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Wir liefen in die Kantine, dort stand Tyler mit einem Strauß voller Blumen. Er lächelte Nade an. Dieser stand nur geschockt da und wusste nicht, was er tun sollte.

„Nade, geh rüber zu ihm", flüsterte ich ihm zu. Er nickte leicht und stellte sich vor Tyler.

„Nade, du bist die Liebe meines Lebens, bringst mich jeden Tag zum Lächeln. Ich bin wäre froh, dich meinen Festen Freund nennen zu können. Also willst du mein Freund sein?"

„Nichts lieber als das!", antwortete Nade und fiel Tyler in die Arme. Er besiegelte seine Antwort noch mit einem Kuss. Ich begann sofort zu klatschen,  überraschenderweise stimmten die anderen Häftlinge mit ein.

Anschließend kamenbNade und Tyler wieder zu mir zurück. Beide trugen ein fettes Grinsen im Gesicht.

„Herzlichen Glückwunsch," sagte ich fröhlich. Ich freute mich für die beiden, wirklich.

„Danke," trällerte Nade glücklich. „Ich geh schnell nach oben und bringe den Strauß in die Zelle." Er gab Tyler noch einen Kuss und verschwand.

„Wie hast du es bitte geschafft, so schnell einen Blumenstrauß zu bekommen?", fragte ich ihn lachend.

„Ein Geheimnis", war das Einzige, das er mir antwortete.

„Ian Gallagher!", kam es auf einmal von Richtung der Tür. Ein Wärter schrie nach mir... David wer denn auch sonst.

Ich ging langsam zu ihm. „Ja?", fragte ich ihn leise. Hatte ich irgendwas angestellt? Naja, außer der Sache mit Mickeys Dad.

„Besuch für dich... eine gewisse Debby Gallagher", erklärte er mir. Debbs war wirklich gekommen. „Okay, danke. Ich komme."

*

„Debby! Du glaubst gar nicht, wie froh ich bin, dich zu sehen!", begrüßte ich sie.

„Ian! Geht mir genauso", sagte sie lächelnd und umarmte mich.
„Ich hab dir etwas mitgebracht", fügte sie hinzu und überreichte mir ein Buch.

„Danke, Debbs. Wäre nicht nötig gewesen." Ich lächelte sie an.

„Weißt du, Fiona versucht alles, damit du wieder raus kommst", erklärte sie mir. Ich horchte ihr weiter zu. „Sie glaub weiter an deine Unschuld", fuhr sie fort.

„Und... glaubst du das auch?", fragte ich sie, woraufhin sie sofort nickte.

„Ich glaube dir, Ian. Du würdest keiner Fliege etwas zuleide tun", sagte sie und lachte. „Danke Debbs, das bedeutet mir wirklich viel!"

„Und wie läuft es so?", wechselte sie das Thema. „Gut, gut."
„Hast du schon jemanden gefunden der dir gefällt? Ich meine muss ja das wahre Paradies hier für dich sein",lachte sie.

„Ja, das habe ich natürlich!" Nun musste ich auch lachen.

„Ach ja? Wie ist er denn so?", fragte sie grinsend. Ich schüttelte bloß den Kopf.

„Wir sind nur Freunde!" Ich zuckte mit den Schultern.

„Das muss geändert werden!", lachte sie wieder.

Wir redeten noch ein bisschen, als uns auch schon ein Wärter daraufhin wies, dass die Besuchszeit nun zu Ende war.

„Danke, dass du gekommen bist! Ich vermisse euch alle wirklich sehr", verabschiedete ich mich von ihr.

„Wir dich auch Ian." Sie umarmte mich noch einmal. „Bis dann", fügte sie noch hinzu.

*

„Was wollte David denn von dir?", fragte Tyler grinsend. Nade schlief neben ihm und hatte seinen Kopf an Tylers Schulter abgelegt, seine Arme waren fest um ihn geschlungen.

„Also... wenn du schon so fragst...", sagte ich und grinste. „Ich hatte Besuch."

„Ach ja? Ich wusste gar nicht, dass du nimmst. Du wirkst mir nicht so", sagte er und lachte.

„Du Idiot, meine kleine Schwester Debby war hier... Sie hat mir ein Buch gebracht", sagte ich kopfschüttelnd und zeigte ihm das Buch, das meine Schwester mir mitgebrachte hatte.

„Oh... Du hast noch nie von ihr erzählt... Oder allgemein von deiner Familie. Ich dachte eher,  du seist ein Einzelkind!", erklärte er mir.

Da musste ich lachen. Einzelkind. Ich?

„Komm schon, warum lachst du  jetzt. Was war daran so witzig? Außerdem solltest du mir wirklich etwas von deiner Familie erzählen", sagte er gespielt schmollend.

„Gut, gut. Ich erzähle dir von ihnen.Ich habe zwei Schwestern. Meine kleine Schwester Debby war heute hier. Da wäre noch Fiona, sie übernimmt sozusagen die Mutterrolle, da meine Mutter abgehauen ist und mein Vater Alkoholiker ist. Ich habe auch noch drei Brüder. Lip, Carl und Liam. Lip ist älter als ich, Carl jünger. Liam ist der Jüngste von uns. Mein Vater Frank ist, wie gesagt, Alkoholiker und drogensüchtig. Meine Mutter ist ebenfalls drogensüchtig und abgehauen, als ich noch klein war, sie hat eine Bipolare Störung, was dazu geführt haben könnte", erklärte ich und lachte. „Reicht dir das?"

„Oh, wie konnte ich bloß denken, dass du Einzelkind bist", lachte er.

„Was ist mit deiner Familie?", wechselte ich das Thema schnell.

„Ich weiß eigentlich so gut wie nichts über sie. Sie sind an einem Autounfall gestorben als ich noch klein war. Meine Mutter, mein Vater, meine Schwester... alle tot."

„Oh. Das tut mir wirklich Leid, Ty", sagte ich mit tiefstem Mitgefühl und blickte zu ihm.

„Ach, das ist schon so lamge her... außerdem sind meine Pflegeeltern so ziemlich die besten Eltern, die man haben kann. Beziehungsweise waren sie das, bis sie vor zwei Jahren ebenfalls erschossen wurden. Damals hat man mich beschuldigt, da ich schon vorgestraft war und das einfacher war, als zu ermitteln."

„Oh Gott, das tut mir echt Leid", sagte ich schnell. Seine Geschichte war echt schockierend.

„Ich bin darüber hinweg. Ich habe jetzt Nade, das Gefängnis hat also auch gute Seiten." Nun musste er leicht lächeln.

„Da hast du recht!", schmunzelte ich verträumt.

„Habe ich da etwa etwas versäumt?", fragte er und lachte.

„Nun ja, das könnte man so sagen", sagte ich grinsend und blickte auf die Decke. Immerhin war Tyler mein bester Freund, er hatte das Recht darauf, es zu erfahren.

„Erzähl schon Ian!", motzte er lachend, setzte sich zu mir ans Bett und boxte mir leicht gegen die Schulter.

„Ich habe...", ich schluckte und setzte wieder mein Grinsen auf. Der Blick war noch immer auf die Zellendecke gerichtet, als wären es Wolken. „Ich habe mich auch verliebt, glaube ich."

„Spann mich nicht auf die Folter Ian! In wen?", fragte er nun noch neugieriger

„Aber versprich mir, dass du mich nicht hasst, okay?", fragte ich ernst. Es war mir eben wichtig.

„Warum sollte ich dich hassen?", fragte er nun und lachte bloß.

„Weil... ich mich in Mickey verliebt habe...", nuschelte ich, in der Hoffnung, er würde es nicht hören.

Tyler schaut mich geschockt an. „Aber Mickey ist doch homophob...", meinte er fragend und blickte mich unglaubwürdig an.

„Er wird deine Gefühle doch nie erwidern Ian...", sagte er.

„Das kannst du nicht wissen!", unterbrach ich ihn.

Das glaubst du doch selbst nicht ...", erwiderte er wieder und schüttelte bloß den Kopf.

„Warum nicht?!", sagte ich nun schon etwas lauter.

„Weil er das größte Arschloch ist, das es gibt!", brüllte er zurück. „Versteh mich doch!"

Eine Träne kullerte meine Wange herunter. „Du würdest mich also nie hassen, ja?", flüsterte ich leise. Wieder bahnte sich eine Träne den Weg meine Wange hinunter.

Er drehte sich nur weg. „Na gut... wenn du meinst. Ich bin dann mal weg...", sagte ich traurig. Mit diesen Worten lief ich aus der Zelle. Ich glaubte noch einen Ruf aus der Zelle gehört zu haben.

Etwas wie „Ian warte!" wurde aus der Zelle gerufen. Doch ich ignorierte es, ignorierte ihn. Diesen Lügner!

The Prisoner | GallavichOnde histórias criam vida. Descubra agora