Im Krankenflügel

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Als ich schließlich vor der Tür von Madam Pomfreys Reich stand, waren meine Tränen getrocknet und es ging mir deutlich besser.

Es war, als hätte ich mir den Ärger, den die Begegnung mit Filch in mir ausgelöst hatte, von der Seele gelaufen.

Frohen Mutes stieß ich die Tür auf und trat ein.

Mein Blick fiel in einen langgestreckten, lichten Raum mit großen halbrunden Fenstern, an dessen Längsseiten mehrere Betten standen.

Vor dem einen konnte ich die schmale, in rot und weiß gekleidete Gestalt von Madam Pomfrey ausmachen, die sich über eines der Betten in der Mitte des Raumes beugte.

Um sie herum standen bereits die Professoren McGonagall, Flitwick und Sprout, sowie Gilderoy Lockhart, der Lehrer für Verteidigung gegen die dunklen Künste.

Erst als ich noch einige Schritte in den Raum herein gemacht hatte, sah ich, dass neben Madam Pomfrey noch jemand neben stand:

Severus Snape, mit einer kleinem kleinen Kristallfläschchen in der Hand, stand er da wie eine zu groß geratene Fledermaus.

Jetzt beugte er sich über den Schüler in dem Bett unter ihm und begann, ihm Tropfen für Tropfen von dem Gegenmittel einzuflößen, während Lockhart neben ihm heiter und aufgedreht wie immer im Expertenton ausschweifend seine Kommentare abgab:

,,Also ich würde ihm auf jeden Fall noch ein zweites Gegenmittel geben, vielleicht kennen Sie es noch gar nicht, es nicht sehr verbreitet, aber es hat mich nach meinem Kampf mit den Vetteln davor bewahrt, den Rest meines Lebens mit hässlichen Narben herumlaufen zu müssen, nachdem mir eine dieser Sabberhexen hinterrücks einen Fluch auf den Hals gehetzt hat - einen solchen Ausschlag hab ich mein Leben noch nicht gehabt, und ich habe ja nun wirklich schon viel erlebt- wirklich gerissene Geschöpfe, diese Vetteln. Aber ich war natürlich auf alle Eventualitäten vorbereitet und hatte die passenden Zutaten bei mir und konnte ihn mir ohne Probleme zusammenbrauen. Eigentlich ist er ganz simpel, man muss nur darauf achten, dass man die Fledermausmilz auch wirklich gar kocht, viele machen ja denn Fehler und nehmen sie schon viel zu früh vom Feuer, aber wenn man das weiß, bekommt man einen hervorragenden Trank zur Behandlung von Hautausschlag, ich habe zum Glück immer einige Zutaten dabei, ich denke, ich werde gleich mal anfangen mit dem Brauen, je früher sie den bekommen, desto besser für sie, sicher, Ihr Mittelchen ist auch nicht schlecht, Severus, aber meines ist um einiges wirksamer. Aber machen Sie sich keinen Vorwurf, der Trank wurde erst vor ein paar Jahren erfunden, und ist selbst den sonst so gut informierten Fachzeitschriften entgangen, ich habe das Rezept von einem alten Zaubertrankbrauer aus einem kleinen Bergdorf in Armenien bekommen, jedenfalls, ich denke mit beiden Zaubertränken zusammen, sollte das Problem bald beseitigt sein."

,,Nun, wenn Sie eine Vergiftung als akzeptable Lösung sehen, dann sicher.",
entgegnete Severus kalt und warf ihm gleichzeitig einen Blick zu, der jeden anderen hätte verstummen lassen.

,,Dass ihr Trank in keinem seriösen Artikel erwähnt wird, liegt daran, dass er zur Heilung von Ausschlag gänzlich ungeeignet ist."

,,Aber nein, Severus, ich sagte Ihnen doch, dass -"

,,Vielleicht verfügen Sie ja über den Normalsterblichen unbekannte Selbstheilungskräfte, die Ihren Ausschlag geheilt haben. Oder vielleicht hat Sie ja ihr vielfach prämiertes charmantes Lächeln gerettet und Ihre Vetteln haben Ihnen einen wirksameren Trank dagelassen, bevor sie ihren Fluch abgeschossen und sich aus dem Staub gemacht haben, wer weiß?"

Lockhart sah ihn verständnislos an, während Severus seinen Unschuldsblick aufgesetzt hatte und Lockhart direkt ins Gesicht sah.

Die ganze Situation war dermaßen ulkig, dass ich nur mit Mühe ein Lachen unterdrücken konnte, und als ich zu meinen Kollegen blickte, sah ich, dass es ihnen ähnlich erging.

Die Runde ging eindeutig an Severus.

Sichtlich um einen ernsten Ton bemüht, meldete sich schließlich McGonagall zu Wort:

,,Nun Gilderoy, ich denke, Severus weiß, was er tut. Und Sie müssen zugeben, dass er damit bisher immer richtig lag. Wenn wir aber mal wieder eine Todesfee in Hogwarts haben, sind Sie der Erste, der davon erfährt."

Ihr Blick traf auf meinen, und sie zwinkerte mir kaum merklich zu, nur um im nächsten Moment, scheinbar völlig überrascht, laut
,,Oh, Guten Tag, Donata, ich habe Sie gar nicht kommen hören!" zu rufen, und damit Lockhart zuvorzukommen, der sich gerade anschickte, den Mund zu öffnen, um etwas zu erwidern.

Auch Sprout und Flitwick drehten sich nun zu mir um, während Severus noch dem letzten Schüler sein Gegenmittel verabreichte.

Dann wandte auch er sich um, das Kristallfläschchen in der einen, den dazugehörigen Korken in der anderen Hand.

Mit einer bedeutungsvollen Geste verschloss er die Flasche wieder, nur um sie dann noch einmal gegen das Licht zu halten, und mit einem kritischen Blick ihren Inhalt betrachten, der sich nun dunkel gegen die einfallenden Sonnenstrahlen abzeichnete. Mit einem zufriedenen Nicken ließ er die Flasche in seinem Umhang verschwanden.

Zwei zu null für Severus.

,,Professor Apparance, wie erfreulich.
Vielleicht können Sie uns ja erhellen, was die Ursache für diesen höchst farbenfrohen Hautirritationen angeht.", kam es jetzt von ihm.

,,Nun, die Ursache hört auf den Namen Peeves. Er scheint Gänge zu Muggelkundeklassenräumen besonders anziehend zu finden, und war der Meinung, das ließe sich durch das Verspritzen eines mir unbekannten Zaubertrankes noch steigern. Zwar konnte ich durch einen Abschirmzauber noch größeren Schaden verhindern, aber etwas hatten meine Schüler doch schon abbekommen."

,,Wahrscheinlich müssen Sie mal wieder den Blutigen Baron auf ihn ansetzten, Severus. Ihnen gehorcht er ja aufs Wort.", sagte McGonagall.

,,Wahrscheinlich. Am besten kommen Sie gleich mit, Professor Apparance, dann wissen Sie, an wen Sie sich das nächste Mal wenden müssen.",

sagte er zu mir und dann, an Madam Pomfrey gewandt,

,,Ich werde auch noch einmal das Gegengift nachbrauen."

,,Ja, machen Sie das, dann brauche ich nicht so zu sparen, wer weiß, wie schnell wir das wieder wegbekommen."

Severus warf Lockhart noch einen triumphierenden Blick zu, dann rauschte er schon zum Ausgang.
In der Tür blieb er stehen.

,,Kommen Sie?"

Schnell machte ich mich daran ihm zu folgen. Als ich durch die Tür trat, warf ich noch einen letzten Blick über die Schulter in den von gleißendem Sonnenlicht durchfluteten Raum, dann schloss ich die Tür.

Hogwarts Teacher Life Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt