34. Kapitel

2K 67 2
                                    

Felicias P.O.V:


Ich wusste es nicht. Er hatte mich mit der Frage total überrumpelt. Ich wusste nicht, ob ich Gefühle für Erik hatte. Ich wusste nicht, ob sie reichen würden, um eine mögliche Beziehung zu führen. Ich wusste nicht, ob ich das alles nur tat, damit ich überhaupt jemanden hatte, wenn ich schon nicht den haben konnte, zu dem ich mich seit der ersten Sekunde hingezogen fühlte. War es nicht eigentlich der, für den ich Gefühle empfand? Aber Erik fand ich auch gut. Ich mochte ihn, ich fand ihn gut und attraktiv. Und ein leichtes Kribbeln löste er ebenfalls in mir aus. Ich seufzte und schaute immer noch auf meinen cremefarbenden Teppich. Ich weiß nicht, wie lange diese unangenehme Stille zwischen uns schon herrschte, aber es fühlte sich an wie eine Ewigkeit. Erik schob mich plötzlich sanft von seinem Schoß und schaute mich enttäuscht an. Er amtete tief ein und fragte mich mit leiser Stimme: "Bist du dir unsicher, Feli? Wegen Marco?" Ich nickte und schaute ihn weiter an. Seine blauen Augen strahlten nicht mehr so und er lächelte auch nicht mehr. Sein Blick war traurig. Er seufzte kurz auf: "Ich weiß nicht ganz, was ich dazu sagen soll, außer dass er dich abgelehnt hat. Er will weiterhin Scarlett und du musst das akzeptieren." Ich wendete meinen Blick von ihm ab. Ich konnte es nicht ertragen, wie er mich ansah. So verletzt und enttäuscht. Er erhob sich von meinem Bett: "Wenn du dir über deine Gefühle im Klaren bist, sag mir Bescheid." Und mit diesen Worten verließ er mein Zimmer und hinterließ eine unangenehme Kälte. Kennt ihr das, wenn Menschen die ganze Wärme, die ihr gespürt habt mit sich nehmen und ihr euch nur noch alleine und verlassen fühlt? Genauso ging es mir. Mal wieder. Ich wurde schon wieder allein gelassen. Obwohl dieses Mal war es meine Schuld. Ich hatte viel zu lange darüber nachgedacht, ob ich was für Erik empfinde oder nicht anstatt auf mein Herz zu hören. Obwohl ich auch bei diesem nicht wusste, was es empfindet.

Ich verließ mein Zimmer und schlich ins Wohnzimmer. Ben und Sarah lagen auf der Couch und fraßen Chips und schauten sich irgendeine Serie an. Sie hoben beide zeitgleich ihre Köpfe, als ich das Zimmer betrat. Sarahs Augen weiteten sich sofort und sie sah erschrocken auf die Chips-Packung und dann zu mir: "Es tut mir so leid, Feli! Ich kauf dir auch neue Chips." Wie so oft hatte sie wieder meine Chips aufgegessen, was mich normalerweise zur Weißglut brachte. Aber dieses Mal ging es mir ehrlich gesagt ziemlich am Allerwertesten vorbei. Als beide merkten, dass es mich nicht störte, schauten beide ziemlich dumm aus der Wäsche. Anstatt sie aber aufzuklären, trottete ich einfach zu ihnen und setzte mich auf die Couch und fing an zu schluchzen: "Ich mache einfach alles falsch." Die beiden rutschten automatisch zu mir und ich legte meinen Kopf auf Bens Bauch und er strich mir sachte durchs Haar. Ich erzählte ihnen von der ganzen Story, auch von dem Kuss und dass Erik mir seine Gefühle gestanden hat. Sarah aß ununterbrochen ihre Chips, weil sie so aufgeregt war und Ben sagte gar nichts und streichelte mich einfach nur. Als ich fertig erzählt hatte, schaute ich Sarah und Ben erwartungsvoll an. Ben zuckte nur mit den Schultern und Sarah schaute aus dem Fenster: "Das Problem ist, dass wir auch nicht wissen, wie du für wen fühlst. Fest steht, dass du dich zu Marco hingezogen fühlst, da wahrscheinlich auch eine Spannung zwischen euch ist und die wird wahrscheinlich auch immer bleiben. Mag sein, dass ihr angeblich füreinander bestimmt seid, obwohl du das nicht sagen kannst. Ihr kennt euch schließlich erst seit kurzem und naja, mal davon abgesehen, dass er dir gesagt hat, dass er sich für seine Barbiepüppchen entschieden hat, fällt der schon mal weg. Für Erik empfindest du was, zumindest habe ich das jetzt so raus gehört. Du fandest den Kuss schön. Und du magst ihn gerne. Deine Augen strahlen sogar ein wenig, wenn du von ihm erzählst, Süße!" Sarah lächelte mich aufmunternd an und ich zwang mir ebenfalls ein Lächeln auf die Lippen. Ben stimmte Sarah zu: "Das meine ich auch. Und du musst doch erstmal sehen, wie sich das alles entwickelt, Feli." Beide hatten Recht. Ich sollte einfach schauen, wie es sich zwischen mir und Erik entwickelte und Marco vergessen. Es wurde Zeit, Platz für einen neuen Kerl in meinem Herzen zu schaffen. Ich musste es Erik unbedingt sagen!

Ich zog eilig meine Schuhe an, hastete die 20 Stockwerke unseres Wohnhauses nach unten und rannte zur nächsten U-Bahnstation. Jedoch fiel mir auf, dass ich gar nicht wusste, wie ich zu Eriks Wohnung kommen sollte und hastete die Treppen wieder zurück ins Freie. Ein Hupen brachte mich aus meinen Gedanken und ich schaute wütend zu dem Auto. Mein bester Freund strahlte mich lachend aus unserem alten WG-Golf an: "Brauch da jemand ein Taxi?" Ich hetzte ins Auto, dankte ihm und Ben fuhr los. Nach 20 Minuten kamen wir endlich an der noblen Villa an und ich ging mit schnellen Schritten und einem schnell pochendem Herzen den Weg zur Wohnungstür entlang. Ich fasste mir ein Herz, atmete tief ein und drückte mit zitternden Händen die Klingel. 

Ich hüpfte von einem Bein aufs andere und probierte angestrengt meine Nervosität in den Griff zu bekommen, als sich die Tür öffnete. Ich schaute nach oben und erschrak kurzzeitig, als ich sah, wer mir die Tür aufmachte. Das hatte ich komplett vergessen. Er lebte ja auch hier. Er schaute mich kurz an und wendete dann seinen Blick von mir. Ich schob mich hastig an ihm vorbei und eilte ins Wohnzimmer. Zu meinem Glück saß Erik tatsächlich im Wohnzimmer und aß Joghurt, während Moritz und Julian FIFA zockten. Machten die eigentlich auch irgendwas anderes außer FIFA und Fußball spielen? Ich bezweifel das. 

Marco trat hinter mich und ich wendete meinen Blick kurz zu ihm. Als ich ihm in die Augen sah, merkte ich erneut dieses unbeschreibliche Kribbeln und diese umhüllende Wärme. Ob er es wohl bereute, dass er sich nicht für mich entschieden hat? Wenn nicht, dann wäre es jetzt der richtige Moment, ihn endlich Reue spüren zu lassen, dachte ich mir und ich wendete meinen Blick schnell von ihm ab und ging mit schnellen Schritten auf die Couch zu, auf der Erik saß. Dieser schaute mich verwundert an, doch ich zögerte nicht lange und entriss ihm seinen Joghurt. Er legte seine Stirn in Falten, doch bevor er irgendwas sagen konnte, legte ich meine Lippen sanft auf seine. Das letzte, was ich noch mitbekommen hatte war, dass irgendjemand irgendwas fallen gelassen hatte..


---

Das war das 34. Kapitel. Danke fürs Lesen. Wäre wirklich lieb, wenn ich eine Rückmeldung von euch bekomme. Und wer glaubt ihr, hat was fallen gelassen? Und denkt ihr, Marco wird sich langsam darüber ärgern, dass er Feli keine Chance gegeben hat? Ich wünsche euch schon mal eine gute Nacht und bis zum nächsten Kapitel

Die Nummer 11Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt