Kapitel #12

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Mein Körper bebte vor Angst, während wir durch die vielen Straßen führen und Justin immer mehr an Tempo zulegte, und ich krallte meine Finger fester um seine Muskulatur, wodurch diese sich immer mehr anspannte. Justin fuhr einen gewagten Fahrstil und das ich keinen Helm trug, machte die Sache nicht gerade besser. Dieser Fakt und das Gefühl seiner Muskeln unter meinen Fingern verdrehte mir auf merkwürdige Weise den Kopf. Justin war genauso heiß, wie meine Angst vor ihm groß; gefährliche Mischung.

Ich wagte es meinen Blick auf die Straße zu richten und verfolgte die vorbeifahrenden Autos, an denen Justin sich vorbeischlängelte, als wollte er ihnen unter die Nase reiben, dass er es konnte. Mit der Zeit, die ich so hinter ihm verbrachte, gefiel es mir sogar ein wenig Motorrad zu fahren und ich hörte auf, mir zu wünschen, die Fahrt sei schnell vorbei. Leise lachte ich, als wir besonders steil in eine Kurve gingen und wir uns dementsprechend stark reinlegen mussten, damit die Reifen nicht abrutschten. Von dem-für ihn-ungewöhnlichem Geräusch geweckt, drehte Justin sich leicht zu mir um und musterte mich leicht amüsiert über seine Schulter hinweg. Ich schüttelte schnell den Kopf, um ihn abzuwimmeln, und lehnte diesen dann peinlich berührt gegen seinen Rücken. Sofort kam mir sein Geruch in die Nase und ich schloss automatisch meine Augen. Der selbe, hinreißende Geruch war mir auch schon bei seiner Jacke in die Nase gestiegen. Es war eine Mischung aus Rauch, Parfüm und etwas ganz eigenem. Es roch unbeschreiblich gut.

"Wenn du damit fertig bist, kannst du absteigen", drang eine belustigte Stimme nach einiger Zeit in mein Ohr. Schnell öffnete ich meine Augen und blinzelte verstärkt gegen das plötzliche Licht an. Justin saß breit grinsend vor mir und musterte mich mit so viel Belustigung in den Zügen, dass ich für einen winzigen Moment vergaß, wer er wirklich war. Ich nahm nur wage meine Schule war, die sich hinter ihm in den Himmel zog und mir zeigte, dass ich tatsächlich da war. Nach einer Weile bemerkte auch ich, was gerade passiert war, und sofort stieg mir die Röte ins Gesicht und ließ mich peinlich berührt auf meine Finger starren.

Wieder lachte Justin laut auf und schüttelte vor Belustigung leicht seinen Kopf. "Kein Problem, Babe. Ich pflege es, diese Reaktion auf Frauen an den Tag zulegen." Er zwinkerte mir leicht zu und ich wurde alleine durch seine Worte noch röter.

So schnell es nur irgendwie ging, kletterte ich von seinem Motorrad und schulterte mein Schultasche, die ich mehr oder weniger elegant hinter mich platziert hatte. Justin hörte immer noch nicht auf leise vor sich hin zu lachen und allmählich würde es mir zunehmend unangenehm. So wirkte er mir jedoch fast schon sympathisch; zumindest, wenn er mich nicht gerade auslachen würde.

Ich versuchte meine Fassung wieder zu erlangen und regte mein Kinn betont elegant in die Höhe.
"Danke für's mitnehmen", sagte ich möglichst gelassen und wollte bereits loslaufen, doch Justin hielt mich am Ellenbogen zurück.
"Denk ja nicht, dass ich jetzt nett zu dir bin oderso. Das war eine Ausnahme; du solltest immer noch das Weite suchen, wenn du mich siehst!", zischte er mit der altbekannten Bedrohlichkeit in der Stimme. Sein Blick durchdrang mich auf eine intensive Art und Weise und hinterließ somit einen Schauer der Angst auf meinem Körper, der sich bis zu meinen Zehspitzen ausbreitete. Sein Griff um meinen Arm verstärkte sich und ein höllischer Schmerz drang von dieser Stelle aus hoch durch meinen gesamten Körper, was mich ein wenig Wimmern ließ.

"Haben wir uns verstanden?", fragte er genauso intensiv und funkelte mich aus diesen dunkeln Augen heraus finster an. Ich nickte und versuchte die Tränen herunterzuschlucken, die sein Griff bei mir auslöste. Zufrieden ließ er mich wieder los und beäugte mich mit einem angsteinflößenden Blick, während ich mich hastig umdrehte und davon lief.

Erst als ich hörte, wie Justin davon fuhr, atmete ich wieder und begann mich wieder zu beruhigen, obwohl dies fast unmöglich schien. Sofort stieg mir wieder sein Geruch in die Nase und erschrocken bemerkte ich, dass ich immer noch seine Jacke um meine Schultern trug. Schnell schälte ich mich aus ihr heraus und steckte sie in die Tiefen meiner Tasche. Hauptsache ich musste sie nicht mehr sehen oder noch schlimmer: riechen.

Die Gänsehaut auf meiner Haut blieb und ich schluckte ein paar Mal schwer. Ich hatte Angst vor diesem Jungen. Gewaltige Angst. Etwas an seinem Verhalten, diesen ständigen Sti-mmungsschwankungen, war mir einfach nicht geheuer.

Nachdem ich mich etwas gesammelt hatte, bemerkte ich, dass ich beobachtete wurde. Etwas unbehaglich, da Justin mein erster Gedanke halt, sah ich mich um und wurde erst wieder ruhiger, als ich den Überltäter fand. Mit vor der Brust verschränkten Armen stand Shawn am Tor und sah mich an, als hätte ich ihm soeben seinen Verlobungsring zurückgegeben. Ich konnte seinen Blick nicht ganz deuten, aber er schien neben der Traurigkeit sowohl Funken von Wut als auch von Reue zu enthalten.

Vorsichtig ging ich ein paar Schritte auf ihn zu und verschränkte meine Arme vor der Brust, um meiner bestehenden Wut Ausdruck zu verleihen. Als ich schließlich direkt vor ihm ankam, sah ich ihn mit hoch gezogenen Augenbrauen uffordernd an und wartete geduldig darauf, dass er etwas sagen würde, denn für mich stand fest, dass er den ersten Schritt machen musste.
"Es tut mir leid", murmelte er schließlich,nachdem wir ein paar Sekunden geschwiegen hatten. "Wenn ich nicht so scheiße eifersüchtig wäre, hättest du nicht mit ihm fahren müssen", er spuckte mir den Letzten Teil gerade zu vor die Füße. "Dieser Wixxer soll seine Finger von dir lassen, wenn er dich noch einmal so anfässt dann...", er unterbrach sich selbst und starrte vor lauter Wut auf unsere Füße. Er hatte also gesehen, dass Justin mir wehgetan hatte, und er hatte rein gar nichts dagegen unternommen oder auch nur den Versuch dazu gestartet.

'So einer kann dich wenigstens beschützen' Hallte die Stimme meines Bruders in meinem Kopf wider. Von wegen...

"Es tut mir so unendlich leid!", sagte Shawn ein weiteres Mal und zwang mich sanft dazu, ihm in die Augen zu sehen. Ich nickte nur kurz und dann legte er auch schon seine Lippen auf meine. Sein Kuss schmeckte nach Kaffee; ich hasste Kaffee. Wieder vertiefte er den Kuss nicht oder wurde fordernder. Nennt mich verrückt, och ich wollte von einem Mann begehrt werden. Ich wollte, dass er sich nach mir sehnte und immer näher an mich presste; nicht das hier.

Von einem lauten, kratzigen Räuspern würden wir schließlich unterbrochen und ich fuhr beinah schon hektisch von Shawn zurück.
"Aufklärungsbedarf!", forderte Scarlett vorwurfsvoll. Shawn neben mir lachte leise Auf und setzte seinen Blick, der ebenfalls zu Scarlett gewandert war, wieder in die Tiefen meiner Augen.
"Ich gehe dann mal zu meinen Jungs. Bis später", sagte er und küsste mich noch ein Mal flüchtig auf die Wange.

Mit hoch gezogenen Brauen sah Scarlett mich an, kaum war Shawn die ersten Schritte von uns getreten. Mit einem Seufzen erzählte ich ihr schließlich, was seit gestern alles passiert war, und ließ dabei nicht das kleinste Detail aus.

"Und du bist nicht einmal auf die Idee gekommen, mich anzurufen? Von der Toilette aus oder sonstiges?", fragte sie mich ungläubig und doch aufgeregt über die neuen Neuigkeiten. Ich zuckte nur ausdruckslos mit den Schultern, was sie zum Stöhnen brachte.
"Ich an deiner Stelle würde ich mir Justin schnappen, er ist verdammt heiß", murmelte sie, als ich ihr keine weitere Antwort gab. Nun war ich dran damit, sie ungläubig zu mustern.

"Hast du mir gerade zugehört? Und nach all dem macht er dir keine Angst?", zischte ich leicht historisch auf. Das Verhalten meiner besten Freunde konnte meine NErven ungemein beanspruchen.
"Doch, schon irgendwie, aber es macht ihn gleichzeitig noch attraktiver; diese dominante Art. Er zeigt dir halt, wo es lang geht.", erwiderte sie nur achselzuckend. Eine Weile starrte ich sie ungläubig an, bis ich endlich wieder meine Sprache fand und mich traute, die nächsten Worte an sie zu richten.
"Nimm ihn dir doch, wenn er so toll ist! Mir kommt er nicht gerade wie der Traumjunge vor. Und falls du dich auch an den Part meiner Story errinerst, bin ich jetzt mit Shawn zusammen"

"Ja was das angeht...findest du nicht, das lief ein bisschen schnell? Ich meine liebst du ihn wirklich?"

frightening, completedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt