19 - Wie ein Quokka

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Ich war als erste wach.

Flo hatte mir in der Nacht meine Bettdecke geklaut und Daniel schnarchte wie eine fette Kröte. Erholsamer Schlaf war etwas anderes.

Durchs Fenster schien die Sonne und lockte mich mit ihren Strahlen nach draußen.

Auf Zehenspitzen schlüpfte ich aus meinem Bett. Ich schnappte mir einen Pulli und begrüßte die Sonne mit einem müden Lächeln. Leise zog ich die Tür hinter mir zu. Es war deutlich wärmer als gestern Nacht im Wald. Die Luft roch frisch und an den Gänseblümchen klebten noch ein paar Tautopfen. Ich lief zu dem kleinen Steg, von dem man über den gesamten See gucken konnte. Es war eine Idylle, die seinesgleichen suchte. Monet hätte hier sicherlich ein Meisterwerk fabrizieren können. Die Sonnenstrahlen spiegelten sich auf der Wasseroberfläche, weshalb es aussah, als würde sich ein riesiger Kristall vor mir erstrecken. Ich setzte mich auf die Stegkante und ließ meine nackten Füße im kalten Wasser baumeln. Es war angenehm erfrischend.

„Du willst unbedingt eine Erkältung haben, oder?" Ich drehte mich erschrocken um und sah, wie sich Daniel neben mich setzte. „Deine Füße ins Wasser zu hängen, ist vielleicht nicht die beste Idee, nachdem wir dich gestern schon unterkühlt im Wald gefunden haben."

Seine Belehrung war wohl nicht ganz ernst gemeint, denn im nächsten Moment baumelten seine eigenen Füße selbst im See.

„War ganz schön aufregend gestern, oder?", erkundigte er sich und beobachtete eine kleine Entenfamilie, die an uns vorbeischwamm.

„Es ist echt blöd gelaufen."

„Definitiv. Ich hatte echt Angst, dass Flo jeden Moment einen Herzinfarkt bekommen könnte. Er wusste nicht mehr, wo unten und oben ist. Tu ihm das nie wieder an!"

„Also ob ich das mit Absicht gemacht habe!", brummte ich und versetzte die glatte Wasseroberfläche mit meinen Füßen in Wellen.

„Sag ich doch auch gar nicht. Ich wollte nur, dass du weißt, dass du ihm einen enormen Schreck eingejagt hast."

„Als ob ich das nicht weiß, du Klugscheißer!"

Daniel lachte, denn er wusste, dass ich es nicht böse meinte. Er nahm einen kleinen Kieselstein und schmiss ihn ins Wasser.

„Was läuft da eigentlich zwischen dir und Elyas?"

Ich spürte seinen Wissensdurst.

„Was soll da laufen?"

Daniel zuckte mit der Schulter.

„Das frage ich ja. Ich meine, es ist ja kein Geheimnis, dass eine Ganzkörperbeschreibung des jeweils anderen machen könntet und dabei selbst die Muttermale an den intimsten Stellen wüsstet, aber-."

„Daniel, das ist widerlich", unterbrach ich ihn.

„Was denn? Ist doch so! Also was seid ihr jetzt?"

„Freunde", lautete meine klare Antwort.

„Einfach nur Freunde? War der Sex mit ihm so schlecht?"

„Ach man, du bist echt ein Blödmann. Aber nein, es lag nicht am Sex. Wir haben einfach entschieden, dass es so besser für alle ist."

Daniel kicherte.

„Für alle? Also wenn es nach mir geht, könnt ihr ruhig weiter mit den Bettfedern ein Konzert geben und die Wände zum Wackeln bringen."

Meine Hand glitt blitzschnell ins Wasser und ich spritzte Daniel welches ins Gesicht.

„Das geht dich gar nichts an."

„Ihr wärt doch ein süßes Paar", fuhr er unbeirrt fort.

„Wir sind Freunde und kein Paar. Also falls du jetzt schon ne Hochzeit geplant hast, blas sie lieber wieder ab."

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