87. Kapitel

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Mir wird schlagartig schlecht, als ich in den Terminplaner sehe.

11:40 Uhr Bvb, Flughafen.

"Ähm... Laura? Könntest du für mich zum Flughafen?", frage ich. Sekptisch schaut sie von ihrem Laptop auf. "Bitte", flehe ich. "In Ordnung", sie seufzt. "Danke", erwiedere ich. Laura steht auf um sich schon einmal fertig zu machen. Ich übernehme dafür ihren Bürokram.

Später, als Laura wieder kommt, schwärmt sie mir von der Mannschaft vor. "Und dieser Erik Durm war wirklich freundlich und sympathisch. Und erst dieses Lächeln", sie schwärmt förmlich. "Mhm", brumme ich und schlucke schwer. "Oh mein Gott!? Sag mir jetzt nicht, dass das dein Ex war!", erwiedert sie. Mein Schweigen sagt ihr schon alles. "Oh mein Gott! Wie konntest du diesen Typen nur verlassen? Der ist doch mehr als Zucker", grinst sie. "Wir müssen aber...", sie unterbricht mich. "Nicht mit ins Stadion? Doch müssen wir", ihr Grinsen wir breiter. Ich vergrabe meinen Kopf in meinen Händen.
So wie ich mein Glück kenne, werde ich zu 100% Erik über den Weg laufen.

Im Stadion angekommen, müssen wir erst noch einiges klären, bevor es dann losgeht. "June, könntest du mich bitte zu den Spielern begleiten?", fragt der Trainer und ich nicke nur. Wir gehen zu der Spielerkabine. Nach einer kurzen Besprechung geht es dann los. Wir nehmen unsere Plätze ein und kurz darauf startet das Spiel.

Ich schaue gar nicht auf das Spiel, dafür bin ich vielleicht zu sehr in Gedanken.
Warum passiert sowas eigentlich immer mir?

Es endet 3:1 für den Bvb. Doch wirklich freuen kann ich mich nicht, viel zu groß ist meine Panik. Ich rede noch etwas mit Laura auf dem Spielfeld, bevor jemand meine Schulter streift und mir zu raunt:"Wir reden später". Durch meinen Körper schießt eine Gänsehaut. Laura grinst mich verschmitzt an. Ich verdrehe die Augen. "Komm, wir müssen noch was machen", meint Laura und schiebt mich durch die Katakomben. Mein Herz schlägt so schnell, bis wir endlich in unserem Büro sitzen. Mein Herz schlägt langsam und ich stoße die Luft über meine Lippen aus. Laura grinst. "Was?", frage ich und fange an noch die letzte Arbeit zu bearbeiten. "Willst du nicht deinen Liebsten wiedersehen?", säuselt sie. Ich werfe ihr einen bösen Blick zu.

Laura weiß, wie ich dazu stehe und sie weiß auch, das ich Zeit brauche.

Wir bearbeiten noch den Rest und gehen dann zusammen raus. Laura geht einkaufen und ich schon mal zur Wohnung. Kurz ziehe ich mich um und bereite schon alles vor. Ich schiebe mein lockeres weißes Langarmshirt hoch. "Mist", fluche ich, als ich mir Wasser über meine Hose kippe. Ich gehe in mein Zimmer und ziehe mir eine kurze pinke Hose an. Es klingelt, als ich wieder in die Küche gehen will. Ich öffne die Tür.
Doch mir rutscht gleich das Lächeln aus dem Gesicht. "Was machst du hier?", frage ich. "Ich hab doch gesagt, wir reden später", erwiedert er. "Nein, geh einfach", meine ich ernst und will ihm die Tür vor der Nase zu schlagen. Doch er stellt seinen Fuß dazwischen. "June, lass uns doch reden", seufzt er und drückt die Tür auf. Er hält mich an beiden Unterarmen fest, sodass ich mich kaum wehren kann. Er schaut mir in die Augen und legt seine Lippen auf meine. Sein Griff lockert sich und ich schiebe ihn von mir weg. Bevor ich weiß, was ich mache, landet meine Hand schon auf seiner Wange, wo sich ein roter Handabdruck bildet. Ich schiebe ihn aus der Tür und schlage sie zu. Mein Atem kommt nur zitternd über meine Lippen. Ich setze mich gegenüber von der Tür hin und ziehe meine Beine an. Eine Träne sucht sich den Weg über meine Wange, bevor Sturzbäche folgen.

Was ist nur los mit mir? Wie konnte ich glauben, dass es einfacher wäre für uns? Das ich ihn nie wiedersehen würde? Warum schmerzt es so unerträglich nicht bei ihm zu sein?

Ich könnte jetzt aufstehen, meine Tränen wegwischen und ihm nach, aber meine Beine gehorchen mir nicht. Ich sitze einfach nur da und weine bitterlich.

~Laura's Sicht~

Etwas schnaufend komme ich die Treppe, als ich einen jungen Mann bei der Treppe unserer Tür finde. Ich erkenne ihn zuerst nicht, doch dann fällt es mir wie Schuppen von den Augen.

June's Ex.

"Erik, oder?", frage ich und setze mich zu ihm. Niedergeschlagen fährt er sich durch die Haare und nickt. "Du warst bei June, oder?", schlussfolgere ich weiter. Wieder nickt er. Ich nehme sein Kinn in meine Hand und drehe es so, dass ich seine Wange sehe. June scheint ziemlich zugeschlagen zu haben. Man kann ihren Handabdruck abzeichnet, so rot ist sie. "Ihr habt euch gestritten?", frage ich, obwohl es eher eine Tatsache als eine Frage ist. "Man, Laura. Ich will sie zurück", meint er und ich seufze. "Du gehst jetzt zurück zum Mannschaftshotel und lässt deine Wange kühlen. Morgen fliegst du zurück nach Deutschland. Ich kümmere mich um June. Wenn ich es schaffe, hast du sie in 2 bis 3 Wochen zurück.", erkläre ich. "Bist du dir sicher?", erwiedert er skeptisch. "Klar, von Frau zu Frau geht das besser als von Mann zu Frau", erwiedere ich optimistisch. "Danke, Laura", er umarmt mich so fest, dass ich das Gefühl habe, er zerquetscht mich. "Schon gut und jetzt geh und kühl deine Wange.", meine ich. Euphorisch springt er auf und schon ist er die Treppen runter. Ich seufze.

Wenn andere Probleme haben, ist Laura gleich zur Stelle, aber dein eigenes Liebesleben bekommst du nicht auf die Reihe.

Ich stehe auf und öffne die Tür. June sitzt gegenüber von der Wand und weint bitterlich. "Süße", ich schließe die Tür und nehme June in meine Arme. Ein Schluchzen entfährt ihrer Kehle.
Nach einer halben Stunde sitzen wir mit einem Topf Eis auf der Couch und schauen einen Liebesfilm. "Vielleicht solltest du dir das nochmal überlegen? Erik ist doch kein schlechter Typ", meine ich und nehme einen Löffel Eis. "Nein, ich will erst fertig hier sein", meint June. "Aber wäre es nicht besser für dein Seelenheil?", antworte ich. "Seit wann glaubst du an sowas", spottet sie.

Weil es ihr scheiße geht, lasse ich es ihr mal durchgehen. Aber nur dieses eine Mal.

"Ich glaube nicht an sowas. Ich weiß sowas", erkläre ich. Sie verdreht die Augen. Tay kommt wieder. "Hey, Tay. Hier braucht jemand eine Knuddelattacke", rufe ich ihm zu. Tay grinst und kommt auf mich zu. "Nicht ich, sondern June. Du, Idiot", meine ich und Tay setzt sich zwischen uns, ehe er June auf seinen Schoß zieht und sie fest an sich drückt. June lacht und schlingt ebenfalls ihre Arme um ihm.

Ich glaube, sie braucht das gerade.

Nach 5 Minuten verabschiedet sie sich von uns um ins Bett zu gehen. Als sie in ihrem Zimmer verschwunden ist, schaut Tay mich verwirrt an. "Was war los?", fragt er. "Du kannst zwar alles essen, brauchst aber nicht alles wissen", erkläre ich. Abwehrend hebt er die Hände:"Ist ja schon gut". Ich lächele zufrieden, bevor wir den Abend ausklingen lassen.

~June's Sicht~

Es ist gerade halb zwei in der Nacht. Ich wische mir die Tränen weg, die ich schon wieder nicht verdrängen kann.
Mal wieder läuft alles vor meinem inneren Auge ab. Ich spüre immer noch, seine Haut unter meinen Fingern. Wieder kommen mir die Tränen und ich unterdrücke ein Schluchzen.
Ich schließe die Augen und bin durch die Tränen mehr als erschöpft. Obwohl ich total müde, finde ich nicht in den Schlaf.

Meine Schwester und der FußballerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt