Peeves

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Nach diesem ausgesprochen unterhaltsamen Frühstück machte ich mich schnellen Schrittes auf
zu meiner ersten Stunde.

Mit einem Stapel Muggelmärchenbücher auf dem Arm und einem Lächeln auf dem Gesicht stieg ich die Treppen in den dritten Stock empor, nur um schon auf halben Wege Peeves' kreischendes Gelächter zu hören, gefolgt von den panischen Schreien mehrerer Schüler.

Schnell bog ich um die Ecke, und sah den Poltergeist eine Gruppe meiner Schüler mit einer undefinierbaren Flüssigkeit bespritzen, die offenbar bunte Punkte auf der Haut hinterließ.
Wütend rauschte ich auf die völlig hilflosen Schüler zu, meinen Zauberstab im Anschlag.

Meine Stimme hallte durch den Gang, als ich meinen Schutzzauber aussprach, ein weißes Licht brach aus meinem Zauberstab hervor, stieg auf und formte sich über uns zu einem riesigen Schild, ähnlich einem Regenschirm.

Peeves Bombardement konnte uns nun nichts mehr anhaben. Trotzdem war ich noch nicht fertig mit ihm:

,,Peeves, hören Sie sofort auf damit!
Das hier ist ein Schulflur und kein Vergnügungspark! Wenn Sie nicht sofort aufhören, ständig meine Schüler zu terrorisieren, hole ich den Blutigen Baron persönlich hierher und dann haben Sie erstmal zutun, um aus dem Schlamassel wieder rauszukommen...!", meine Stimme überschlug sich fast.

Peeves, der bei der Erwähnung des Blutigen Barons sichtbar zusammengezuckt war, ließ erst einmal noch eine Salve dieses seltsamen Gebräus auf uns herabregnen, ehe er, offenbar noch einmal mutig geworden, antwortete:

,,Der Blutige Baron lässt sich nicht einfach herumkommandieren... schon gar nicht auf einer jungen Muggelkundelehrerin..."

Obwohl er mich frech angrinste war die Angst, die in seiner Stimme mitschwang, doch unüberhörbar.

,,Oh doch, das wird er, darauf können Sie sich verlassen! Und wenn Sie nicht bei drei aus diesem Flur verschwunden sind, dürfen Sie das noch heute erleben! EINS, ZWEI...",

ich wusste, dass ich den Mund ziemlich voll nahm, denn ich hatte in der Tat nicht die geringste Ahnung, ob der Blutige Baron mir wohlgesonnen war, geschweige denn,  meinen Befehlen Folge leisten würde, wenn es denn wirklich zum Äußersten kam.

So blieb mir vorerst nichts anderes übrig, als zu hoffen, dass allein die Drohung reichen würde, um Peeves zu vertreiben...

,,DREI!", rief ich entschlossen, es notfalls drauf ankommen zu lassen.

Doch zu meinen Glück hatte Peeves offenbar eingesehen, dass ein bisschen Zaubertrankverpritzen das Risiko, es mit dem Hausgeist von Slytherin persönlich zu tun zu bekommen, nicht wert war und verschwand laut gackernd durch die Decke.

Ich löste meinen Schildzauber auf und ließ meinen Zauberstab sinken.
In diesem Moment fiel mir auf, dass die Schüler, die ich vor dem Poltergeist gerettet hatte und die ganze Zeit neben mir gestanden hatten, während ich mit das Wortgefecht mit Peeves geliefert hatte, mich unverhohlen erstaunt anblickten.

Einen Moment lang herrschte absolute Stille, dann öffnete eine braunhaarige Gryffindor langsam dem Mund und sagte dann bewundernd:

,,Wie Sie Peeves zusammengestaucht haben... das bekommt sonst nur Professor McGonagall so hin."

D

ie anderen nickten.

Unwillkürlich musste ich lächeln.

,,Tja, manchmal muss man selbstbewusst sein, sonst kommt man nicht weiter. Aber jetzt müssen wir erstmal sehen, was wir mit euren hübschen bunten Punkten machen."

Einige hatten offenbar ganz vergessen, dass ich ihre Haut überall, wo sie mit der Flüssigkeit in Berührung gekommen war, von Punkten, die in allen Regenbogenfarben leuchteten, übersät war, oder es noch gar nicht mitbekommen, denn es ertönten einige entsetzte Aufschreie.

,,Bloß keine Panik, das werden wir schon wieder hinbekommen.
Ich schlage vor, Sie gehen jetzt erstmal alle gemeinsam in den Krankenflügel zu Madam Pomfrey und lassen sich dort behandeln.
Wir müssen zumindest verhindern, dass die Punkte größer werden, bevor versuchen, herauszufinden, was genau das für ein Trank war. Ein Zaubertrank, der bunte Punkte hinterlässt...seltsam...",
überlegte ich laut, nur um mich selbst zu unterbrechen, um die Schüler in den Krankenflügel zu begleiten.

Dort übergab ich sie der Obhut von Madam Pomfrey, die mir versicherte, sie würde auf jeden Fall die Ausbreitung der Punkte verhindern können, sich jedoch ebenfalls keinen Reim darauf machen konnte, was das für ein Gemisch gewesen war, dass Peeves verspritzt hatte.

Als ich mich auf den Weg zurück zu meinem Klassenzimmer machte, war sie gerade dabei, alle Schüler in Betten zu verfrachten.

Eine Viertelstunde nach dem eigentlichen Unterrichtsbeginn stand ich vor einer deutlich dezimieren Klasse, konnte jedoch immer noch nicht wirklich mit dem Unterricht beginnen, da ich einige Klassenkameraden der Verletzten, die die Situation mitangesehen hatten, beruhigen musste.

Als ich das geschafft hatte, war ich richtig froh, dass ich Muggelmärchen und -sagen zum Thema der Stunde gemacht hatte, denn diese waren auch für Zauberer sehr unterhaltsam, und lenkten sie von den jüngsten Ereignissen ab.

So verließ am Ende der Stunde eine Gruppe fröhlich plaudernder Schüler den Klassenraum, während ich die Bücher, mit denen sie gearbeitet hatten, wieder einsammelt, stapelte um sie dann auf dem Arm in Richtung meines Zimmers zu tragen.

Ich trat aus dem Klassenraum und wandte mich schwungvoll nach rechts. Gerade noch stieg mir ein unangenehmer, stechender Geruch in die Nase, ehe ich unsanft gegen etwas grau-braunes prallte.

Ich stolperte rückwärts, die Bücher glitten von meinen Arm und schlugen mit lautem Klatschen auf die Erde auf.
Als ich mein Gleichgewicht wiedergefunden hatte, sah ich, gegen was ich gerade gelaufen war.
Das grau-braune Etwas entpuppte sich als der Hausmeister von Hogwarts, Argus Filch.

Hogwarts Teacher Life Where stories live. Discover now