9 | Offenbarungen und Buchkritiken

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Piper war die erste, die auf irgendeine Weise Reaktion zeigte.

"Was glaubt ihr eigentlich, was ihr hier tut?!" Ihre Stimme schallte laut und durchdringend durch den Hintergarten und veranlasste Evan und Lucas für einen Moment irritiert innezuhalten.

Ich nutzte diesen kurzen Augenblick der Verwirrung, um auf die beiden zuzustürmen, und Lucas mit Schwung von Evan herunterzureißen, der gerade ausgeholt hatte, um diesem einen Kinnhaken zu verpassen. Lucas wirkte von meinem Eingreifen total überrascht, Evan bloß milde beeindruckt.

"Ihr zwei", fauchte ich, "seid mit Abstand die nonchalantesten Kotzbrocken, die ich jemals das Pech hatte zu treffen."

Evan öffnete den Mund, um mir Protestworte entgegenzuwerfen, schloss ihn aber wieder, als ich ihm einen abfälligen Blick zuwarf.

Lucas hingegen schien von meinem Ausbruch ehrlich betroffen zu sein, denn er rappelte sich sofort auf und versuchte, mich zu beschwichtigen.

"Es ist Piper und Davids Hochzeit, eigentlich sollten alle glücklich sein und sich des Lebens und der Liebe erfreuen, aber ihr beide", ich schoss einen angewiderten Blick auf beide ab, "habt nichts Besseres zu tun, als den beiden die schönsten Tage ihres Lebens zu verderben!"

Während Lucas betreten zu Boden schaute, hatte Evan natürlich sofort eine passende Retourkutsche für mich parat.

"Du machst eine Szene, weil wir eine Szene gemacht haben. Sind wir heute etwa ein wenig hypokritisch unterwegs?"

"Meine Szene trägt wenigstens zum Glätten der Wogen bei", versetzte ich schnell.

In Evans blauen Augen blitzte Verachtung auf. "Spiel hier nicht die Heilige." Er schnaubte. "Wer ist hier noch heute Morgen aus dem Speisesaal gerannt und hat damit selber den größten Aufruhr veranstaltet?"

"Wenn mich nicht alles täuscht, Scott, war mein Ausbruch ganz allein deine Schuld."

Boah, wie ich diesen Typen hasste. Ich war es nicht gewohnt, dass mir jemand ständig unter die Haut ging und die Macht hatte, mich so zu provozieren, dass ich Wände hochgehen könnte.

Lucas besaß wenigstens den Anstand völlig verlegen auszusehen, und sich obendrein bei Piper zu entschuldigen.

Ich sah Evan streng an. "Siehst du? Du machst das jetzt auch."

Er lachte. "Ja, genau."

Seine unverschämte Arroganz provozierte eine besonders bösartige Reaktion meinerseits.

"Also wirklich, Evan, da wundert mich gar nichts mehr."

"Wovon sprichst du?" Er hob eine Augenbraue.

"Dass sie dich verlassen hat."

Für einen kurzen Augenblick war es still im Hintergarten, dann begann Evan laut zu lachen.

"Ernsthaft? Du denkst, der Gedanke an Amelia verletzt mich?" Er legte den Kopf schief und betrachtete mich. "Als ich gehört hab, dass sie ihm ebenfalls den Laufpass gegeben hat", er machte eine unbestimmte Kopfbewegung in Lucas' Richtung, "war ich zufrieden und habe mit dieser falschen Schlange abgeschlossen."

Lucas biss sich auf die Unterlippe. Obwohl er ständig im Konflikt mit Evan stand, schien es das erste Mal seit einer langen Zeit, dass das Thema Amelia aktiv zur Sprache kam.

Margaret und Piper, die neben mir die einzigen Anwesenden waren, wirkten von der plötzlichen Wendung des Gesprächs nur allzu verwirrt.

"Du willst also sagen, du hast die Schmach einer Zurückweisung einfach so eingestrichen." Ich lachte ungläubig. "Das lässt sich aber so gar nicht mit deinem Ego vereinbaren."

The Best ManWo Geschichten leben. Entdecke jetzt