Kapitel #29

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Ich spürte Shawns Blick im Nacken wie tausende Messerstiche und erkannte gleichzeitig, dass meine Mum mich stolz angrinste. Sie war wohl erleichtert, dass ich jemanden gefunden hatte, der nicht Shawn Hail hieß. Wenn Sie nur wüsste, dass ich davon genau so lange wusste wie sie.

"Dann macht euch einen schönen Abend!", flötete meine Mum gutgelaunt und schob uns mit diesen Worten fordernt aus der Tür hinaus, ehe ich es hätte verhindern können. Sie gab mir nicht mal mehr Zeit meine Handtasche zu holen, was ich nur äußerst ungerne wahrnahm, denn mein Handy blieb somit ebenfalls Zuhause.

"Was sollte das denn?", fragte ich Justin wütend, als wir ein paar Schritte gegangen waren und somit aus der Hörweite meiner Mutter gelangten. Dieser lachte mal wieder nur sein arroganten Lachen, das ich so sehr hasste und welches mir trotzdem aus unergründlichen Grnden eine Gänsehaut einjagte.
"Ich hätte dich zwar auch einfach fragen können, aber dann wäre mir Shawns Gesicht entgangen.", lachte Justin weiter und ich gab ihm dafür nur einen angewiederten Blick als Antwort; Worte hätten genauso wenig in seinem Gehirn ausgerichtet. Doch was tat ich überhaupt hier? Wieso hörte ich immer wieder auf Justin, obwohl er heute morgen erst mein halbes Leben ruiniert hat?

Ich wollte schon wieder umdrehen und einmal machen, was sinnvoll wäre, doch Justin hielt mich mit einer blitzschnellen Bewegung sanft fest.
"Du wirst jetzt nicht zurückgehen! Wie würde das denn rüberkommen? Außerdem mag deine Mum mich", grinste er mich stolz und zugleich provozierend an, ehe er geschickt eine Zigarette aus seiner Hosentasche fischte, um sie sich zwischen die Lippen zudrücken. Mit seinen Worten hatte er leider recht; als Sebastian ihn mit nach Hause genommen hatte, war sie augenblicklich begeistert von ihm gewesen und wenn ich ihn nun als meinen Freund bei ihr vorstellen würde, wäre sie wohl außer sich vor Begeisterung. Sollten Mütter nicht eigentlich das beste für ihre Kinder wollen, anstatt sich für sie einen Punk von der Straße zu wünschen?

"Das wäre sie nicht, wenn sie wüsste, was du ihrem Sohn angetan hast!", brummte ich wütend vor mich hin, womit ich mehr meinen eigenen Kummer zu Ausdruck brachte als alles andere. Justins Miene versteinerte bei meinen Worten für einen kurzen Augenblick, wurde dann aber schnell wieder zu seinem üblichen Pokerface, mit dem er sich nichts anmerken ließ.
"Wollen wir da jetzt wirklich drüber reden?", fragte er achselzuckend und legte daraufhin sanft eine Hand auf meine Hüfte, was sich genauso gut wie falsch anfüllte. Was auch immer dieses Spiel war, das Justin mit mir spielte, es hätte einen Effekt auf mich, den es zu meinem eigenem Wohl lieber nicht haben sollte.

"Lass uns lieber losgehen", schlug er schließlich vor und seine Stimme klang dieses Mal ungewohnt warm, was eine ganz neue Seite an ihm war. Ich nickte nur wie versteinert, so geschockt war ich von seinem plötzlichen Stimmungsschwankungen. Dieser neue Justin machte mir nur noch mehr Angst; er war wie eine tickende Bombe, von der man nicht wissen kann, wann sie letztendlich hochgehen würde.

Seine Hand lag immer noch auf meiner Hüfte, als er sich wieder von mir wegdrehte und mehr Ruck aufbaute um mich zum Losgehen zu drängen, und aus irgendeinen Grund machte mich dies erstaunlich nervös.
"Wohin gehen wir?", fragte ich und verstand selber nicht, wieso ich überhaupt einwilligte, mit einem Drogendealer an einem Freitagabend auszugehen; nach der besten Idee klang das nicht gerade!
Ein zufriedenes Lächeln zierte Justins Mund als er mir antwortete antwortete.
"Lass dich überraschen!", flüsterte er so sanft, wie ich es noch nie von ihm gehört hatte. Der Gedanke, dass er nur zu mir so sprach, machte mich ungewöhnlich glücklich.

Schweigend und ohne irgendwelche weiteren Fragen zu stellen, lief ich neben ihm her und vertraute darauf, dass er wusste, was wir taten. Ich konnte mich nicht eimmal darauf konzentrieren, wo genau wir langliefen. Alleine Justins Anwesenheit brachte mich total aus der Fassung, was wahrscheinlich an meiner Angst vor ihm lag. Doch wenn ich immer noch so eine Angst vor ihm habe, wieso laufe ich dann mit ihm mit, anstatt schreiend wegzulaufen?

frightening, completedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt