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Joshuas PoV

Noch immer musste ich an diesen Technikraum und dem dazugehörigen kleinen, dicken Mädchen denken. Klar, ich hatte schon erwartet, dass mir ein wahrhaftiger Nerd gegenüber stehen wird, der so aussieht und sich natürlich auch so verhält, aber dass sie auch so lebt wie einer, hatte ich nicht erwartet. Verdammt, dieser Technikraum sah aus wie ihre eigene Wohnung, - sie hatte mir sogar etwas zu essen angeboten.
Es wird sich Donnerstag herausstellen, ob sie dem Team beitreten wird oder nicht. Aber ich war davon überzeugt, dass sie kommen wird.
Nachdem ich mit Enya noch drei Sanitäter eingespannt hatte, trennten sich unsere Wege und ich begab mich zu den Sporthallen, die am anderen Ende der Schule waren.
In der Umkleidekabine schmiss ich meine Sorttasche auf eine der Bänke und setzte mich neben sie. Einige andere Jungs waren auch schon da und zogen sich um,- auch die Beiden, die ich gestern bei Enya an der Bushaltestelle getroffen hatte. Ich widmete mich also meiner Tasche und zog gerade aus dieser meine Klamotten heraus, als ich plötzlich eine Hand auf meiner Schulter spürte und ich mich langsam umdrehte.

Es war so klar wie Kloßbrühe gewesen, dass die beiden Jungs von gestern hinter mir standen und mich wie Bullen ansahen. Naja, der eine jedenfalls, der andere lächelte dabei noch ein bisschen. Kurz musterte ich sie amüsiert, dann wurde meine Miene ebenfalls ernst und ich legte mein Sportshirt beiseite.
"Was wollt ihr von mir?", fragte ich und verschränkte meine Arme vor der Brust.
"Dir sagen, dass du deine dreckigen Finger von ihr nehmen sollst.", knurrte der eine und spannte seine Muskeln unter dem Tanktop an. Der Junge, der mich halbwegs angelächelt hatte, legte seinem Freund die Hand auf die Schulter und versuchte ihn zu beruhigen. Daran sollte er wirklich mal arbeiten, denn das hilft bei diesem Tier nichts.
"Warum? Steht auf Enya dein Name, der es mir verbietet? - Ich denke mal nicht, also warum habe ich nicht auch das Recht sie für mich zu haben?", die Stille in der Umkleidekabine beunruhigte mich ein wenig, denn niemand bewegte sich, es schien als hätten sie alle den Atem angehalten.
"Noch nicht gewundert, warum ihr keine Kerle hinterher laufen und versuchen ihre Aufmerksamkeit zu bekommen? Das Mädchen ist nicht hässlich. Soll ich dir erklären warum sie keiner anfässt, oder kannst du dir das vielleicht in deinem kleinen Spatzenhirn selbst zusammen reimen?", er ballte seine rechte Hand zu einer festen Faust, wodurch die Knöchel weiß hervor traten. Ja, ich verstand was er meinte, ziemlich gut sogar.
"Ich bin kein Lappen, mich kriegst du nicht so schnell untergebuttert. Wenn du Enya für dich alleine haben willst, dann gewinne sie für dich. Sonst mach ich das.", grinsend trat ich einen Schritt auf ihn zu und sah ihm direkt in seine braunen Augen, sie wirkten fast schwarz.
"Joshua, fass sie einfach nicht an, wir alle mussten es akzeptieren. Jimin hat das Girl drei Tage nach ihrer Ankunft schon im Bett gehabt, sie wohnen selbst zusammen in einer WG, wer weiß, was da abgeht.", sagte Mino, der gerade die Umkleiden betrat und sich das Schauspiel kurz angesehen hatte. Er war einer der Sanitäter des Teams. Ich riss meine Augen auf und starrte diesen Jimin mit offenem Mund an. Auf seinen Lippen bildete sich ein selbstgefälliges Grinsen, was ich ihm am liebsten aus dem Gesicht poliert hätte. Enya wirkte nicht wie ein einfaches Mädchen. Ich wollte mir ein eigenes Bild über sie schaffen.
"Das ist mir egal. Sieht so aus, als hättest du gerade deinen ersten Konkurrenten bekommen. Sei dir im klaren, dass ich immer das bekommen habe, was ich wollte.", provokant boxte ich ihm in die Schulter und stellte mich schon drauf ein, nachher mit einem Veilchen nach Hause zu gehen, denn der Kerl holte zum Schlagen aus. Doch sein Freund hielt ihn zurück mir einen harten Kieferschlag zu verpassen, indem er sich vor Jimin stellte und ihn gegen die gegenüberliegende Wand schubste. Die ganze Luft wurde aus seinen Lungen gedrückt und er ächzte kurz auf, biss seine Zähne aufeinander.
"Penner.", zischte er und ich wusste, dass das diesmal nicht mir galt, sondern seinem besten Freund, der sich zufrieden die Hände rieb und breit grinste. Vielleicht hatte er ihn doch im Griff.
"Wenn du die vier Stunden Sport pro Woche überleben willst, dann erscheine nicht mehr. Nur so ein guter Rat von mir, denn ich kenne ihn ziemlich lange.", riet mir sein Freund und schob den verrückten Kerl in die Sporthalle.
"Alter, du bist tot.", sagte Mino und klopfte mir mitfühlend auf die Schulter, ich atmete einfach nur aus und zog mich dann für den Unterricht um. Doch kurz hielt ich inne und ließ meine Hand sinken, warum zur Hölle hatte er ihren Namen nicht ein einziges Mal in den Mund genommen?

Die Maske | JiminWo Geschichten leben. Entdecke jetzt