14.

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Das monotone Piepen eines nervigen Elektrokardiografen weckte mich aus dem Halbschlaf. Kurz versuchte ich mich zu erinnern, wo ich war, doch das Einzige, was ich wusste, war, dass ich im Krankenhaus lag.
Blinzelnd öffnete ich die Augen und drehte langsam den Kopf nach rechts.
Ich spürte Schläuche am Hals und an der Brust, sowie im Gesicht und in den Nasenlöchern. Eine Nadel schien in meinem Handgelenk zu stecken und mir etwas einzuflößen. Ich kniff die Augen zu Schlitzen zusammen, weil das Licht der Deckenlampen meiner Meinung nach viel zu hell war und suchte mit den Augen den Raum ab.
Ich befand mich offensichtlich nicht in demselben Raum, wie zuvor. Die Wände waren von einem stechend hellen Grün und neben meinem Bett standen weitere zum Teil belegte Krankenhausbetten. Die alte Dame neben mir schien zu schlafen und die zwei Kinder in der Ecke ebenfalls.
Plötzlich trat eine weiß gekleidete Krankenschwester durch eine Glastür in den Raum und kam in meine Richtung.
„Hallo! Ich bin Seraphina Langhorn, aber nennen Sie mich doch bitte Sera. Der Arzt hat zwar befohlen, Sie stillzulegen und ausruhen zu lassen, aber nach einer langwierigen Diskussion über Ihren Zustand, hat er eingewilligt, den Besuch Ihrer Tochter zu gestatten. Glauben Sie, Sie fühlen sich stark genug, sie zu empfangen?"
Ich nickte leicht, um den Schmerz in meinem ganzen Körper nicht zu verschlimmern.
„Gut, dann geh ich und hol sie jetzt. Bewegen Sie sich derzeit bitte nicht und ruhen Sie sich aus."
Ich gab keine Antwort, weil es offensichtlich war, dass ich in diesem Zustand nicht weit käme.
Die Tür schwang hinter Sera zu und meine Augen schlossen sich vor Anstrengung, sie offen zu halten, selbst.
Vage konnte ich mich daran erinnern, dass ich von etwas geträumt hatte und ohne es wirklich zu wollen, schweiften meine Gedanken ab und erreichten die Erinnerung, die ich am meisten von allen verabscheute und bei der ich zugleich leicht schadenfroh war. Ich hatte es gewagt, ihn in den Wind zu pfeifen, obwohl mein ganzes Wesen an ihm hing.

Mit gespielter Fröhlichkeit umarmte ich André kurz und ließ ihn wieder los. Das Café, in dem wir uns verabredet hatten, war zwar klein, aber gemütlich. Wir suchten uns einen Zweiertisch am Fenster, gleich neben der Tür. Ich hatte alles genau geplant und so setzte ich mich hin, er ebenso. Die Bedienung kam, ich bestellte für uns zwei einen Cappuccino und einen Orangensaft (ich hasse Kaffee!) und sofort setzte André - wie ich es vorhergesehen hatte - zu einer Entschuldigung an.
„Es - es tut mir leid! Das mit letztens. Ich weiß, ich hätte mich wehren sollen, aber - du musst verstehen - ich konnte nicht, ich -"
Ich unterbrach ihn, als die unterdrückte Wut in mir aufzukochen begann.
„Ah! Du hast mich also gesehen, ja? Ist dir meine Präsenz wohl ganz am Rande deiner Wahrnehmung aufgefallen und - vielleicht, ganz vielleicht - hat Herr Ich-kann-mir-jede-Frau-leisten ein winziges bisschen Schuldgefühle verspürt? Obwohl ... Nein. Ich glaube nicht. Der Herr kann sich so etwas doch nicht leisten! Schuldgefühle ... Nein!"
Ich schüttelte energisch den Kopf.
„Du verstehst mich falsch! Du hast nicht alles mitbekommen! Ich wollte das nicht!"
Ich funkelte ihn böswillig an.
„Ha! Dass ich nicht lache! Du und „ich wollte das nicht!"", imitierte ich seine verzweifelte Stimme im übertriebenen Maße.
„Klar! Jetzt ist alles klar! Und weißt du was? Ich dachte, wir könnten unter Umständen heute wie Erwachsene darüber reden. Aber nein. Natürlich nicht, weil du nämlich nicht erwachsen bist oder je sein wirst! Weißt du, wofür ich die halte? Weißt du das?"
Ich lies ihm keine Zeit zu antworten.
„Ich sage es ungern, aber ich habe mich in dich ungeheuer getäuscht! Lis hatte in allen Punkten recht: Du bist ein Mann und nichts anderes und Männer sind Schweine! Genau wie du!"
„Aber, bitte, Noreen! Hör mir doch zu, du -"
Ich unterbrach ihn erneut.
„Ich brauche deine Erklärung nicht! Ich hasse dich! Ich hasse das, was du mir angetan hast und - und noch etwas: Ich will dich nie wieder sehen! Nie wieder!"
Das war alles nicht der wahre Plan gewesen, es war Plan B, falls er sich so blöd anstellte wie jetzt und ich es nicht aushielt.
„Du bezahlst", sagte ich mit nun ruhiger, gefasster Stimme.
Kopfschüttelnd tauchte ich ein letztes Mal in seine warmen, braunen und jetzt vor Kummer und Schreck weit aufgerissenen Augen, stierte ihn fuchsteufelswild an und stand auf, drehte mich um und ging eiligen Schrittes davon.
Ich hörte, wie die Ladenglocke hinter mir klingelte, als ich wütend die Tür hinter mir zustieß; hörte wie André, der anscheinend nicht mehr unter Schock stand, meinen Namen rief: „Noreen! Noreen! Komm zurück! Noreen!"

*****

Hey ihr Lieben :) Ich würde mich an dieser Stelle gerne mal bei allen bedanken, die mich zurzeit so sehr mit ihrer Kommentaren und Votes unterstützen und ihnen hier dieses Kapitel widmen:

@rosys_worlddiary
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Sophie2605
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Wirklich danke ❤️

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