Der Dementor

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Die Fahrt mit dem fahrenden Ritter war genauso holprig wie immer.

Ich hatte den Bus sonst immer nur Tags über, gesehen. Nun, wo es schon so spät war, waren lauter Betten im Bus aufgestellt worden. Ich war begeistert. Ich amüsierte mich über Harrys Blick als wir fuhren, und erinnerte mich, wie ich reagierte hatte, als ich damals zum ersten Mal hier mit gefahren war. Harry und Stan redeten ein bisschen. Unterhielten sich unter anderem über Sirius Black. Wir fuhren durch die Gegend und ab und an stiegen ein paar andere Fahrgäste aus. Irgendwann waren nur noch Harry und ich übrig. »Lass hören, Neville«, sagte Stan als der letzte Passagier aus dem Bus war, und klatschte in die Hände, »wohin in London?«

»Winkelgasse«, sagte Harry.

»Na gut«, sagte Stan, »dann halt dich mal fest -«

Knall!

Wir donnerten über eine Hauptverkehrsader Londons. Ich schaute aus dem Fenster. Die Sonne ging langsam auf. Wir waren tatsächlich die halbe Nacht unterwegs gewesen. Nun, wo ich darüber nachdachte, merkte ich auch wie erschöpft und müde ich war. Aber jetzt sollten wir ja bald da sein, und dann könnte ich mich in ein Bett im Hotel legen und etwas schlafen. Ern trat jählings auf die Bremse und der Bus kam mit quietschenden Reifen vor einem kleinen, schäbigen Pub zum Stehen, dem Tropfenden Kessel, hinter dem das magische Tor zur Winkelgasse lag.

»Danke«, sagte Harry zu Ern und auch ich verabschiedete mich von ihm. Dann stieg ich aus und blickte zum Tropfenden Kessel. Und wen ich da sah, ließ mir das Blut in den Adern gefrieren!

»Na dann«, hörte ich Harry hinter mir zu Stan sagen, nachdem er die Koffer aus dem Bus getragen hatte. »auf Wiedersehen!«

Doch Stan reagierte nicht, in meinem Augenwinkel sah ich, dass auch er die Person entdeckte hatte, welche ich anschaute. Er kam direkt auf uns zu und ich war nicht fähig, mich zu bewegen oder irgendetwas zu sagen. Es war anscheinend doch, so wie Harry es gesagt hatte. Sie suchten ihn, weil er eine Straftat begangen hatte. »Da seid ihr ja, Lily...Harry«, sagte er. Er legte eine Hand auf Harrys Schulte rund lächelte mich an Und im gleichen Moment schrie Stan: »Wahnsinn! Ern, komm mal her! Komm her!« Ich sah wie Harry sich umdrehte und wie sein Gesicht einen entsetzten Ausdruck annahm.- wir waren geradewegs in die Arme des Zaubereiministers Cornelius Fudge gelaufen. Stan sprang neben ihn auf den Gehweg. »Wie haben Sie Neville gerade genannt, Herr Minister?«, fragte er aufgeregt. Fudge, ein beleibter kleiner Mann in langem Nadelstreifenumhang, sah abweisend und erschöpft aus. »Neville?«, wiederholte er stirnrunzelnd. »Das ist Harry Potter.«

»Ich hab's doch gewusst«, rief Stan schadenfroh. »Ern! Ern! Rat mal, wer Neville ist, Ern! 's ist Harry Potter! Ich kann seine Narbe sehen!«

»Ja«, sagte Fudge unwirsch. »Nun, ich bin sehr froh, dass der Fahrende Ritter Harry und Lily aufgelesen hat. Wir drei gehen jetzt rein in den Tropfenden Kessel -«

Eine gebeugte Gestalt mit einer Laterne kam durch die Tür hinter der Bar. Es war Tom, der in Weisheit ergraute zahnlose Wirt. »Sie haben sie, Herr Minister!«, sagte Tom. »Wünschen Sie etwas? Bier? Cognac?«

»Vielleicht eine Kanne Tee«, sagte Fudge, der Harry immer noch fest im Griff hielt. Ich trottete bedrückt hinter den beiden her. Hinter uns hörten wir ein lautes Kratzen und Keuchen und dann erschienen Stan und Ern mit unseren Koffern und Hedwigs Käfig. Sie sahen sich verwirrt um.

»Wieso haste uns denn nicht gesagt, wer du bist, he, Neville? «, sagte Stan und strahlte Harry an, während Ernies eulenhaftes Gesicht interessiert über Stans Schulter lugte. »Und einen Raum, wo wir ungestört sein können, bitte, Tom«, sagte Fudge ungeduldig. »Tschau«, sagte Harry bedrückt, und ich winkte zu Stan und Ern, während Tom den Minister zum Durchgang hinter der Bar wies. »Tschau.«, rief Stan. Tom ging mit erhobener Laterne voran, und Fudge geleitete uns durch den schmalen Gang in ein kleines Hinterzimmer. Tom schnippte mit den Fingern, ein kleines Feuer entflammte im Kamin und mit einer Verbeugung ging er hinaus. »Setzt euch doch«, sagte Fudge und wies auf ein paar Stühle neben dem Kamin. Harry setzte sich und ich folgte ihm. Ich beobachtete den Minister. Fudge zog seinen Nadelstreifenumhang aus und warf ihn beiseite, dann krempelte er die Hosenbeine seines flaschengrünen Anzugs hoch und setzte sich uns gegenüber. »Ich bin Cornelius Fudge, der Zaubereiminister.«

Die Geschichte von Lily Emily Potter (Harry Potter FanFiction) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt