The Broken Girl (Magcon FF)

Kapitel 3

~Allisons POV~

"Aus dem Weg, Schlampe!" ich werde gegen die Spinde geschupst, dadurch fallen meine Bücher zu Boden. Ich bücke mich hinunter um sie aufzusammeln, da steigt mir jemand auf meine Finger. Um nicht aufzuschreien, beiße ich mir auf die Unterlippe und schaue nach oben. Wie nicht anders erwartet ist es Seth.

Fies grinst er mich an und tretet mir in den Magen. Immer und immer wieder tretet er auf mich ein, bis er dann endlich von mir ablässt. Ich sacke zusammen und huste, es fühlt sich an, als würde ich keine Luft bekommen. "Aufstehen kleines Stück scheiße." knurrt Seth und nimmt meine Haare in seine Hand.

Da er an ihnen zieht, muss ich wiederwillig aufstehen. Er beugt sich nach vorne und flüstert mir etwas ins Ohr. Geschockt sehe ich ihn an, woher weiß er das?! Tränen bilden sich in meinen Augen, die ersten Tränen kullern meine Wange hinunter. Seth beginnt zu lachen als er das sieht, ich drängle mich bei ihm vorbei und laufe aus der Schule.

Das war einfach zu viel. Ich laufe zu dem Bahnhof,welcher nur wenige Straßen entfernt ist. In wenigen Minuten wird der nächste Zug kommen. Ich wäre in wenigen Sekunden tot und würde endlich weg von dieser beschissen Welt sein. Ein unendlicher Schmerz breitet sich in meinem Inneren aus.

Ich bin Schuld. Ich bin Schuld. Ich bin Schuld. Es ist alles meine Schuld, einfach alles. Fett. Hässlich. Ungeliebt. Wertlos. Gehasst. Geschlagen. Vergewaltigt. Getreten. Missbraucht. Gemobbt. Verurteilt. Nutzlos. Unglücklich. Depressiv. Selbstmordgefärdet.
Soll ich dem ganzen nun ein Ende setzen und endlich glücklich sein?

Ich sehe wie der Zug angefahren kommt, also gehe ich mit kleinen Schritten immer näher an das Zuggleis. Kurz bevor ich mich vor den Zug fallen lassen kann, werde ich nach hinten gezogen. "Nein!" brülle ich verzweifelt und sacke zu Boden.

Meine Chance auf Frieden ist gerade wie eine Luftblase zerplatzt. Jedoch, anstatt diese Person einfach geht, kniet sie sich zu mir hinunter und nimmt mich in den Arm. Ich beginne heftig zu weinen. "Ich lass nicht zu das du das tust." flüstert die Person in mein Ohr, jetzt weiß ich auch das es ein Mädchen ist.

"Du... verstehst...nicht." schniefe ich und weine nur noch mehr. "Dann erklär es mir. Wenn du willst kannst du mit zu mir kommen und wir reden darüber. Ich bin übrigens Mahogany." sagt sie und löst sich von mir, leicht lächelt mich das rothaarige Mädchen vor mir an, ich nicke.

Sie steht auf und hilft mir ebenfalls hoch. "Wie heißt du?" fragt sie mich. "Allison" antworte ich kleinlaut und schüchtern. Eigentlich sollte man ja nicht mit Fremden mitgehn, aber was habe ich schon zu verlieren.

Bei Mahogany angekommen, setzen wir uns auf das Bett. Wir sind in einem Hotel, welches ich mir nie zu träumen wagte es überhaupt zu betreten. "Warum wolltest du das tun?" fragt sie aufeinmal nach einer unangenehmen Stille. "Weil mein Leben nicht lebenswert ist." antworte ich kühl.

"Willst du darüber sprechen?" sie sieht mich an und lächelt sanft. Ich bin es garnicht gewohnt das jemand Interesse an mir zeigt. "Ich bin ungeliebt und auch unerwünscht" murmle ich und streiche mir eine meiner blonden Haarsträhnen hinter das Ohr. "Bestimmt nicht von deinen Freunden." sagt sie, ich schüttle den Kopf.

"Welche Freunde? Ich habe keine. In der Schule werde ich gemobbt, physisch und psychisch" unwillkürlich greife ich auf meine Rippen, welche immernoch unglaublich schmerzen. Mahogany sieht mich erschrocken an "Kann...kann ich die Verletzungen sehen?" stottert sie,ich nicke. Also zeige ich ihr meinen verunstalteten Körper.

Überall habe ich Verletzungen, Blutergüsse, Prellungen und so weiter. Mein Körper bekommt auch nicht die Zeit sich zu heilen und sich zu erholen, da es ja täglich passiert. In der Schule und auch Zuhause. Mahogany klappt die Kinnlade hinunter und schlägt ihre Hände vor ihren Mund.

"Und was sagen deine Eltern dazu? Die müssen doch etwas dagegen machen." meint sie, fast hätte ich jetzt angefangen zu lachen, meine Eltern und helfen. Diese 2 Worte bekomme ich nicht oft in einem Satz zu hören. "Mein Vater ist ein gewaltätiger Alkoholiker und meine Mutter ein Junkie. Ein großteils dieser Verletzungen kommen von ihnen." erkläre ich ihr kopfschüttelnd.

Es bilden sich Tränen in ihren Augen. "Das tut mir leid." sagt sie leise. Mir tut es auch leid denke ich mir und das nicht nur heute. Von da an bin ich jetzt nicht mehr zu stoppen. Ich erzähle ihr einfach alles, nur ein Geheimnis behalte ich für mich
Dabei meine ich nicht von den Narben an meinem Handgelenk oder an meinen Hüftknochen.

"Ach du heilige Scheiße..." nuschelt sie "...13 mal." die fährt jede einzelne meiner Narben am Handgelenk nach. Bei der letzten zucke ich leicht zusammen. "Die ist frisch, nicht wahr?" sie sieht mich an, wieder nicke ich. Sofort nimmt sie mich in den Arm. "Und wo hast du dich noch geritzt?" fragt sie, also ziehe ich meine Hose etwas hinunter und zeige sie ihr.

Sie schüttelt den Kopf und beißt sich auf die Lippe. "Weißt du was für mich aber das schlimmste an der ganze Sache ist?" flüstere ich schon fast, neugierig sieht sie mich an "Das er nicht mehr da ist". Sie legt ihren Kopf leicht schief "Wer ist er?" fragt sie dann.

"Er ist mein älterer Bruder...Michael. Er ist vor 2 Jahren von Zuhause weg gelaufen, seitdem habe ich ihn nie wieder gesehen. Ich blieb allein zurück, er hat mich einfach bei ihnen gelassen, ich war damals 14 und er schon 16. Er wusste was sie mit mir machen, er wusste wie sie mich täglich misshandeln, er wusste das ich durch die Hölle ging, trotzdem hat er mich bei ihnen gelassen. Natürlich war ich wütend und auch traurig, er war mein einziger Anhaltspunkt , aber wenn ich ihn wiedersehe, vergebe ich ihm alles." erzähle ich ihr mit einem kleinen lächeln.

"Ich weiß nicht...was...ich sagen soll." stottert sie etwas unbeholfen. "Brauchst du auch nicht, ich bin nur froh das ich endlich mit jemanden darüber sprechen konnte." sage ich und umarme sie kurzerhand. Der restliche Tag verläuft damit,das Lox mir alles von ihr erzählt und wir uns generell über alles möglich unterhalten. In ihr habe ich eine Freundin gefunden, der ich alles anvertrauen kann.