12 | Sir Evan und Lady Lexi

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"Falsch!!", kreischte Margaret über den gesamten Platz und die Arbeiter hielten verwirrt inne. Sie waren gerade dabei gewesen, den Inhalt ihres Umzugswagens eher apathisch auf den Kies vor dem Haus abzuladen, und dann schneller wieder zu verschwinden, als man Kritik an der Gleichgültigkeit ihrer Arbeit leisten konnte. "Die Stühle müssen hinter das Haus oder erwarten Sie, dass wir die Zeremonie auf dem Parkplatz durchführen!!"

Ich stand in der Tür, mit Sir Mäusekiller auf dem Arm und grinste.

Seit Evans Wiedereinführung in die Familie vor drei Tagen war Margaret zwar fröhlicher, aber auch um einiges unversöhnlicher geworden.

Jetzt, da Evan wieder ein vollwertiges Mitglied der Familie war, würde alles schlichtweg perfekt sein müssen.

Dementsprechend wenig Verständnis hatte sie für Arbeiter, die versuchten, ihre Pflicht so angenehm wie möglich zu gestalten.

"Heute Abend muss alles stehen!!", hörte ich Margaret noch rufen, dann tauchte ich wieder in den Eingangsbereich ab.

Eigentlich hatte ich ihr nur als helfende Hand zur Verfügung stehen wollen, aber langsam hatte ich das Gefühl, dass Lady Scott-Malham keinerlei Unterstützung meinerseits bedarf.

Auf den Weg in die Küche, es war fast fünf Uhr und das bedeutete bei den Engländern Tee und Scones, begegnete mir Mary.

Sie trug ein paar Nippes-Figurinen an mir vorbei, aber ich hatte es schon vor einer Weile aufgegeben, Fragen zu stellen.

In der Küche traf ich auf Piper, die in alten Familienfolianten blätterte und war überrascht zu sehen, dass Evan hinter ihr stand und gelegentlich auf ein paar der Bilder verwies und einen Kommentar abgab.

Unsere Gesprächsbasis war seit dem Zwischenfall in London und der ersten allgemeinen Versöhnung, wie Piper sie inzwischen nur noch nannte, eher gering gewesen.

Seltsamerweise vermisste ich ihn.

Natürlich auf eine rein platonische Art. Er war gute Gesellschaft, wenn er nicht gerade einer seinen Launen unterlag.

"Hallo", grüßte ich und zog den Teller mit Scones zu mir heran.

Piper sah auf und lächelte, während Evan mir ein verhaltenes Nicken entgegenbrachte.

Hinter dem Wintergarten, durch den man in der Küche den perfekten Überblick über den Garten hatte, trugen die Arbeiter hunderte von fein verzierten Metallstühlen an uns vorbei und mir graute bereits jetzt bei dem Gedanken, sie alle schmücken zu müssen.

"Was macht ihr?", fragte ich neugierig und schob meinen Stuhl in ihre Richtung. Piper hob das Fotoalbum an, sodass ich einen kurzen Blick auf das Innere werfen konnte.

Reihenweise Familienporträts, wer hier nach erpressungswürdigen Baby-Fotos von Evan Ausschau hielt, der war wohl falsch.

Ugh. Gab es in dieser Familie eigentlich nichts, worüber man sich lustig machen konnte?

Alles an den Scott-Malhams war eher bewundernswert oder geradeaus dramatisch.

"Wo ist David?", fragte ich, bloß um irgendeine Form von Konversation in Gang zu bekommen. "Ich habe seit heute morgen nicht mehr zu Gesicht bekommen."

"In der Stadt", antwortete Piper. "Er holt seinen besten Freund vom Flughafen ab. Die beiden haben sich seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen und wahrscheinlich sind sie in irgendeinem Pub."

"Er kommt zur Hochzeit?"

Sie nickte.

Ich streckte mich, während Evan betont unauffällig ein paar Schritte zurücktrat und sich auf einen der cremefarbenen Armstühle sinken ließ.

The Best ManWo Geschichten leben. Entdecke jetzt