01

1.8K 73 4
                                    

*Bei der Anhörung*

„Miss Brenton wie bekennt sich ihr Mandant?" „Er bekennt sich für schuldig, bittet aber um Strafmilderung. Wie ihr wisst, ist es sein erstes Vergehen ist." Ich beachtete sie und ihre Rede gar nicht mehr. Nach dem Wort „schuldig" war ich raus. „Ich würde sie bitten für die Urteilsverkündung aufzustehen", fing die Richterin zu reden an. „Ian Sie werden für 7 Jahre in das Chicagoer National Guilty-Prison kommen."

Sie schlug ihren Hammer auf das aus Holz gemachte Podest. Das Urteil war somit verkündet. Nach der Verhandlung wurde ich in einem kleinen Bus in das Chicagoer Gefängnis gebracht. Dort musste ich mich zuerst ausziehen und zu meinem Leiden wurde dann eine Leibesvisitation durchgeführt. So wie der Wärter mir im Arsch wühlte, hat ihm das sicher ein großes Vergnügen bereitet. Nach diesem Grabschen nahm er meinen Arm und es kam mir so vor, als würde er versuchte meine Hand zu berühren, kam aber nicht zu ihr. Ich ließ ihn nicht, ich wollte ihn nicht lassen. Er führte mich an vielen anderen Zellen vorbei, zu einer Zelle, die ziemlich weit hinten lag. Dort sitzt ein schwarzhaariger, mit Tattoos übersäter, eigentlich ziemlich hübscher Mann in dem Gefängnisbett. Der Wärter schubste mich grob in die Zelle und schloss die Tür hinter mir.

„Du bist also mein neuer Zellengenosse", sagte er grinsend und zog eine Augenbraue hoch. „Ich bin Tyler." „Ähm, ja... Ich bin übrigens Ian", sagte ich so selbstsicher wie ich konnte. Nach einer Weile wurde mir von demselben Wärter wie vorhin neue Kleidung gebracht, endlich konnte ich diese hellblauen Fetzen, die wohl als Schlafanzug dienten, ausziehen. Tyler musterte mich, und als ich mein T-Shirt auszog fing er an zu reden. „Du bist hübsch", lachte er. „Aber leider nicht mein Typ", fügte er leise lachend hinzu, und doch hörte ich es. Ich konnte nicht anders, musste leicht grinsen und musterte ihn, tat so, als würde ich nicht wissen wovon er redete. „Ian, das bedeutet ich bin schwul, genauso wie du." „Wie...", mehr konnte ich nicht sagen, denn er deutete schon auf mein Tattoo, das sich auf dem unteren, linken Teil meines Bauches befand, eher schon auf meinem Hüftknochen. Es zeigte zweimal das männliche Geschlechtszeichen, aber nur sehr klein. Ein Wunder, dass er es überhaupt sehen konnte.

Ich nickte. „Ja Tyler, ich bin schwul. Du hast Recht, na und?" „Das solltest du lieber vor ein paar anderen Häftlingen geheim halten. Manche sind homophob. Darf ich dich nun etwas herumführen?" „Gerne, wenn es dir keine Umstände macht." Wir verließen die kleine Zelle, die der Wärter anscheinend nicht wirklich abgeschlossen hatte, und gingen ein paar Gänge entlang, Treppen herunter und kamen schließlich in einer großen Halle an. Dort stand im linken Eck eine Essensausgabe, der Rest war mit Tischen bedeckt. „Wir kommen genau richtig", sagte er. „Essenszeit!"

Ich nickte wieder. Zusammen stellten wir uns an der kleinen Schlange an. Ich bekam ein Tablett mit irgendeinem Stück Fleisch und Reis. Wir setzten uns nebeneinander an einen freien Tisch, als Tyler wieder zu reden begann. „Siehst du den Typ da?", er zeigte auf einen molligeren, schwarzhaarigen Mann, der sicher mehr Tattoos hatte, als Tyler und ich zusammen. „Ja, was ist mit dem?" „Nimm dich vor dem in Acht. Sein Name ist Jackson. Er ist ein schlimmer Typ. Oder siehst du diesen?", er zeigte auf einen brünetten, kleinen, etwas muskulösen Typen, der sich gerade an der Schlange anstellte. „Was ist mit ihm?" „Finn. Noch schlimmer wie Jackson. Aber..."

Plötzlich wurde die Tür aufgeschlagen. Ein kleiner, schwarzhaariger, junger Mann kam durch die Tür. Neben ihm ging ein Mann, der größer war als er selbst. Er ging geradewegs in Richtung Essensausgabe. Als die anderen ihn sahen, gaben sie ihm den Platz sofort frei. „Was ist mit dem?", fragte ich Tyler leise und deutete mit dem Kopf in seine Richtung. „Das ist dein schlimmster Albtraum. Geh ihm lieber aus dem Weg. Er bekommt alles was er will, und wenn es sein muss mit Gewalt." „Nein, ich meine seinen Namen." „Seinen Name willst du wissen? Mickey Milkovich, der lebende Teufel." Ich wollte noch einen Blick in seine Richtung wagen, als ich bemerkte, dass er auf uns zuging und „Tyler!" schrie. „Ja Mickey?", fragte dieser genervt und schaute dem Kleineren in die Augen. „Wer ist denn dieses neue Früchtchen hier?", fragte er meinen Zellengenossen und deutete auf mich. „Er ist neu." „Das ist mir klar, ich möchte seinen Namen wissen!" „Frag ihn doch selbst, oder hast du Angst, dass er beißt?", fauchte Tyler ihn an. Er bekam nur einen bösen Blick von Mickey zurück. Dieser richtet seine Augen auf mich und mustert mich. „Also Karottenkopf? Wie heißt du?" „Ian", sagte ich ohne ihn anzusehen. „Ian? Wieso bist du hier?", fragte er mich nun grinsend. „Mord", sagte ich so lässig, wie es ging. Doch Blickkontakt bestand noch immer keiner. „Ein ganz harter", sagte er und setzte sich auf den Sessel, der meinen gegenüber lag, neben ihn sein Freund. Da ich auch schon fertig gegessen habe, stand ich nun auf und ging mit Tyler zurück in unsere Zelle. Weg von Mickey, der mir jetzt schon ziemlich unsympathisch scheint.

The Prisoner | GallavichWo Geschichten leben. Entdecke jetzt