass er Marco wäre. Ich atmete tief ein. Während mein Dozent irgendwas redete, was anscheinend wichtig war, hatte ich meinen Kopf auf meinem Arm abgestützt und schaute verträumt durch den Hörsaal. Ich probierte mich, so gut es ging, abzulenken, jedoch schweiften meine Gedanken immer wieder ab. 

Plötzlich stupste mich jemand an. Ich drehte meinen Kopf hastig zu der Person um. Markus grinste mich an: "Wo bist du denn mit deinen Gedanken? Sicherlich nicht bei Herrn Mitchel." Er kicherte leise und ich schüttelte nur den Kopf: "Definitiv nicht. Ich verstehe gar nicht, wieso ich hier noch sitze. Ich könnte meine Zeit auch sinnvoller nutzen." Markus runzelte seine Stirn: "Was ist passiert?" Ich winkte nur ab: "Erzähle ich dir, wenn du mal Zeit hast. Ist eine lange Story." Er nickte nur und schaute mich besorgt an. 

Ich war unendlich glücklich, als Herr Mitchel die Vorlesung endlich beendet hatte. Ich schlenderte erneut mit Markus und Emma raus, die mir von ihren Plänen fürs Wochenende erzählten. Als wir das Gebäude verließen, konnte ich ihn schon von weitem erkennen. Erik lehnte lässig an eine Mauer und trug eine dunkle Sonnenbrille und eine Kappe. Ich lächelte ihm zu,  jedoch bekam ich sofort ein Deja-Vu, als ich ihn da sah. Er lehnte schließlich genauso entspannt an der Mauer wie Marco ein paar Tage zuvor. Trug genauso wie er eine Mütze und eine dunkle Sonnenbrille. Ich merkte sofort einen Stich in meinem Herzen. Ganz ruhig bleiben, Felicia. Marco ist ein Tabu-Thema in deinem Kopf und in deinem Leben. Er hat sich entschieden und damit musste ich nun mal klar kommen. Ich atmete ganz tief ein und verabschiedete mich von Markus und Emma, die mir nur total verdutzt hinterher sahen, als sie realisierten, dass ich auf Erik zusteuerte.

Dieser hob seinen Kopf und lächelte mich an: "Hey Kleine. Wie war die Uni?"                                                     Ich winkte nur ab: "Hör mir damit auf. Lass uns bitte einfach schnell diesen Ort verlassen." Erik lachte nur und zog mich dann zu seinem Auto. Er hielt mir die Tür auf und ich stieg schnell in sein Auto, bevor mich noch irgendwer sehen konnte. Denn genau das würde mir jetzt noch fehlen. Irgendwelche Paparazzi oder Mitstudenten, die Gerüchte streuen. Oder würde mir nicht genau das helfen? Würde ich Marco nicht genau damit eins auswischen? 

Erik riss mich aus meinen Gedanken: "Es tut mir wirklich leid, Feli, aber wir müssen nochmal kurz zum Trainingsplatz. Thomas will noch irgendeine Teambesprechung mit uns abhalten, aber ich nehme dich trotzdem mit." Mein Herz hörte kurzzeitig auf zu schlagen. Würde ich jetzt etwa auf Marco stoßen? In mir breitete sich Schweiß aus und ich wurde sofort nervös. Erik hatte meine Reaktion anscheinend beobachtet und sprach mir Mut zu: "Hey, du packst das. Marco wird sich schon nicht auf dich schmeißen und ich bin ja da." "Erik"; flüsterte ich leise,"ich bin noch nicht bereit dafür." "Soll ich dich heim fahren?", fragte er mich zuvorkommend. Ich wollte erst mit ja antworten, aber dann überlegte ich es mir anders. Ich würde das schaffen. Morgen würde ich es auch schaffen müssen und außerdem wollte ich ihn insgeheim wiedersehen. Ich wollte seine Reaktion beobachten, wenn ich mit Erik auftauchen würde. "Nein, ich komme mit. Je eher ich lerne, mit der Situation umzugehen, umso besser und schneller komme ich über ihn hinweg." Erik lächelte mich nickend an:"Eben. Und denk immer daran, dass wir alle hinter dir stehen. Deine Freunde, deine Familie. Und dass es auch noch andere Mütter mit schönen Söhnen gibt." Er zwinkerte mir zu. War das gerade ein Flirtversuch? Hatte er sich damit gemeint? Was eine dumme Frage. Natürlich hatte er sich damit gemeint. Mir fielen sofort die Worte von Ben ein, welcher genau das gleiche gestern Abend gesagt hatte. Stand Erik etwa auf mich? 

Erik riss mich erneut aus meinen Gedanken: "Feli, bist du bei mir?" Ich nickte nur und lächelte ihn an: "Sorry Erik, ich bin ab und an etwas verträumt." Er grinste nur und widmete seine Aufmerksamkeit wieder der Straße. Die Fahrt über sprachen wir viel und lachten auch viel. Erik brachte mich auf andere Gedanken und ich konnte fast gar nicht aufhören zu lachen. Ich fühlte mich bei Erik wohl und das gab ich ihm auch deutlich zu spüren. Als wir am Parkplatz vorm Signal Iduna Park ankamen, stiegen wir aus und ich probierte, nicht die Autos nach Marcos Auto abzusuchen. Erik grinste mich an und zog mich lachend Richtung Trainingsgelände. Ich setzte mein Lächeln auf und probierte, selbstbewusst neben Erik herzulaufen. Schon vom weiten konnte ich einige Männer erkennen, die im Kreis standen. Erik fluchte leise: "Ich bin mal wieder zu spät." Ich lachte los und pikste ihn in die Seite: "Das Beste kommt doch bekanntlich zum Schluss." Erik lachte noch mehr und wir näherten uns immer mehr der Gruppe. Als die anderen uns wahrgenommen hatten, drehten sich langsam alle um und Thomas strahlte übers ganze Gesicht: "Wenn ich gewusst hätte, dass du Felicia mitbringst, hätte ich den Grund für deine Verspätung sogar verstanden." Ich kicherte nur und stieß Erik in die Hüfte. Der wurde nur rot und stellte sich dann neben einen Mann mit schwarzen Haaren. Ich stellte mich neben Erik und lächelte fröhlich in die Runde. Als ich jedoch bei seinem Gesicht ankam, welches mir bis gerade eben nicht mal aufgefallen ist, erstarrte ich für einige Sekunden. Er lächelte mich mit seinem traumhaften Lächeln an und seine grünen Augen strahlten erneut um die Wette. Seine Haare waren wie immer perfekt nach oben gestyled und ich musste mich bemühen, nicht zu sabbern. Er grinste übers ganze Gesicht und ging sich mit der Hand durch die Haare..


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Das Kapitel ist bisschen langweilig geworden, aber das nächste wird wieder spannender. Danke fürs Lesen :)

Die Nummer 11Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt