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Lily's POV

„Lily, Abendbrot fertig!" rief meine Mutter von der Küche nach oben. Seufzend stand ich auf- wieso musste das Abendbrot immer dann fertig sein, wenn ich es mir gerade mit dem Computer auf meinem Bett gemütlich gemacht hatte?!? Ich glaubte meine Mutter hatte da einen sechsten Sinn für.

Während ich nach unten ging, lies ich noch einmal das Verhalten meiner Familie mir gegenüber Revue passieren. Unser Verhältnis hatte sich merkwürdigerweise... gebessert, was mir Gedanken machte.
Meine Eltern waren sonst immer so von ihrer Arbeit geschafft, dass sie sich eher auf die Nahrungsaufnahme konzentrierten als auf mich. Oder die Nachrichten. Doch seit Brian aufgetaucht war, waren sie anders... aufmerksamer irgendwie.

Unten angekommen blinzelte ich gegen das grelle Licht der Küche an. Alles war ordentlich- das Geschirr lag wie abgemessen neben den Tellern, die Gläser waren fast gleich hoch gefüllt. Es gab Nudelauflauf, mein Lieblingsessen, aber ich bezweifelte, dass sie das wussten- ich glaubte eher, dass es Zufall war.
Als ich mir etwas genommen hatte und mich gesetzt hatte, kam auch mein Bruder rein und setzte sich betont locker neben mich. Ich wusste nicht, warum, aber ich hatte das Gefühl, dass das alles etwas zu bedeuten hatte. Ich versuchte, das Gefühl abzuschütteln und sagte mir, dass es einfach neu für mich war, einen Bruder zu haben, den ich, wie ich jetzt feststellte, noch gar nicht richtig kannte. Man könnte ja eigentlich meinen, dass ich irgendwie alles daran gesetzt hatte, ihn kennenzulernen, und das wollte ich ja eigentlich auch, aber Schule und Marilyn und alles drum und dran hatte mich irgendwie so ausgelastet, dass ich daran keinen Gedanken verschwendet hatte. Denn auch wenn ich mit Marilyn zusammen war- ich musste immer wieder grinsen wie ein kleines Mädchen wenn ich daran dachte- wollte ich trotzdem noch so gut in der Schule sein wie vor meiner Beziehung zu ihm. Auch wenn nur wenige von unserer Beziehung zueinander wussten, wollte ich nicht, dass der Eindruck aufkam, er sei ein schlechter Einfluss auf mich.

„Lily?" fragte mein Vater vorsichtig. Ich sah halb erschrocken- weil ich so in Gedanken gewesen war-, halb verwundert auf und war gespannt, was er wollte. „Ja?" gab ich nur zurück, da er anscheinend eine Antwort erwartete.

„Wir haben uns überlegt... jetzt, da wir als Familie zusammen sind... vielleicht willst du mit uns und deinem Bruder etwas zusammen unternehmen?" „Wir als Familie? Sicher dass da keine Geschwister mehr kommen?" sagte ich als Scherz, aber die Gesichter meiner Eltern zeigten mir, dass sie das nicht so witzig fanden. „Okay, okay. Redet weiter." „Als Familie was unternehmen. Wir haben uns überlegt, vielleicht mal ein Wochenendtrip in irgendeine Stadt. Paris oder so."
Ich schluckte, da ich echt überrascht war, dass zu hören. Vor allem von meinen Eltern. Als ich zu meinem Bruder sah, bemerkte ich, dass er genauso überrascht war wie ich. Also wusste er davon auch nichts.
Ich freute mich natürlich darüber, konnte mir aber denken, dass das Teil ihrer Wiedergutmachung war, was mich auch traurig stimmte. Ich wollte, dass es wirklich von ihnen kam. Dennoch nickte ich- um über Gefühle zu reden hatte ich jemand anderes.

Ich wandte mich wieder meinem Essen zu. Wenn ich jetzt darüber nachdachte und meine Gefühle mich übermannten, bemerkten das meine Eltern sofort, da war ich mir sicher. Also konzentrierte ich mich auf den Nudelauflauf, der gut schmeckte. Sehr gut.

„Noch was." sagte meine Mutter. Ich schaute hoch- was konnte jetzt noch kommen? Ich hatte echt keine Ahnung.
„Du verbringst sehr viel Zeit mit diesem... Marilyn Manson."

Ich war mir sicher, dass mir dieses Mal für einen kurzen Moment das Gesicht entglitt. Nur für eine Sekunde blieb mein Herz stehen und ich war mir sicher, dass ich extrem erschrocken geschaut haben musste, bis ich mich wieder fing. „Ja, wir arbeiten an dem Projekt. Ich habe euch davon erzählt." sagte ich und versuchte, meine Stimme normal klingen zu lassen. Wenn meine Eltern auch nur eine Ahnung hätten...

... dann säßen sie nicht so ruhig an dem Tisch sagte ich mir still in Gedanken. Und ich hatte Recht.
„Wir würden ihn gerne auch einmal kennenlernen, du scheinst ihn ja zu mögen."
Ihn kennenlernen? Meine Eltern wollten... waaaas? Nein, nein, das konnte doch nicht möglich sein. Ich versuchte mir vorzustellen, wie er mit meinen Eltern in unserem Wohnzimmer saß und redete- bzw. mir irgendwas erzählte was ich dann übersetzten sollte- und das Bild war zu schön.
„Wie wäre es, wenn du ihn mal... einlädst? Oder wir gehen essen oder so." Essen gehen. Gute Idee, wäre wahrscheinlich unproblematischer als wenn ich ihn gleich mit nach Hause bringen würde.
Ich erinnerte mich, als ich mit Brian essen war. Das war schön gewesen. Wenn das mit meinen Eltern auch so schön werden würde...
„Klar, ich sag's ihm." sagte ich betont fröhlich.

Der Rest des Essens verlief relativ unspektakulär, jeder hing seinen Gedanken nach und aß. Als ich fertig war, erhob ich mich und murmelte wie üblich „Bin dann mal oben." Dann verließ ich die Küche und ging in mein Zimmer.

Kurz darauf kam Brian in mein Zimmer. Er setzte sich auf meine Bettkannte. Es war das erste Mal, dass er (in meinem Beisein!) mein Zimmer betreten hatte, und er sah es sich genau an. Es war nicht das typische Mädchenzimmer- überall hingen Poster von Freddie Krüger, den ich vergötterte. Auch hielt ich es meist ziemlich dunkel, in dem ich die Jalousien meiner Fenster runtermachte, bis es draußen endlich dunkel war.
„Schick. Nicht so pink und mädchenhaft."
„Wir kennen uns zwar noch nicht so lange, aber dir sollte aufgefallen sein, dass ich nicht pink und mädchenhaft bin." „Zumindest beim ersten stimme ich dir sofort zu!" sagte mein Bruder grinsend. Ich sah, wir hatten den gleichen Humor. Ein großer Pluspunkt.
„Was gibt's?" fragte ich. „Naja, ich wollte mal mit dir über Marilyn Manson reden." antwortete er, und da ich dieses Mal gefasst war, behielt ich meine Fassung. „Marilyn Manson?" fragte ich unschuldig. „Och komm, so wie du vorhin geguckt hast, als Mom und Dad dich darauf angesprochen haben- so hab ich geguckt, als meine Affäre mit Pamela Anderson aufgeflogen ist." sagte er und ich konnte nicht anders als laut loszuprusten. 


Sex, Drugs and... Schoollife?!?Where stories live. Discover now