Kapitel #74

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"Justin?", fragte ich und war selber überrascht, wie sehr meine Stimme zitterte, wo ich sie das erste Mal seit ich diese Nachricht bekommen hatte wieder erhob. Die Tränen waren mittlerweile wieder getrocknet und hatten nur eine tiefe Leere in meinem Innern hinterlassen, die nur der Auslöser dieser wieder füllen könnte.
"Hier", ertönte seine Stimme schließlich hinter mir. Ich erschrak mich leicht und musste meinen Atem wieder in eine geeignete Schnelligkeit bringen, bevor ich mich ihm zuwenden konnte.

"Stimmt es?", fragte ich zitternd und sah ihm direkt in die hellbraunen Augen, die die Sonne warm wiedergaben. Sein Blick jedoch lag eiskalt und unverwandt auf mir.
"Was denkst du denn?", fragte er ironisch, was mich zusammenzucken ließ. Schnell wandte ich meinen Blick etwas weiter von ihm weg und traf augenblicklich auf Ryan. Er stand mit einem gewissen Abstand zu uns hinten an der Hecke und musterte uns gedankenversunken; beinah so, als würde ihn etwas beschäftigen, mit dem er so nicht einverstanden war.

"Was hast du jetzt vor? Die ganze Stadt sucht nach euch. Und wer weiß wer und wo noch.", fragte ich mit hörbarer Angst vor der Antwort. Wortlos verschränkte ich meine Hände ineinander und Knete sie gegenseitig um ein wenig Energie loszuwerden. Ein ungutes Gefühl machte sich von Neuem in meinem Bauch breit und umhüllte mich in einer Blase voller Verzweiflung. Das ganze stank sehr stark nach Schmerz und Enttäuschung, wovon ich einfach genug hatte.
"Wir fliehen. Die nötigsten Sachen sind gepackt und wir sind so gut wie weg." Immernoch klang seine Stimme eiskalt und ließ mich erschaudern. Bei seinem Ton traute ich mich kaum ihn anzusehen, geschweige denn auf ihn zuzukommen, doch alles in mir drängte mich dazu, die folgenden Worte auszusprechen.
"Nimm mich mit.", krätzte ich und schaffte es letztendlich doch ihn anzusehen. Bittend stach ich meine Augen in die seinen und hielt sie dort fest, doch er reagierte nicht wie erhofft. Ganz leicht schüttelte er seinen Kopf und ein arrogantes Lächeln machte sich auf seinen Zügen sichtbar, das fnr mich  einfach keinen Sinn ergab.

"Warum sollte ich? Denkst du wirklich, du bedeutest mir etwas? Ich wollte dich ficken, das ist alles! Bilde dir ja nicht ein, ich würde dich mitnehmen wollen, wo auch immer ich jetzt hingehen werde." Immer noch lag dieses amüsierte Lachen auf seinen eiskalten Zügen und er legte seinen Kopf leicht schief, sodass seine Haare ihm ins Gesicht fielen. Ich konnte nicht verhindern, dass mein Herz sich bei seinen Worten in Zwei spaltete.
Mein Bruder hatte Recht gehabt; es war ein Spiel gewesen.
Doch Liebe machte blind und so hatte ich mir eingebildet, er hätte es ernst gemeint, doch jetzt stand er vor mir und lachte mich für mein naives Verhalten aus. Er stand da und machte sich darüber lustig, dass ich ihm tatsächlich geglaubt hatte; dass ich ihn geliebt hatte.

Die erste Träne rannte über meine Wange und wurde sofort von unzähligen weiteren verfolgt.
"Es war alles gelogen? Dass du kurz...davor gesagt hast, ich sollte es nicht wegen Ashley machen und..."
"Ja natürlich", unterbrach er mich. "Du hast dich angefangen zu sträuben; es war das Einzige, was mir einfiel, um dich doch noch umzustimmen. Ich war selbst erstaunt, dass du es mir geglaubt hast!", lachte er gehässig auf.

Weitere Tränen rannten meine Wangen hinunter und ein Schmerz breitere sich in mir aus, dessen Stärke ich niemals hätte vermuten können. Ich wich einen Schritt vor Justin zurück und schüttelte immer wieder kläglich den Kopf, doch das vergrößerte sein Grinsen nur noch.
"Sag, dass das nicht wahr ist!", sprach ich mit brüchiger Stimme aus, was ihn nur noch mehr zu amüsieren schien.
"Findest du nicht, ich habe dich schon genug belogen?", hauchte er und zog eine Augenbraue in die Höhe, was ich früher noch als besonders schön beschrieben hatte, mich jedoch jetzt an den Teufel erinnerte.

Seine Worte jedoch waren es, die mich gänzlich auseinander brechen ließen. Hilfesuchend sah ich zu Ryan, der immer nich an der Hecke stand. Er sah mich mit einem Hauch von Mitleid im Gesicht an und hatte die Lippen zu einem Strich zusammengezogen. Fasst so, als würde er Justins Verhalten ganz und gar nicht billigen, jedoch nichts dagegen tun können.
Langsam Schritt er hervor und ich erwartete fast, er würde mir beiseite stehen, doch auch dieses Mal kam es anders als erwartet.

"Komm Justin wir müssen los. Wenn die Bullen uns erwischen sind wir tot. Enrico hat genügend Leute im Knast um uns auch dort umlegen zu lassen, wenn wir dann die Fresse halten!" Er warf mir noch einen entschuldigenden Blick zu, ehe er auf Jaxon zulief, der immer noch geduldig im Rasen wartete. Für einen Moment war ich daraufhin mit Justin alleine, der inzwichen aufgehört htte zu lachen. Schweigend starrte er mich immer noch mit einem Hauch von Belustigung in den kalten Zügen an und ich erwiderte seinen Blick aus verletzten Augen heraus, die ihn ein weiteres Lachen unterdrücken ließen.

"Du hättest auf deinen Bruder hören sollen. So ein Kerl, wie du dachtest, bin ich nicht." Mit diesen Worten wandte er sich schließlich ab und lief auf die anderen zu ohne sich noch einmal zu mir umzudrehen. Ich konnte zusehen, wie die Drei hinter der nächsten Ecke verschwanden und nur mich und meinen Schmerz zurückließen, den ich ich weiter unterdrücken konnte.

Meine Knie gaben unter meinem Gewicht nach und ich ließ mich immer noch zitternd zu Boden sinken. Den Kopf vergrub ich in meinen angewinkelten Beinen und ich schluchzte einfach weiter vor mich hin. Vor schmerzen geprägt warf den Kopf in den Nacken und begann laut zu schreien. Ich schrie meinen ganzen Kümmer hinaus und kümmerte mich nicht weiter darum, wer mich hören könnte. Shawn hatte Recht, mein Bruder hatte Recht, sie alle hatten recht. Ein Junge wie Justin würde sich nich für ein Mädchen wie mich verändern. Er würde niemals seine Spiele unterbrechen und wahre Gefühle entwickeln, dafür war er schlichtweg zu kalt.


Ich hatte  mich einst gefragt, wann Justin aufhören würde, mich zu quälen. Jetzt hatte ich meine Antwort;
Dann, wenn er mich gänzlich zerstört hatte und bereit war zu gehen.

Das war das letzte Kapitel....

Kommt aber noch ein Epilog um die letzten Fragen zu klären. Hasst mich nicht zu sehr.

frightening, completedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt