36. Kapitel: Teotihuacán

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Die Fenster waren bereits beschlagen, die Klimaanlage des Touristenbusses funktionierte nicht und die lauten Gespräche Einheimischer und Touristen aus allen Ecken der Welt erfüllte den Bus mit Lebendigkeit. Die meisten wedelten sich dabei mit einem Fächer Luft zu oder hielten in ihrer Hand einen rosanen oder einen blauen Miniventilator. Das Tech-Gadget schlecht hin. Und dennoch klebten die Rücken an den Sitzen, die Arschbacken schwitzten und Schweiß lief einem von der Stirn. Der Traum schlechthin. Und wer kam auf die grandiose Idee in die Stadt Teotihuacán mit einem Touristenbus zu fahren, um Kultur zu entdecken? Keine andere Person als ich, die unbedingt eine der bedeutendsten prähistorischen Ruinenstädte Amerikas sehen wollte, die vor allem für ihre Stufentempel wie etwa die große Sonnenpyramide bekannt war. Und diese wollte ich unbedingt sehen. So kam es, dass Liam gestern Abend die Fahrt buchte und ihnen versprach, dass diese Fahrt sich lohnen würde. Bis jetzt spürte ich nur finstere Blicke auf mir. Hoffentlich würde sich der Ausblick lohnen...
,, Ich sage es euch. Wenn wir nicht bald da sind, dann steige ich vorzeitig aus. Das ist nicht mehr zum Aushalten'', fluchte Louis hinter mir und ich drehte mich in seine Richtung. Er sah mich finster an und ich schmollte. ,, Es tut mir echt leid, ich wusste nicht, dass es so schlimm sein wird'', verzog ich leicht das Gesicht und biss mir auf die Unterlippe. Niall neben ihm wank ab und ließ sich tiefer in seinen Sitz fallen. Dabei hinterließ sein Nacken eine leichte Schwitzspur auf dem braunen Ledersitz. ,, Also wusstest du, dass es schlimm wird? Du Lügnerin!'', schrie Louis empört und ich lachte auf. ,, Es tut mir Leid Louis, dass dies kein Fahrzeug ist, in dem Margaritas serviert und Massagen angeboten werden. Und nein ich habe nicht gelogen. Wenn dann habe ich was verheimlicht. Das sind zwei verschiedene Dinge''.
,, Mein Vertrauen zu dir ist gebrochen'', verschränkte Tomlinson die Arme vor der Brust, doch seine Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. ,, Doof, dass wir noch für kurze Zeit zusammen arbeiten werden'', streckte ich ihm die Zunge raus und ließ mich zurück in meinen Sitz fallen. ,, So wortkarg wie immer'', lächelte mir Harry zu und drückte mir einen flüchtigen Kuss auf die Wange bevor er die Nase wieder in die Zeitung drückte. Lächelnd ließ ich mich tiefer in den Sitz fallen bevor ich mir erneut aufsetzte und aufseufzte. Die Hitze war kaum auszuhalten und ich fühlte mich mit jeder weiteren Minute, die verstrich, wie ein schwitzendes Schwein. Umso erleichterter war ich, als ich in der Ferne in die Luft ragende Pyramiden in Schein nehmen konnte. Heiter piekte ich Harry in die Seite, der meinem Blick folgte und über beide Ohren strahlte. Auch die anderen Gäste nahmen die Ruinenstadt in Augenschein und quasselten wild durch die Reihen. Nach einigen Minuten blieb der Bus an einer der Pyramiden stehen und es begann ein Gedrängel. Die warme frische Luft und die hoch am Himmel scheinende Sonne begrüßten uns während Niall und Louis sich erschöpft durch die Haare fuhren oder ihre Arme nach oben streckten. Liam und Harry dagegen drehten sich um ihre eigene Achse und konnten den Anblick nicht in Worte fassen. Wir waren überrumpelt. Hohe Pyramiden, Tempel und Vulkane strahlten durch die Sonne und blendeten uns. Es war eine Aussicht, die ich mir in meinen Träumen ausgemalt hätte, und nun befand ich mich tatsächlich in einer der ältesten Ruinenstädte der Welt und konnte die Magie des Ortes am Körper fühlen. Zusammen mit den Jungs machten wir uns auf dem Weg und spazierten überglücklich über das große Feld. Dabei staunte jeder und ließ den Moment auf sich wirken. Nach kurzer Zeit betraten wir die Sonnenpyramide, das zweitgrößte Bauwerk dieses Ortes und unsere Kinnladen fielen zu Boden. Es offenbarte sich uns ein unglaublicher Ausblick über das ganze Grundstück. Wir konnten auf die anderen Bauwerke sehen während im Hintergrund die Vulkane beleuchtet wurden und eine warme Stimmung zauberten. Vor lauter Staunen vergaß ich sogar die Touristen, die sich um uns herum gestellt hatten und Fotos von dem Anblick oder von sich selber knipsten. Schnell wurde klar, dass auch wir den Moment auf Bild festhalten mussten, sodass wir ein Gruppenselfie machten und anschließend noch weitere Fotos von dem Ausblick knipsten. Harry opferte sich sogar und ließ Liam ein Foto von uns beiden machen. Auf diesem standen wir uns gegenüber und lächelten während im Hintergrund die Stadt Teotihuacán glänzte. Nach einiger Zeit hüpften wir gemeinsam die Treppe hinunter bevor wir die Mondpyramide hoch liefen. Dabei erlaubten sich Liam und Niall einen Spaß und machten daraus ein Wettrennen. Zwar gewann Liam die Challenge, aber beide Scherzkekse atmeten schwer und erholten sich erst nach einigen Minuten. In der Zwischenzeit genoss ich zusammen mit Harry die Aussicht, der seine Arme um meine Taille gelegt hatte und von der Aussicht schwärmte. Allein für diese Reaktion hatte sich der Ausflug gelohnt. Als Nächstes sahen wir uns den Tempel von Quetzalcóatl an, der mit wunderbaren Steinreliefs verziert war. Auf den Tableros wechselten sich gefiederte Schlangenköpf mit stilisierten Masken ab. Weitere Schlangen wanden sich von Federn umgeben entlang zu den Treppengeländern, auf denen beeindruckende Köpfe von Klapperschlangen aneinandergereiht waren. Natürlich knipste ich unzählige Bilder von den gefiederten Schlangen aber auch vom bunt versteinerten Boden machte ich einige. Doch nicht nur ich zeigte Begeisterung für eher unauffälligen Sachen. Auch Harry kniete hin und wieder auf dem Boden und fuhr mit seinem Zeigefinger den Boden entlang. Auch ihm schien die orange- blaue Kombination zu gefallen sodass auch er einige Fotos knipste. Louis gefiel insbesondere ein Schlangenkopf, der unserer Meinung nach einem Roboter ähnlich sah. Er war sehr eckig und die zwei runden Augen und Wangen machten ihn niedlich. Deshalb bat mich Louis von ihm und seinem neuen Freund ein Bild zu machen. Auf diesem zog er eine Grimasse und machte ein Peace Zeichen in die Kamera. Das brachte mich zum Lachen sodass ich mich auch vor die Kamera stellte und mich am Geländer anlehnte. Es dauerte nicht lange und schon hatten auch andere Touristen die Roboter Schlange entdeckt und fotografierten diese von jeder Seite. Kurzzeitig konnte ich an den Gesichtern der Jungs Irritation wahrnehmen. Man hätte er damit gerechnet, dass One Direction im Fokus der Touristen sein würde als eine Schlange. Doch die Band schien hier keinen zu interessieren sodass wir uns glücklich fortbewegten und die Unbeschwertheit des Moments genossen. Wir spazierten eine weitere Weile über das große Grundstück bevor wir uns erschöpft von der Hitze auf die Wiese fallen ließen und ich eine Wasserflasche und kleine Snacks durch die Runde reichte. Dankend nahmen die Jungs die Kleinigkeiten an bevor ich meine Beine ausstreckte und die Sonne auf meinem Gesicht genoss. Im Hintergrund konnte ich verschieden sprachige Konversationen wahrnehmen bevor ich meine Aufmerksamkeit den Jungs wieder schenkte, die sich bei mir für den Tag bedankten. ,, Auf dem Weg hierher hätte ich dich umbringen können, aber jetzt im Nachhinein bin ich dir wirklich dankbar'', spaßte Louis bevor ich ihm die Zunge rausstreckte und von dem Anblick schwärmte. Wer hätte auch je gedacht, dass ich mit einer der berühmtesten Boybands meiner Generation zusammen auf einer Wiese in einer Ruinenstadt picknicken würde? Richtig, keiner und allein diese Tatsache brachte mir die Tränen in die Augen. ,, Hailey wieso weinst du?'', hackte mein bester Freund nach und ich zuckte die Schultern. ,, Es ist einfach so schön hier- diese ganze Reise ist so wunderschön. Das macht mich sentimental'', gestand ich und strich mir die Tränen aus den Augenwinkeln. Die Jungs stimmten mir zu bevor wir unsere Reise fortsetzten und ich die leeren Obsttüten und die leere Plastikflasche in den Mülleimer schmiss. Dabei kam mir Liam entgegen, der seinen Arm über meine Schulter legte und wir uns zu den anderen hin alberten. ,, Das war wirklich lieb von dir, dass du an das Picknick gedacht hast'', lobte er mich und ich lächelte ihm zu:,, Ihr seid doch große starke Männer, ich kann euch ja nicht verhungern lassen''. Dafür erntete ich einen Stich gegen die Seite bevor ich auf den Rest der Bande zu lief und zusammen mit Niall zum nächsten Tempel hin hopste. Dabei lachte ich mich schlapp und erst als wir ankamen, nahm ich die Anstrengung dieser Aktivität wahr. Schnaufend stützte ich mich an meinen Oberschenkeln ab und trocknete meine Hände an meinem gelben Blumenkleid. Zusammen mit den Jungs betraten wir als nächstes den nächsten Tempel und knipsten später erneut Fotos voneinander bevor wir uns wieder auf dem Rückweg Richtung Mexico Stadt befanden. Erschöpft ließ ich mich diesmal neben Liam fallen, da Harry ins Gespräch mit Louis gefallen war und ich die Konversation nicht beenden wollte. Niall nahm hinter Liam und mir statt, versank jedoch schnell im Land der Träume. Die einstündige Autofahrt verbrachte ich also lachend mit Liam, der mir lustige Geschichten über sich selber oder über die Zeit mit den Jungs erzählte. Auch verbrachten wir viel Zeit damit, uns die Fotos anzusehen bis das ganze soweit ausartete, dass wir anfingen Louis und Harry in blöden Momenten zu fotografieren. Beispielsweise zoomten wir in deren Gesichter und warteten auf Grimassen. Anschließend schnitten wir die Fotos unvorteilhaft aus und versendeten diese an die Jungs. Das artete dann soweit aus, dass die Jungs sich laut im Bus beschwerten und Liam und ich uns vor lauter Lachen nicht mehr einkriegten. Glücklicherweise schien keinen der Passagiere unser Verhalten zu ärgern, sodass Liam und ich weiter gackerten und uns verhielten wie kleine Kinder. Leider war der Spaß dann für mich beendet als ich in die Ziellinie von Liam gerat und er anfing mich zu fotografieren. Natürlich sah ich keinesfalls besser auf den Bildern aus als die Jungs zuvor sodass ich frustriert die Hände in die Luft streckte und Liam für mein mangelndes Selbstwertgefühl verantwortlich machte. Wie konnte ich mich auch sonst fühlen, wenn ich wie ein Idiot nach unten auf sein Handy sah und dabei mein Doppelkinn zur Schau stellte? Deswegen suchte sich Liam sein nächstes Opfer: den schlafenden, unschuldigen Niall Horan. Ich versuchte mir ein Lachen zu verkneifen, da ich genau wusste, wie sich das anfühlte, aber spätestens nach dem Liam eine Nahaufnahme von Niall gemacht hatte, war es um mich geschehen. Ich kriegte mich nicht mehr ein vor Lachen und weinte vor Bauchschmerzen. Liam witzelte weiter in dem er das Foto von dem schlafenden Niall als sein Kontaktfoto einstellte. Mittlerweile weinte ich schon vor Lachen und kassierte genervte Blicke der Passagiere. Offensichtlich war ihnen unser kindisches Verhalten nicht entgangen.
,, Jetzt mal Themawechsel: Was hättest du gemacht, wenn uns Paparazzos verfolgt hätten?'', hackte Liam neugierig nach und wartete gespannt auf meine Antwort. Kurz überlegte ich bevor ich antwortete:
,, Ich denke mal die Reise abgebrochen und die Security gerufen''.
,, Und wie konntest du dir so sicher sein, dass der Fall nicht eintreffen würde?''
,, Das war ich nicht, ich hab einfach nicht daran gedacht. Und wenn, hätte ich dich ihnen zum Fraß vorgeworfen und dich gut auf der Sonnenpyramide in Szene gesetzt. So richtig sexy, mit weißen hochgezogenen Socken und Sandalen. Dazu eine grüne Zip-Off Hose von Engelbert Strauß und einer blauen Fließjacke von Jack Wolfskin. Und als Sahnehäufchen eine hyphe Erwachsen UV Nackenschutzmütze in khaki''.

love, faith, hope | H.S.Where stories live. Discover now