Neuanfang

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"Benny, hilf mir mal mit dem Karton!", rief ich meinem Bruder zu, welcher kurz darauf neben mir stand.

"Klar Schwesterherz.", antwortete er mir ironisch und wuschelte dann durch meine Haare.

Ich schubste ihn genervt und zusammen trugen wir die letztens Kartons raus. Unsere Eltern waren bereits im neuen Haus, um sich um die wichtigen Unterlagen zu kümmern.

Mein Bruder und ich mussten warten, bis sie wiederkamen, um die restlichen Kartons und uns abzuholen. Wir wussten beide nicht wirklich, wie das Haus aussah. Und wir freuten uns auch nicht wirklich auf den Umzug. Ich hatte hier meine ganzen Freunde, meinen Nebenjob und meine Schule, die ich wirklich mochte. Benny ging es genauso.

Jetzt mussten wir mehr als 200 Kilometer weit weg von hier leben, eine neue Schule finden, neue Freunde und einen neuen Job.

Benny und ich saßen lustlos in unserem leeren Wohnzimmer auf dem Boden herum. Er war genauso in Gedanken versunken wie ich, er fühlte sich ebenfalls nicht wohl bei dem allen.

"Mach doch nicht so ein Gesicht, Lea. Es ist bestimmt nicht so schlimm.", versuchte er mich aufzumuntern.

Verwirrt guckte ich ihn an.

"Du hast genauso wenig Bock wie ich.", meinte ich und brachte ihn dadurch zum Schmunzeln.

"Komm, Mama und Papa sind draußen.", sagte er nach ein paar Minuten und wir luden mit ihnen zusammen den restlichen Kram ein.

Kurz darauf saßen wir zusammen in unserem Auto, auf dem Weg zu unserem neuen Zuhause.

"Na, aufgeregt?", fragte meine Mutter und drehte sich zu uns um.

Benny guckte sie irritiert an und ich steckte einfach meine Kopfhörer in meine Ohren. Das dürfte als Antwort ausreichen.

Gegen 22 Uhr waren wir dann da und räumten alles restliche in das Haus. Es war ziemlich groß, aber das hatten uns unsere Eltern schon versprochen. Normalerweise könnten wir uns sowas gar nicht leisten, aber die Hälfte hatte der Chef meines Vaters gezahlt. Als Art Entschädigung für den Umzug und das quasi komplett neue Leben. Ich fands ehrlich gesagt ziemlich bescheuert, für mich war es keine Entschädigung.

Für die ersten Tage teilte ich mir das Zimmer mit Benny da meins gestrichen wurde und der Boden ausgetauscht werden sollte.

Wir lagen also gerade zusammen im Zimmer, ich auf seinem Bett, er auf meiner Matratze. Wir hatten einen Deal gemacht, die ersten Tage durfte ich auf dem Bett schlafen, die restlichen er.

"Freust du dich schon auf die Schule?", fragte er mich und als Antwort bekam er ein Kissen gegen seinen Kopf.

"Ach komm schon, Lea. So schlimm wird es nicht sein."

"Das sagst du nur, weil du auch nicht in die Schule musst! Eine Uni ist viel gechillter als eine ganz normale Schule. In der Uni gibt es auch nicht solche Cliquen oder solche Zicken und... ach du weißt was ich mein.", gab ich verzweifelt zurück.

"Du übertreibst völlig. Morgen nach der Schule wirst du sehen, dass es gar nicht so schlimm ist. Und jetzt gehen wir schlafen, wir müssen früh raus."

Und mit diesen Worten legten wir uns beide schlafen.

Meine Nacht war leider ziemlich kurz und Benny weckte mich.

"Man, Lea. Hörst du deinen Wecker nicht?", fauchte er und schüttelte mich.

"Doch, aber wir kommen gerade nicht so gut mit einander klar. Er ist sauer auf mich, weil ich ihn so wenig beachte.", meinte ich ironisch und erhob mich.

Two loversWo Geschichten leben. Entdecke jetzt