Mein Name ist Luke

234 7 0
                                    

„You were always on my mind...you were always on my mind..." trällert Vero hinter der Badezimmertür, sie singt den neuesten Hit der Pet Shop Boys. Ich selbst stehe nicht so auf  Synthiepop, sondern bevorzuge fetten, dreckigen Hardrock. Aber wenn die Lady schon mal bei mir ist, dann darf auch Mainstream- Radio laufen. Sie gibt sich wirklich Mühe, hält aber keinen einzigen Ton. Doch es ist irgendwie süß, wenn sie so schief singt. Ich grinse, als ich höre:

„And I guess I never told you I'm so happy that you're mine..."

Nein, Vero, das hast du nie. Und du wirst es auch niemals tun, denn ich bin nichts weiter als dein Sexspielzeug.

Als ich Vero vor zwei Jahren, im Sommer 1984, traf, interessierte sie mich überhaupt nicht. Nein, sie war nicht mein Typ. Naja, genau genommen hatte ich gar keinen Typ, auf den ich stand, denn ich war die Hälfte meines jugendlichen Daseins völlig stoned gewesen. Die andere Hälfte brauchte ich dafür, Geld für Drogen heran zu schaffen. Irgendeine Sozialarbeiterin hatte mich mit 17 Jahren von der Straße aufgelesen und so war ich regelmäßiger Besucher in einem staatlichen Drogenzentrum. Ich schaffte es ab und zu, für ein paar Tage clean zu bleiben, doch holte mich die Gier nach dem Kick immer wieder ein.

Vero besuchte damals die Drogenklinik, um einen fetten Scheck zu überreichen und sich mit uns verkommenen Straßenkindern ablichten zu lassen. Ich hielt diese spießig gekleidete, kleine Frau sofort für eine verdammte Heuchlerin. Im Kontrast zu ihrer vornehmen Blässe standen ihre dunklen Schneewittchenhaare, die Unschuld vortäuschen sollten. Doch ich wußte damals schon, dass sie genauso berechnend und kalt war wie alle Reichen. Sie lächelte scheu in die Kamera und tat so, als würde sie das Leid interessieren, das in unseren Gesichtern geschrieben stand.

„Luke, komm mit auf das Foto." hatte Mrs. Emerson, meine Sozialarbeiterin, gerufen.

Ich schüttelte den Kopf so heftig, dass mir meine braunen Locken hart ins Gesicht flogen. Mrs. Emerson zuckte mit den Schultern, und dann spürte ich Vero's Blick auf mir. Ich schenkte ihr mein Verkaufsgrinsen. Natürlich würde sie das feucht machen, wie alle Frauen, und die Kerle auch. Vielleicht könnte sie mir ja später zu meinem nächsten Druck verhelfen... Vero schaute schnell wieder weg. Nach der Fotosession kam sie auf ihren teuren Designerschuhen zu mir rübergetrippelt und fragte mich, wie es mir ginge.

Wie es mir ginge!

Lady, meine Rosette brennt noch von gestern Nacht und ich bin voll im Entzug, weil der Scheißkerl mir die Zeche geprellt hat!

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.

Lady, meine Rosette brennt noch von gestern Nacht und ich bin voll im Entzug, weil der Scheißkerl mir die Zeche geprellt hat!

Das sagte ich ihr so nicht. Ich murmelte:

„Geht so."

Doch anstatt zu merken, dass sie mir auf den Zeiger ging, fragte sie weiter und weiter. Wie ich heiße, wie alt ich sei.

„Luke Harrison, 19." knurrte ich und beschäftigte mich demonstrativ mit meiner geklauten Rolex.

„Nett, dich kennen zu lernen, Luke. Ich bin Veronika Davonport." sagte sie und lächelte mich an.

Als wenn ich nicht gewusst hätte, wer sie war! Die Nazitochter, die sich England's reichsten Unternehmer geangelt hatte. Sie war doch ständig in den Zeitungen, auf denen ich nachts schlief. Und außerdem hatte die Emerson sie angekündigt, als wäre sie die Queen höchstpersönlich! Vero stand auf und ging. Anscheinend hatte sie endlich geschnallt, dass ich kein anregender Gesprächspartner war. Ich musste sowieso los, um irgendwo Geld aufzutreiben. Strich durch die Straßen und hoffte, nicht von den Bullen aufgegabelt zu werden. Plötzlich hatte mich jemand am Arm gepackt. Es war der Zechpreller, der mich schon öfter gevögelt hatte. Normalerweise zahlte er auch, und das nicht allzu schlecht.

„Süßer, ich will dich." raunte er und schob meine Hand auf seinen harten Penis. Aber mir tat von gestern noch alles weh. So passte es gut, dass plötzlich ein großer, schwarzer Mercedes neben mir hielt. Die Frau am Steuer war so verhüllt wie eine Muslimin, trotzdem stieg ich ein. Sie brauste los.

„Wo ist man hier ungestört?" fragte sie hektisch.

Hm, sie war anscheinend neu hier.

„Bieg jetzt rechts ab und dann die Dritte links. Gerade aus durch bis zur alten Fleischfabrik."

Ich wühlte in meiner Hosentasche nach Kondomen. Ärgerte mich darüber, dass ich vergessen hatte, mir welche aus dem Zentrum mit zu nehmen. Die Unbekannte hatte die Fabrik gefunden und parkte dahinter. Bis auf ein paar Straßenhunde waren wir alleine. Sie drehte ihren Kopf zu mir. Das Tuch, das ihre Haare und den Mund verbarg, war violett und sie trug eine Sonnenbrille, obwohl es bewölkt war. Nun, ich kannte das. Die braven Hausmütterchen schämten sich dafür, dass es ihnen ein minderjähriger Junkie besser besorgen konnte als der fette Ehemann zuhause und wollten anonym bleiben.

Ich zitterte bereits, die Krämpfe gingen los. So würde ich ihn bald nicht mehr hochkriegen! Also nahm ich ihre Hand und legte sie auf meinen Schwanz, wie der Typ es vorhin bei mir getan hatte. Ein erschrockenes „Nein!" entfuhr der Unbekannten und sie zog ihre Hand wieder weg.

„Luke, ich will dir helfen." sagte sie ruhig.

„Ich brauche Stoff, Mann!" entfuhr es mir.

Moment, hatte sie gerade Luke gesagt? Sie antwortete hektisch:

„Ich weiß. Hör zu. Ich bringe dich an einen Ort, wo du in Ruhe und sicher entziehen kannst. Du musst von dem Zeug weg kommen!"

Was redete sie da? Nein, ich wollte nichts weiter als den nächsten Schuss!

„Lady...ich tue alles, was sie möchten. Soll ich sie lecken? Darin bin ich wirklich gut. Nur lassen sie uns bitte loslegen, ich halte es nicht mehr lange aus..."

„Wieviel?" fragte sie plötzlich.

„Zwanzig."

„Ich gebe dir fünfhundert, wenn du mitkommst. Nochmal fünfhundert, wenn du den Entzug schaffst."

„Warum?" fragte ich verblüfft.

„Ich habe nicht viel Zeit... also, Deal?" drängte sie.

Tausend Mücken. Danach konnte ich ja immer noch weiter machen.

„Deal."








OpportunitiesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt