73. Kapitel

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Ich blinzele in das grelle Sonnenlicht. Ein Zimmer mit großen Fenstern, wodurch helles Licht fällt. Vorsichtig setze ich mich auf. "Oh, sie sind wach", die Krankenschwester lächelt mich freundlich an. "Wo sind wir?", ist die erste Frage, die mir über die Lippen kommt. "Im Krankenhaus", erklärt sie. "Wie lange hab ich geschlafen?", frage ich und schaue sie an. "3 Tage, aber sie wurden ziemlich zugerichtet", erklärt sie."Können sie sich an etwas erinnern?", fragt sie dann. Ich überlege kurz. "Ja, nur ich weiß nichts mehr, was passiert ist, seit ich nach meinem Bruder nach München gezogen bin", erzähle ich. "In Ordnung. Ich hole den Arzt.", erklärt sie und geht zur Tür. Ich taste an meine Wange entlang. Dort klebt ein Pflaster. Genau das Gleiche auf meiner Stirn.
Ich schaue mich um. Ein normales Krankenhauszimmer. Mein Blick fällt auf den Nachtisch. Dort liegt mein Handy und ein Blumenstrauß in einer Vase. Ich nehme mein Handy. Mein Hintergrundbild zeigt mich und einen mir unbekannten Mann. Er grinst in die Kamera und knabbert wohl an meinem Ohr. Seine Arme sind um meinen Bauch geschlungen. Ich grinse ebenfalls in die Kamera. Meine eine Hand liegt auf seinem Hals. Die andere auf seinen Händen. Ich sehe glücklich aus. Wirklich glücklich, aber wer ist dieser Mann?

Ich krame in meiner Erinnerung, aber mir fällt niemand ein. Der Arzt kommt rein und befragt mich. Er untersucht noch meine Wange und meine Stirn, genauso wie er meine Augen ableuchtet.

~Erik's Sicht~

Der Arzt untersucht gerade June. Ich laufe im Krankenhausflur hin und her. Mario steht vor der Tür. "Erik, bleib ruhig", meint Mario, tippt aber selber nervös mit dem Fuß. "Kann ich nicht", murmele ich kaum hörbar. Der Arzt kommt raus. Ich muss aufpassen nicht gleich los zu fragen. "Ihr geht es körperlich gut, aber sie hat Gedächtnislücken. Sie kann sich soweit an alles erinnern. Nur nicht an das, wo sie nach München gezogen ist.", erklärt er. Ich fahre mir durch die Haare.

Kann sie sich dann an mich erinnern?
"Wann kann ihre Erinnerung zurück kommen?", fragt Mario. Meine Zunge liegt mir wie Blei im Mund. "Die Erinnerung können in ein paar Tagen, in einem Monat oder in einem Jahr. Es kommt darauf an wie ihr Gehirn das Erlebnis verarbeitet.", erklärt er. "Dürfen wir zu ihr?", frage ich zögerlich. "Können sie, aber sie darf momentan keinen Stress ausgeliefert werden", erwiedert der Arzt. Wir nicken beide. Der Arzt verabschiedet sich von uns und wir gehen zur Tür. "Bleib bitte erstmal zurück", meint Mario und ich nicke. Mit zittrigen Fingern öffnet er die Tür. Wir betreten den Raum. "Mario", June schaut ihn an. Er stürmt auf sie zu und sie schlingt ihre Arme um seinen Hals. Er setzt sich zu ihr auf's Bett. "Wie geht's dir, Kleines?", fragt er und streicht ihr eine Strähne hinter das Ohr. "Ganz gut. Ich kann mich nur kaum erinnern", erwiedert sie. "Kannst du dich an ihn erinnern?", fragt Mario und deutet auf mich. June schaut mich an. Verwirrt, dann mustern. Es bricht mir das Herz, das sie mich nicht erkennt.
"Nein, sollte ich?", fragt June fragend. Dieser Satz hallt in meinen Hirn nach. Brennt sich förmlich ein.

Nein, sollte ich?

Mario schaut mich mitleidig an. Ich kann mich nicht bewegen. "Ja, das ist Erik. Dein Freund", erklärt Mario. Sie schaut mich wieder an. "Nein, tut mir leid. Ich erinnere mich nicht", meint sie.

Das ist zu viel!

Ich stürze aus dem Raum. Sie erinnert sich nicht! Unsere gemeinsame Zeit wie ausgelöscht! Unsere Liebe. Futsch. Als hätte sie sie nie gegeben!
Ich haste zur Toilette und werfe mir eiskaltes Wasser ins Gesicht. Ich schaue hoch und stemme die Hände ins Waschbecken, ehe ich mein Gesicht mustere.

Deine eigene Freundin hat dich vergessen! Sie weiß noch nicht einmal, wer du bist! Natürlich kann die Erinnerung wiederkommen, aber wann?! Vielleicht erinnert sie sich auch gar nicht mehr. An nichts.
Ich hebe mich vom Waschbecken ab und gehe wieder nach draußen.
"Es tut mir leid für dich", Mario greift mich beim Kaffeeautomaten auf. Auch wenn der Kaffee hier miserabel schmeckt, ich brauche jetzt einen. "Schon gut", murmele ich. "Ich hab mit dem Arzt geredet. June kann noch heute gehen. Es hat zwar einige Überredungskunst gebraucht, aber es hat funktioniert. Ich würde sagen, du nimmst sie mit. Vielleicht kommt ihre Erinnerung dann zurück. Von uns weiß sie ja alles", erzählt Mario. "Ja, ist wohl besser so", murmele ich. "Hier die Entlassungspapiere", eine Krankenschwester kommt auf uns zu. "Vielen Dank", lächelt Mario und füllt alles aus und gibt es ihr zurück. "Sollen wir sie dann holen?", frage ich vorsichtig. "Ja, am besten", meint er und wir gehen zurück zu June. Sie ist schon fertig und schaut aus dem Fenster. "June", Mario holt sie aus ihren Gedanken und June dreht sich zu ihm um. "Ich hab mit dem Arzt gesprochen. Du kannst heute noch gehen", erklärt er. June nickt. Wir nehmen ihre Tasche und gehen dann raus zu den Autos. Ich packe June's Tasche in den Kofferraum. Mario umarmt seine Schwester nochmal. "Meld dich, wenn etwas ist", mit diesen Worten verabschiedet er sich auch von mir. June und ich steigen ins Auto ein. Ich starte den Wagen und fahre los. June schaut aus dem Fenster. Ihr Blick wandert zu mir. "Erik, oder?", fragt sie und schaut mich an. "Ja", antworte ich. Eine Zeit lang herrscht Stille. "Waren wir glücklich?", fragt sie zögerlich. "Ja, sehr", antworte ich knapp. Nach einer kurzen Zeit halte ich an der Wohnung. Wir steigen aus und gehen hoch. Nachdem wir Schuhe und Jacken ausgezogen haben, schaut sich June um. "Ist das in Ordnung, wenn ich duschen gehe?", fragt sie. "Ja, klar. Deine Sachen liegen im Schrank.", erwiedere ich. Sie nickt und verschwindet dann in dem Raum, auf welchen ich gedeutet habe. "Ich mach uns mal was zu essen", rufe ich und gehe in die Küche. Daher das ich keine Lust habe zu kochen, mache ich uns Müsli. Nachdem das fertig ist, schreibe ich den anderen, dass es June soweit gut geht.
Nach 10 Minuten kommt June wieder. Sie lässt sich auf einen Stuhl fallen und mustert die Tischdecke. Ich schmunzele, als ich sehe, dass sie ihren Lieblingspulli von mir trägt. "Alles okay?", fragt June. "Ja, du trägst nur einen meiner Pulli's", erwiedere ich. "Ohh, ähm...soll ich...", meint sie. "Nein, nein. Schon gut", meine ich und reiche ihr ihre Schüssel. Sie nimmt sie dankend an. Während wir essen, fragt June mich regelrecht über alles aus, woran sie sich nicht mehr erinnern kann.
Nach dem Essen verlegen wir das Ganze ins Wohnzimmer.

Ich muss es einfach ausprobieren. Vielleicht kommt ihre Erinnerung zurück.

Ich lege vorsichtig eine Hand an ihre Wange. Ihre Worte verstummen und sie verfolgt meiner Bewegung mit ihren Augen. Langsam wie in Zeitlupe beuge ich mich zu ihr vor und drücke meine Lippen auf ihre. Doch anstatt das sie erwiedert, drückt sie mich weg. "Ich... tut mir leid", stammelt sie und steht auf. "Ich geh wohl lieber schalfen", meint sie und verschwindet im Schlafzimmer. Ich fahre mir mit den Händen durch mein Gesicht. Danach stehe ich auf und folge ihr. Ich ziehe mich um und mache mich fertig, ehe ich mich zu ihr ins Bett lege. Ich schlinge einen Arm um ihren Bauch und mir zieht ihren Duft in die Nase. Zu meiner Überraschung kuschelt sie sich an mich. Ich schließe die Augen und versinke in einen traumlosen Schlaf.

Meine Schwester und der FußballerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt