Kapitel 1

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Die Geschichte beginnt im Jänner 2014.
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~Allisons POV~

Ich schaue in den kleinen verdreckten Spiegel an meiner kalen Zimmerwand. Man bezeichnet mich als fett, obwohl ich mich selbst nicht so sehe, aber so öfter ich es höre, umso mehr glaube ich es auch. Vorsichtig fahre ich die kleinen Narben an meinen Hüftknochen nach.

Es geht einfach nicht anders, immer wieder habe ich den Drang dazu, es zu machen. Es fühlt sich an, als würde ich mich dadurch ein Stück von der Außenwelt befreien. Auch heute muss ich wieder in die Hölle oder auch durch den Namen 'Schule' bekannt.

Seit Jahren werde ich gemobbt, physisch und seelisch. Wahrscheinlich hat es damit zu tun, das man meine Familie schon zu den Ärmeren zählen kann. Dazu kommt auch noch das meine Mutter ein Junkie ist und mein Vater Alkoholiker. Die beiden legen auch gern Hand an mir an, wenn sie nicht ihre Genussmittel bekommen, werde ich dafür geschlagen.

Wäre doch nur er hier, aber er ist abgehauen, hat mich bei ihnen zurück gelassen, er wusste was sie mit mir machen, doch hat nicht geholfen. Wie soll er auch, mit seinen 18 Jahren, ist er damit 2 Jahre älter als ich und konnte auch nichts dagegen tun. Eine einzelne Träne rollt meine Wange hinunter, es schmerzt an ihn zu denken.

Länger habe ich auch keine Zeit dazu, da ich mich für die Schule fertig machen muss. Ich ziehe mir einen einfach Pullover und eine Jeans an, dazu noch ein Paar ausgelatschte Boots. Ich putze mir die Zähne, kämme mir meine nicht allzu gepflegten Haare und das wars, auf das Schminken verzichte ich komplett.

Schnelle packe ich meine Schultasche und verlasse mein Zimmer. Leise schleiche ich mich in die kleine Küche, von der ich auch einen guten Ausblick auf das Wohnzimmer habe. Meine Mutter sitzt auf dem Sofa und dröhnt sich mal wieder mit Heroin voll.

Neben ihr sitzt mein Vater, wie sonst auch trägt er sein Arbeitsoutfit, welches er in seiner Fabrik zu tragen hat. In seiner Hand eine Flasche Bier und auf dem kleinen Wohnzimmertisch vor ihm stehen schon weitere leere Flaschen. Das ist ein typischer Morgen, so erlebe ich ihn von Tag zu Tag, seit ich ein kleines Mädchen war, doch da bekam ich es noch nicht so mit wie jetzt.

Aus meiner kleinen Tagträumerei werde ich geweckt, als auf einemal eine Flasche an mir vorbei fliegt und am Schrank hinter mir zerbricht. Ich muss schwer schlucken als ich erkenne das mein Vater die leere Falsche nach mir warf. "Bring mir ein Bier, Miststück." befiehlt er, ohne große Wiederrede mache ich das was er von mir verlangt.

Mit wackeligen Beinen gehe ich zu ihm. "Einen Schritt schneller!" seine Stimme ist kühl und harsch. Nur wenige Schritte später stehe ich nun vor ihm und reiche ihm seinen scheiß Alkohol. Ich kann ihn nicht ansehen, dafür ekel ich mich zu sehr. Ohne ein weiteres Wort zu sagen, entferne ich mich wieder von ihm und verlasse das Haus.

Die Bushaltestelle ist nur wenige Meter von unserer heruntergekommen Wohnung entfernt, mehr können wir uns auch nicht leisten. Zur Schule kann ich auch nur da ich schulpflichtig bin und mir der Staat alle benötigten Utensilien zur Verfügung stellt. Bei der Haltestelle angekommen, lassen ich meinen Kopf hängen. Immer wieder werde ich von der Seite angerämpelt oder beschimpft. Doch ich versuche mir nichts anmerken zu lassen. Als der Bus vor uns stehen bleibt, steige ich als letzte ein, trotzdem bekomme ich noch einen Sitzplatz.

Bei der Schule hält der Bus wieder und wir Schüler steigen aus. Ich versuche so schnell wie möglich in das Schulgebäude zu gelangen, dabei halte ich meinen Blick wieder gesenkt. Bis zu meinem Spind habe ich es geschafft und das mit nur ein paar Beschimpfungen.

Gerade dachte ich noch, das heute meine tägliche Tracht Prügel nicht ansteht, da habe ich mich aber gewaltig geirrt. Denn meine Spindtür wird zu geschalgen; ich habe meine Finger dazwischen. Ich halte mir die freie Hand vor dem Mund, um nicht einen spitzen Schrei von mir zu geben.

"Na du kleiner Freak? Hast du uns schon vermisst?" langsam drehe ich mich um und schaue direkt in die braunen Augen von Seth, hinter ihm sind seine Kumpels, alle grinsen mich gehässig an. Ich antworte nicht,sonder halte nur meine verletzen Finger fest.

Seth zwinkert mir zu, dann boxt er mir in meine Magengrube. Keuchend lasse ich mich auf meine Knie fallen. Aber wer glaubt, das hält Seth auf, hat falsch gedacht. Denn nun beginnt er auf mich einzutreten und mich weiter zu schlagen. Irgendwann hört er auf und entfernt sich, zusammen mit seinen Freunden, lachend von mir.

Niemand hilft mir, sie alle lachen mich nur aus. Irgendwie schaffe ich es aufzustehen und humple zur Schulärztin. Als ich die Tür zu den Raum öffne, schüttelt sie schon den Kopf und sieht mich mitleidig an. "Ach Allison..." seuftzt sie und hilft mir mich auf die Liege zu setzen.

Sie beginnt meine Verletzungen zu verarzten und das sind nicht gerade wenige. Sie nimmt mir meine Brille ab. Geechickt zieht sie meinen Pullover hoch, kurz schließt sie die Augen, atmet durch und macht weiter. Ich verstehe sie, so reagiere ich auch jedesmal, wenn ich meinen mit Blutergüssen übersähten Bauch sehe, von meinen Armen will ich gar nicht erst anfangen.

Heute haben meine Rippen ziemlich viel abbekommen, deshalb schmerzt das Atmen auch. "Bleib erstmal hier, die 1. Stunde ist eh fast vorbei." teilt sie mir mit, dankend lächle ich sie an,sie weiß garnicht wie froh ich gerade bin.

The Broken Girl (Magcon FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt