21 | Zwei Jahre später

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EPILOG

"Alexandra, geh da weg! Du zerstört die gesamte Dekoration!" Piper sprang von ihrem Stuhl auf und langte nach dem kleinen Mädchen, das ihre Patschehändchen tief in Papiergirlanden versenkt hatte.

"Girlande nicht putt-macht!", jammerte das kleine Ding und wandte sich hilfesuchend zu mir um. "Tante Lexi, sag was."

Ich seufzte auf und pflückte mein kleines Patenkind aus den Armen ihrer Mutter. "Ich weiß, dass du nur schauen wolltest. Deine Mutter ist nur ein wenig gestresst."

Piper warf mir einen besorgten Blick zu. "Pass auf, dass sie dir nicht auf dein Kleid kotzt. Das gleiche hat sie letzte Woche bei Lady Grant gemacht."

Ich ließ mich wieder auf das Sofa fallen, und Klein-Alexandra riss an meinem Haar. "Ach, es ist doch nur ein Kleid."

Piper blitzte mich böse an und nahm einen kräftigen Schluck aus dem Sektglas neben ihr auf dem Abstelltisch. "Nicht irgendein Kleid. Dein viertausend-Dollar-Hochzeitskleid."

Ich wippte meine Namensvetterin auf meinen Beinen. "Warum so entnervt?"

"Du hast mir nie gesagt, dass Hochzeiten organisieren so ein Stress ist." Sie stöhnte und presste sich das Sektglas gegen das Gesicht. "Und warum müsst ihr beide unbedingt in Florida heiraten?"

Ich lachte. "Glaub mir, Pipes, ich hab mein Leben lang genug von Landhochzeiten."

Alexandra Nummer 2 war inzwischen friedlich in meinen Armen eingepennt und ich übergab sie Piper, die ihr die schweißnassen Haare aus dem Gesicht strich.

"Bei dir ist sie immer so ruhig", stellte sie fest. "Ich wusste doch, dass wir sie Alexandra nennen sollten. David war ja ganz hingerissen von Evangeline, nach seiner Großmutter."

"Ich weiß nicht, ob du wirklich willst, dass deine Tochter in meine Fußstapfen tritt."

Ich stand auf und stellte mich ans Fenster des Appartements von dem aus man den Strand überblicken konnte.

Piper folgte mir und legte mir einen Arm um die Schulter. "Lexi Williams, du bist der singulär tollste Mensch, der mir jemals begegnet ist. Wenn meine Tochter auch nur halb das Mädchen wird, das du bist, dann habe ich als Mutter mein Ziel erreicht."

Ich sah sie zweifelnd an. "Ich bin heute vier Mal über meine eigenen Füße gestolpert."

"Du hast vier Wochen lang die New York Times Bestsellerliste angeführt, Madame." Sie versuchte ein paar losgelöste Haarsträhnen wieder in meine Frisur zu stecken. "Ich kann immer noch nicht glauben, dass du tatsächlich über unsere Hochzeit geschrieben hast."

Ich grinste, und während Piper die Tür öffnete, um ein wenig frische Luft in den Raum ziehen zu lassen, wanderten meine Gedanken zu ihrer Hochzeit vor inzwischen mehr als zwei Jahren zurück.

Seit damals hatte sich viel verändert. Ich hatte tatsächlich ein Buch publiziert, Evan hatte seine Karriere als Formel-1-Fahrer an den Nagel gehängt und hatte sein umfangreiches Fachwissen in andere Bereiche investiert, die weniger destruktiv waren.

David und Piper waren nur knappe neun Monate nach ihrer Hochzeit Eltern einer wunderbaren Tochter geworden, und hatten mich gebeten ihre Patentante zu sein.

Irgendwann an einem regnerischen Wintertag in Seattle, Washington hatte Evan mich gefragt, ob ich ihn heiraten wolle und ich hatte ohne zu überlegen zugestimmt.

Und hier stand nun, nur sechs Monate später, in einem schlichten, aber wahnsinnigen teuren Hochzeitskleid und wartete darauf, dass meine Schwestern mir grünes Licht gaben, um hinab zum Strand zu gehen, wo die Zeremonie stattfinden würde.

Diese gesamte Angelegenheit würde längst nicht so pompös werden, wie die unserer Vorgänger, das hatten wir beide einhellig entschieden, denn sowohl Evan als auch ich waren bleibend traumatisiert von dem Stress und der Aufruhr, der wir damals in Fellsridge Manor ausgesetzt worden waren.

Georgie hatte es zwar trotzdem hinbekommen, im Krankenhaus zu landen — diese tropischen Käfer haben es ganz schön in sich — aber ansonsten waren die vier Tage, die wir hier auf Sanibel Island verbracht hatten, eher ereignislos verlaufen.

Gerade, als Piper mit dem Durchlüften der Räumlichkeiten fertig war, öffnete sich die Tür und Katherine, gefolgt von Georgie und Izzy betraten den Raum unter lautem und schrillem Gekreische.

"Es ist alles bereit!", rief Izzy und zog mich an der Hand aus dem Zimmer. "Jetzt komm endlich, Lexi!"

***

Die Sonnenuntergänge auf Sanibel waren die schönsten.

Das azurblaue Meer war auf einmal in dunkelrote Farben getränkt und der Sand der Strände begann golden zu glitzern.

Evan und ich waren hier einmal vor Ewigkeiten gewesen und hatten gescherzt, dass wir hier heiraten würden, falls der unwahrscheinliche Fall jemals einträte.

Naja, was soll ich sagen?

Jetzt stand ich hier auf einem abgesperrten Bereich des Strandes von Sanibel, barfuß und mit einem Blumenkranz im Haar und wartete darauf, dass der Pfarrer uns die Ringe ansteckte.

Evan schien seinem Sermon überhaupt nicht zu folgen, sein Blick wanderte abwechselnd von mir zu der Sonne, die inzwischen schon beinahe im Meer versunken war.

Wir standen unter zwei hohen Palmen und hinter uns, auf einen schmalen Holzsteg unsere Gäste, stolze zwölf Stück, immer noch doppelt so viele, wie Evan einladen hatte wollen.

Piper hatte Tränen in den Augen, und als Alexandra Junior nach vorne stakste, um die Ringe zu überreichen, fielen meine und ihre Mum in ihr Geschluchze mit ein.

Izzy, die im letzten Halbjahr einen Fotographie-Wettbewerb gewonnen hatte, schoss unablässig Fotos von allem was sich bewegte (oder auch nicht) und ich konnte beinahe spüren, wie glücklich sie war.

Katherine, die übrigens niemals richtig mit Lord Mountbattens Enkelsohn zusammengekommen war, stand zwischen Mum und Georgie, deren Arm vom Käferbiss noch in die Schlinge steckte.

Ich war so vollendet glücklich, sie alle um mich herum zu haben, und Evan vor mir, dass ich zuerst überhaupt nicht realisierte, dass der Pfarrer endlich zu einem Ende gekommen war.

Evans Lippen auf meinen nach der Aufforderung, die Braut zu küssen, hatten sich selten so gut angefühlt, wie an diesem heißen Sommertag auf dem schönsten Strand von Sanibel.

Und da ich diese Geschichte nicht mit einem Kuss beenden will, tue ich das lieber mit dem Tanz nur wenige Stunden später in einer kleinen Strandbar, als alle Gäste sich zurückgezogen hatten.

Letzten Endes waren das doch immer die schönsten Momente zwischen uns beiden.

THE END


The Best ManWo Geschichten leben. Entdecke jetzt