16 | Margarets Fehler

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Eine Weile war es ganz leise im Zelt, und ich machte sofort ein paar Schritte von Evan weg, als hätten wir etwas Verbotenes getan.

Natürlich war das Schwachsinn, Amelia war immerhin diejenige gewesen, die Evan verlassen hatte und nicht andersherum.

Und trotzdem — sie hatte unweigerlich etwas an sich, dass mir das Gefühl gab, sie sei die Unschuldige und ich der ungewollte Eindringling.

Ihr Blick wanderte von Evan zu mir und sie betrachtete mich einmal von oben bis unten, bevor sie missbilligend ihren reizenden Mund verzog.

Evans Blick war überrascht und nicht halb so abweisend, wie ich es mir gerne gewünscht hätte.

Sein Mund formte ihren Namen und sie blickte sich siegessicher zu mir um, als wollte sie mir sagen: Siehst du, Eindringling, du bist ein Nichts neben mir.

Amelia war wirklich hübsch, noch schöner als auf den Umschlägen ihrer Bücher, mit denen man mich ohne Untertreibung aus jeder Buchhandlung jagen könnte.

Ihr blondes Haar war zu einem unordentlichen Dutt aufgetürmt und sie trug ein eng anliegendes Kleid, das viel zu glatt und ordentlich aussah, als dass sie er auf einem Transatlantik-Flug getragen haben könnte.

David war der erste, der sich in irgendeiner Weise zu Wort meldete: "Amelia, was machst du hier? Ich erinnere mich nicht, dich eingeladen zu haben."

Sie ließ ein perlendes Lachen vernehmen. "Hast du auch nicht, mein Guter." Dann machte sie ein paar Schritte nach vorne ins Zelt und mit jedem Fuß, den sie auf mich zukam, wuchs der Drang in mir, ihr ins Gesicht zu schlagen.

Diese selbstgefällige Möchtegern-Autorin. Sogar Nicolas Sparks hatte neben ihr noch irgendeine Art von Niveau.

"Lady Margaret hat mich eingeladen." Sie lächelte zuckersüß und David blickte sich ungläubig zu seiner Mutter um, die im hinteren Bereich des Pavillons bei den Tanten saß.

"Ich dachte, wir wollten für diesen feierlichen Anlass mal etwas Frieden in diese Familie bringen", rechtfertigte sie sich sogleich. "Lucas und Evan sollen ihre kindischen Zankereien endlich beiseite legen."

In Amelias Blick flackerte Triumph auf. Offenbar gefiel es ihr zu hören, dass ihre Person immer noch Grund für eine ganze Reihe an Streitereien am anderen Ende des Globus war.

"Mum!", rief David wütend. "Du bist wirklich so—"

Wir würden nie erfahren was Lady Margaret denn genau sei, da er mitten in seinem Ausruf aus dem Zelt stürmte, Piper dicht hinter ihm.

Am liebsten hätte ich die Verfolgung aufgenommen, aber in diesem Augenblick spielte sich etwas entschieden Spannenderes ab.

Lucas war durch den Lärm im Zelt angezogen geworden, wahrscheinlich hoffte er, irgendjemand hätte Evan mit einer Bierflasche eins übergezogen und er würde nun kommen um dem Verantwortlichen seine immense Dankbarkeit auszudrücken.

Als er dann jedoch seine Angebetete, für die er alles zurückgelassen hatte, ein paar Meter von Evan entfernt stehen sah, wandelte sich seine Laune schlagartig.

"Amelia...?"

Diese sah ihre Chance gekommen. "Da seid ihr ja. Lucas und Evan, schwarz und weiß, Tag und Nacht."

Mir wurde fast schlecht.

"Hör auf, sie gegeneinander auszuspielen, Hadaway." Ich war überrascht, wie kalt meine Stimme klingen konnte.

Ihr Blick schnellte zu mir. "Ah, und du bist...?"

"Lexi Williams."

Erkenntnis flammte in ihren Augen auf. "Der Name kommt mir entfernt bekannt vor, kennen wir uns?"

The Best ManWo Geschichten leben. Entdecke jetzt