7 | Eskalation der Geschehnisse

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Das Mittagessen war perfekt.

Piper und David hatten ein lokales Feinkostrestaurant damit beauftragt, das Hochzeitsessen zu entwerfen.

Fellsridge war nicht sonderlich groß, und das Restaurant war bei weitem das Prominenteste im Ort.

"Ich kenne den Besitzer", erklärte David mir im Auto. "Wir haben gemeinsam unsere Lehre absolviert."

Ich verschluckte mich an meiner Zunge. "Lehre?"

"Ja, ich wollte eigentlich Buchbinder werden."

Daraufhin musste ich erst einmal ausgiebig lachen. "Du? Buchbinder?"

Er sah mich befremdet von der Seite her an. "Überrascht dich das?"

"Dein Bruder ist Formel 1 Fahrer."

"Das eine tut doch dem anderen keinen Abbruch."

Er fuhr das Auto, während ich auf dem Beifahrersitz saß. Piper hatte ihn mir überlassen, da sie sich auf die Rückbank legen wollte.

Vermutlich wollte sie ihren Jetlag ausschlafen.

Der Lord und seine Frau fuhren mit Evan, den sie praktisch ins Auto hatten prügeln müssen.

Er war wohl überhaupt nicht scharf auf gemeinsame Familienessen.

Die zweite Hälfte unserer Delegation war schon auf dem Parkplatz, als David von der Straße abbog.

Evans Sportwagen glänzte in der Sonne, und er selbst lehnte an der Tür.

Er trug eine Sonnenbrille und ein lockeres weißes Hemd, sein Haar hatte er zu einem winzigen Zopf im Nacken zusammengebunden.

Auf mich wirkte er in diesem Augenblick wie ein Fotomodell, das für irgendwelche Sportwägen Werbung machte.

Kaum, dass er das Auto seines Bruders erkannt hatte, löste er sich von der Autotür und hielt auf die Tür des Restaurants zu, in dessen Frontbereich seine Eltern warteten.

Wow, dieser Typ mied meine Gegenwart aber ziemlich professionell.

Margaret sah tatsächlich etwas blass um die Nase aus, wofür ich Evans Fahrstil verantwortlich machte, und an ihrem zusammengepressten Mund konnte ich erkennen, dass sie wieder mit ihrem Sohn gestritten hatte.

Irgendjemand musste ihm bei Gelegenheit einen Maulkorb verpassen.

Piper war inzwischen wieder aus ihrem Koma erwacht und sie plapperte unverdrossen auf ihre Schwiegereltern in spe ein, während wir das Restaurant betraten.

Evan lehnte bereits gelangweilt an der Theke, und seine Augen blieben kurz an mir hängen, bevor sie beläufig zu seinem Drink zurückkehrten.

Also wirklich, Alkoholkonsum vorm Mittagessen?

Ich dachte immer, dazu wären nur Russen und Finnen fähig.

Der Ladeninhaber kam sofort aus der Küche gerannt, sobald er Davids Stimme vernahm.

Die beiden umarmten sich kurz.

"David, lange nicht gesehen! Endlich wieder im guten alten Fellsridge?"

Der Angesprochene grinste. "Ja, ich war viel im Ausland. Und wie geht's dir so?"

Während die beiden sich kurz über die Karriere des jeweilig anderen unterhielten, geleitete uns ein weißgekleideter Kellner zu einem reichlich gedeckten Fensterplatz.

Seltsam eigentlich, dass ein winziges Örtchen wie Fellsridge so eine Lokalität beschäftigte.

Nachdem ich mich im Wi-Fi eingeloggt hatte, welches ich bisher übrigens schmerzlich vermisst hatte, öffnete ich unauffällig Google und tippte Evans Namen in die Suchleiste ein.

The Best ManWo Geschichten leben. Entdecke jetzt