Kapitel #50

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Irgendwann schien ich dann eingeschlafen zu sein, denn am nächsten Morgen waren alle Sorgen wie weggeblasen und zum ersten Mal seit langem, hatte ich wieder das Gefühl, richtig ausgeschlafen zu sein. Gähnend machte ich mich auf den Weg in die Küche um mir etwas zum Essen zu holen, doch kaum war ich aus der Tür getreten, stieß ich auch schon mit einem müde aussehenden David zusammen. Ohne ihm einen weiteres Blick zu schenken murmelte ein schwaches "guten morgen" und versuchte mich an ihm vorbei zu drängeln, doch er hielt mich kurzerhand davon ab, was mich im ersten Moment noch wütend machte, jedoch schnell zu Angts wechselte, als ich seine besorgte Miene sah.
"Guten Morgen. Sag mal, hast du eine Idee, wo Shawn sein könnte?", rückte er ziemlich direkt mit der Sprach raus und die Sorge in seiner Stimme drang deutlich hervor.

Sofort blieb ich in der Bewegung stehen und starrte ihn aus geschockten Augen heraus verzweifelt an.
"Ich dachte, er wäre gestern Abend nach Hause gekommen?", fragte ich und ein Hauch von Verzweiflung drang in meiner Stimme mit. Meine Gedanken glitten zu dem Auto in unserer Einfahrt zurück, das zu diesem schleimigen Mann gehört hatte. Sofort lief eine Gänsehaut über meinen Rücken und ließ die Panik in mir wachsen.

David hingegen schüttelte traurig den Kopf.
"Sag mir bitte Bescheid, wenn du was von ihm hörst!", forderte er mich noch mit einem matten Lächeln auf. Ich nickte ihm kurz zu und polterte dann, etwas zu schnell, die Treppen hinunter.

Hatte ich das gestern nur geträumt? Es war zu real gewesen, das konnte nicht sein!
Leicht außer Atem betrat ich die Küche und stieß die Tür, die in den Garten führte, mit einem starken Hieb auf. Ich hatte noch gar keine Zeit hier draußen verbracht, aber es war wunderschön gepflegt und sehr einladend, weshalb es eigentlich eine Verschwendung war.

Immer noch rennend durchquerte ich die Wiese und lief um die nächste Ecke des Hauses. Ich stand nun gute 10 Meter von der Straße entfernt und über die sonst so perfekt glänzende Wiese zogen sich 4 schleimige Reifenspuren, die David wohl zum Weinen bringen würden. Er war hier gewesen, wieso hatte er das Haus nicht betreten?
Hektisch sah ich mich um, konnte aber nichts ungewöhnliches ausmachen, das mich auf ihn hätte aufmerksam machen können; alles schien völlig normal zu sein, genauso wie immer eben, wenn da nicht die ungewöhnlichen, braunen Flecken im Rasen gewesen wären.

X

Etwas zu spät betrat ich an diesem Tag das Schulgelände. Scarlett und die anderen saßen bestimmt schon im Unterricht und nur ich war auf dem ganzen Schulhof zu sehen, was sich als äußerst entspannend herausstellte, da mir somit keine nervigen Blicke folgten.

Die Sorgen um Shawn fraßen mich weiterhin auf und waren mit ein Grund, warum ich zu spät war. Zielstrebig lief ich auf meinen Kursraum zu und klopfte leise an die Tür, die unter dem Drukc bereits etwas nachgab. Sofort erklang die schrille Stimme meiner Lehrerin, die mich hinein bat. Mit einem letzten Atemzug drückte ich gegen die Klinke und ließ das Schloss somit gänzlich aufspringen.

"Ach Mrs Lewis, haben sie sich auch mal entschlossen, hier aufzutauchen? Ich bin wirklich sehr enttäuscht von Ihnen und das wird Folgen haben, darauf können Sie wetten!", fing sie an mich anzuschreien, doch meine Gedanken lagen immer noch woanders, dass ich ihr kaum zuhörte. Mein gesamte Aufmerksamkeit galt Shawn, der seinen Blick sofort von mir abgewandt hatte, als ich den Raum betreten hatte. Doch ich hatte noch einen kurzen Blick auf sein Gesicht erhaschen können, was mir den Atem geraubt hatte. Um sein rechtes Auge spiegelte sich eine dunkel blaue Farbe, die beinah ins Lila überging ging, und vereinzelte Schnittwunden zogen sich über sein ganzes Gesicht ab. Was war mit ihm passiert?

"Würden sie sich jetzt bitte endlich hinsetzen?", schrie meine Lehrerin plötzlich lauthals durch den Raum, die meine Gleichgültigkeit offentsichtlich nicht besonders gut aufgenommen hatte. Ich zuckte kurz zusammen und warf ihr einen wütenden Blick zu, ehe ich mich wieder abwandte und tief durchatmete. Mit den verschiedensten Emotionen in mir, gab ich mich schließlich geschlagen und lief auf Scarlett zu, die mich bereits erwartete.

"Was ist mit Shawn los?", wisperte ich ihr zu, nachdem ich meine Sachen auf dem Tisch ausgebreitet hatte und neben ihr Platz genommen hatte. Scarlett zuckte nur ahnungslos mit den Schultern.
"Keine Ahnung. Das haben wir gehofft, würdest du wissen.", flüsterte sie leise zurück, damit unsere Lehrerin nicht noch mehr ausrasten würde.

"Hast du schon den Stand gesehen?", fragte sie mich schließlich nach ein paar Sekunden des Schweigens, wodurch ich leicht zu ihr hinüberblickte und fragend eine Augenbraue hochzog.
"Wieso bist du denn sonst zu spät gekommen?", murmelte sie ebenfalls verwirrt und zog skeptisch ihre Augenbrauen hoch.
"Scarlett sag mir erst einmal wovon du überhaupt redest!", zischte ich energisch; ich hasste es einfach, wenn sie in Rätseln sprach.

Wortlos zog sie eine kleine Zeitung aus ihrer Jackentasche und fing an sie vor mir auszubreiten. Verwirrt warf ich einen Blick auf die Titelseite und erkannte die 'open secrets', was mich nur noch mehr verwirrte.
"Wieso hast du die noch?", flüsterte ich ihr mit gedämpfter Stimme zu. Eigentlich war die Zeitung nach einem Tag ausgelaugt und interessierte so gut wie keinen mehr.
"Das ist eine neue Ausgabe", entgegnete sie nur leise und wandte ihren Blick dann entschieden der Tafel vor uns zu, was mich alleine mit meinen Fragen zurückließ.

Mit gekräuselter Stirn entzog ich die Zeitung schließlich ihrer Hände und sah auf die Überschrift.
Extra Ausgabe *einmalig*
Wir klären euch über die Beziehung von Shawn und Charlie Hail auf.

Verwirrt starrte ich auf den letzten Satz, der sich total komisch formulierte; Wieso hatte sie uns den selben Nachname gegeben? Ich schlug die erste Seite um und begann zu lesen.

"Sie steht nicht auf ihn! Den einzigen Jungen, den sie will, ist Justin, doch der gehört mir", Ashley (10. Stufe) über die Beziehung der beiden.

Shawn Hail und Charlie Lewis Eltern sind seit geraumer Zeit ein Paar. Ob dies der Grund ist, warum Charlie mit Shawn zusammen ist, können wir euch noch nicht hundert prozentig bestätigen, aber sicher ist, dass Charlie ihn nicht liebt. Von der Warte her scheint ihre ganze Beziehung grundsätzlich falsch zu sein. Wie muss es Shawn bei dem Gedanken gehen? Unser Beileid an der Stelle. Irgendwann findest du dein Elitegirl, das dich nicht nur ausnutzt oder belügt.

Mit vor Wut zitternden Händen knallte ich die Zeitung zusammen, was ein lauten Geräusch von sich gab und einige Blicke auf mich lenkte, doch es war mir egal. Ich laß nicht einmal den Rest des Artikels, da mir klar war, dass es in die selbe Richtung gehen würde.

"Nichts davon stimmt so wie sie es sagen. Ich und Shawn sind doch noch nicht einmal zusammen", spuckte ich wütend vor mich hin; obwohl mir durchaus bewusst war, dass wir selbst ein wenig Schuld an der Sache hatten.
"Psst, ich weiß das Charlie. Aber alle anderen glauben nun halt etwas anderes. Aber Hey, falls es dich aufmunternd, du hättest es deutlich schlimmer treffen können!"

Bevor ich noch etwas erwidern konnte, unterbrach Frau Merle uns erneut mit ihrer harschen Stimme. "Mrs Lewis, wenn sie schon zu spät kommen, könnten Sie dem Unterricht wenigsten Folge leisten!"

Entnervt dreht eich mich von Scarlett weg und wollte der Bitte meiner Lehrerin schon nachgehen, als sich eine weitere Person einmischte.
"Das kann sie nicht", ertönte Ashleys zwitschernde Stimme aus der Reihe vor mir, was ausreichte um neue Aggressionen in mir auszulösen. "Sie hat gerade erfahren, dass ihr kleines Spiel mit dem Feuer aufgeflogen ist."
Mit einem gefälschten Lächeln drehte sie sich zu mir um und warf mir einen siegreichen Blick zu, den ich auf unseren Kampf der letzten Tage zurückfolgerte.

Von wegen Justin gehört ihr; er hat gestern ausdrücklich gesagt, dass er sie nur zum Ficken brauchte!
Was hatte sie mit dieser Aktion noch erreichen wollen? Rache? Was konnte ich denn dafür, dass Justin so ein Arsch war?

Hilfesuchend sah ich zu Shawn, der immer noch merkwürdig geknickt auf seinem Platz saß und still dem Geschehen folgte. Alles in mir hoffte, dass er mich verteidigen würde, doch er tat es nicht. Er würdigte mich nicht ma mehr eines Blickes. Das gab mir schließlich den Rest.
Vor Wut zitternd stand ich auf und verließ, unter großem Gemurmel, den Raum, was sich wohl nicht gut auf meinem Zeugniss ausmachen würde, doch es interessierte mich nicht.

frightening, completedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt