30 - Wie ich drohte zur Zimmerpflanze zu werden

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Ich riss die Tür zu Elyas Zimmer auf, wie es früher immer Mama gemacht hatte, wenn sie herausgefunden hatte, dass meine Sportsachen schon eine Woche in der Tasche gammelten, weil ich es mal wieder vergessen hatte sie in den Wäschekorb zu tun.

„Ist irgendetwas passiert?", erkundigte sich Elyas sichtlich irritiert über meine überfallartige Erscheinung.

Und ob etwas passiert war!

„Wo warst du am Freitagabend?", platzte es aus mir heraus.

Flo war mir nicht ins Zimmer gefolgt, doch ich war mir ziemlich sicher, dass er vom Flur aus lauschte.

„Zocken. Bei nem Kumpel. Das weißt du. Was soll das überhaupt? Warum fragst du es, als würde es hier um ein Alibi im Mordprozess gehen?"

„Weil du mich anlügst. Du warst nicht zocken!"

„Natürlich war ich das!"

„Nein!"

Ich stemmte meine Fäuste in die Seite.

„Doch, war ich! Wieso denkst du denn bitte, dass ich dich anlüge?"

„Weil du es tust!"

„NEIN!"

Mittlerweile hatten wir eine Lautstärke erreicht, sodass auch unseren Nachbarn der Streit nicht entgehen konnte.

„Schrei mich nicht an!"

„Dann sag du mir, warum du mich als Lügner darstellst!"

„Weil du mir gesagt hast, dass du bei Christian zocken warst. Flo war am Freitag bei diesem Christian und er hat dich weit und breit nicht gesehen!"

Jetzt war es raus und ich wollte eine Erklärung.

„Mein Gott, Ella. Als ob es nur einen Christian auf dieser Welt gibt. Es war einer aus meinem Medizinstudiengang. Flo hat den noch nie im Leben gesehen. Aber gut zu wissen, wie sehr du mir vertraust! Nämlich gar nicht. Vielleicht solltest du deine Eifersucht mal ein bisschen runterschrauben. Das ist echt kindisch."

Mein Mund stand offen. Einerseits wollte ich ihn weiter anschreien, weil er mit mir redete, als wäre er etwas Besseres. Als wäre ich ein dummes Kind und als würde er alles besser wissen. Doch auf der anderen Seite fühlte ich auch die Schamesröte in meinem Gesicht. Hatte ich ihm tatsächlich Unrecht getan? War ich wirklich krankhaft eifersüchtig? Falls das der Fall war und er mich wirklich nicht belogen hatte, dann blamierte ich mich gerade wie noch nie zuvor in meinem Leben.

Ich stand in seinem Zimmer und begann langsam Wurzeln zu schlagen. Bald würde ich als seine Zimmerpflanze durchgehen. Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Er hatte Recht, wenn er sagte, dass ich ihm nicht vertraute.

Elyas erhob sich von seinem Stuhl und kam zu mir. Er umfasste mein Gesicht mit seinen Händen.

„Ella, vertrau mir bitte! Ich würde dir nicht wehtun."

Sein Blick war intensiv und meine Knie wurden mit jeder Sekunde weicher. Es gab kaum ein besseres Gefühl als seine Aufmerksamkeit zu haben.

„Vertrau ihm nicht!", ertönte eine Stimme, die bis eben noch nicht im Zimmer war.

Elyas und ich drehten uns in Richtung Tür.

Es war Daniel.

„Was meinst du?", erkundigte ich mich sofort.

Meine Knie waren nun nicht mehr existent. Ich hielt mich an Elyas fest, auch wenn ich nun ein unbehagliches Gefühl hatte.

„Ich habe dir gesagt, dass ich nicht zwischen den Fronten stehen will", richtete Daniel das Wort an mich. „Aber genau das tue ich momentan. Ich wollte mich eigentlich nicht in euren Beziehungskram einmischen, aber ich mag dich zu sehr, Ella. Und ich habe keinen Bock zuzusehen, wie er dich von vorne bis hinten verarscht."

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