Kapitel 18

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Ich bin schlecht gelaunt. Mich kotzt es einfach an, dass Ruby der Meinung ist, ich hätte vor einem normalen Menschen Angst und mir unterstellt, ich wäre ein nichts ohne meine Erschaffenen. Jetzt sitze ich zornig im Unterricht und male mir aus, wie ich ihr mit bloßen Händen die Arme ausreiße. Wäre das dann Beweis genug, dass ich auch ohne meine Erschaffenen gefährlich bin? Klar, ich würde es nie machen, weil das einfach zu viel Aufmerksamkeit erregen würde, aber trotzdem bin ich nicht ganz ohne. "Deric! Aufpassen!" Ich ziehe auf einer Seite die Lippe hoch und stoße durch die Lücke Lust aus, bevor ich meine Tasche schnappe und zur Tür gehe. "Mir geht es nicht gut.", sage ich mit starker Stimme, die keine widerworte duldet und verlasse das Klassenzimmer. Ich setze mich draußen auf eine Steinbank, lege meine Tasche neben mich und lege den Kopf in den Nacken, während ich tief Luft hole. "Deric?" Ich öffne nicht die Augen, weil ich schon am Geruch erkenne, dass es Miranda ist. Was will die denn hier? "Hm?" "Warum bist du aus der Klasse gegangen?" "Habe ich doch gesagt. Kannst du dich jetzt wieder verpissen?" "Dafür, dass es dir schlecht geht, klingst du aber ganz schön gesund! Und agressiv...", den letzten Teil flüstert sie eher. "Bedenke, dass ich wie deine Freundin bin, wenn du das nächste mal etwas flüstert.", sage ich daraufhin nur und öffne ein Auge. Sie läuft rot an, allerdings eher, weil es ihr peinlich ist, als dass sie wütend wird. Ob sie das wohl überhaupt kann? "Du solltest wieder rein gehen?" "Du hast recht, ich sollte mich wirklich mal wieder bewegen!" Sie lächelt zufrieden, wahrscheinlich freut sie sich, dass sie mich dazu bewegen konnte, wieder in den Unterricht zu gehen. "Ich fürchte, du musst heute zufuß heim gehen!" Sie schaut mich verwirrt an, ich zwinkere ihr nur zu, schnappe mir meine Tasche und gehe zu meinem Auto. Ich klemme mich hinter das Steuer, stecke den Schlüssel rein und starte den Motor. Lächelnd winke ich Miranda zu und gebe dann Gas. Allerdings fahre ich nicht heim, sondern zum Long Beach. Ich will mal wieder ins Wasser und ein wenig schwimmen. Ja, als Schattendrache kann ich nicht so gut schwimmen wie ein Wasserdrache aber trotzdem macht es Spaß! Ich musste relativ lange fahren, aber was soll's. Ich wohne nunmal eben eher am Norden der Stadt und irgendwie war ich zu faul, um nach Malibu zu fahren. Ich parke meinen Wagen und steige dann aus. Scheiße! Ich habe keine Badehose dabei! Na gut, dann muss eben meine Boxer herhalten. Meine Tasche lasse ich einfach im Auto und gehe mit in den Hosentaschen versenkten Händen zum Strand. Beim Wasser schlüpfe ich aus Schuhe und Socken, danach ziehe ich mein Shirt aus. Die Blicke einiger Mädchen haften schon an mir, aber das stört mich herzlich wenig. Ich ziehe mir meine Hose aus und werfe sie zu meinen anderen Sachen, bevor ich zum Wasser gehe. Mit einem eleganten Köpfler tauche ich in die Fluten und tauche ca. 5m weiter wieder auf. Kennt ihr diese Mädchen, die immer nur im Sand sitzen und allen anderen beim schwimmen zuschauen, weil sie Angst haben, ihre Schminke würde verschmieren oder ihre Haare nass werden? Genau die sitzen jetzt alle am Rand zum Wasser, lassen die Wellen um ihre Füße schwappen und werfen mir schmachtende Blick zu. Ich drehe mich augenrollend weg und schwimme weiter aufs Meer raus. Irgendwann bin ich so weit draußen, dass kaum noch Schwimmer da sind, weswegen ich die Schatten unter mir weg mache und bis auf den Grund schauen kann. Alle möglichen Fisch, kleine Haie und was weiß ich alles schwimmen unter meinen Füßen, für die Blicke aller anderen unsichtbar. Ich muss bei meinem Vorteil lächeln, drehe dann aber ab und schwimme wieder an den Strand. Als ich nurnoch bis zur Hüfte im Wasser bin, fahre ich mir kurz durch die Haare, um die Strähnen wieder in die richtige Position zu bringen und steige dann aus dem Wasser. Handtuch habe ich keins dabei, also werde ich mich wohl so in den Sand legen müssen. Ich seutze kurz genervt, kratze mich am Hinterkopf und zucke mit den Schultern. Was anderes wird mir so oder so nichts bringen! "Hi! Brauchst du zufälligerweise ein Handtuch?" Ich schaue mir das Mädchen garnicht erst an, sondern nicke einfach dankbar und nehme ihr dann das Handtuch ab. Nachdem ich es ein wenig geschüttelt habe, breite ich es aus und lege es in den Sand. Sie zieht sich ein Handtuch dazu und auch ihre Freundinnen schleppen ihre Sachen zu mir. Oh je. Ich lege mich einfach auf den Bauch und meinen Kopf auf meine Arme. "Und. Was machst du hier? Wir haben dich noch nie gesehen!" "Ich wohne auch eher im Norden der Stadt.", meine ich nüchtern und rutsche ein Stück von ihnen weg, was sie scheinbar aber nicht bemerken.  "Was machst du heute noch so?" "Keine Ahnung, warum?" "Naja, du könntest ja mit uns hier bleiben oder so!" "Nein danke. Ich glaube, ich fahre heim, sobald ich trocken bin. "Wie heißt du denn eigentlich?" "Deric." "Nachname?" "Wüsste nicht, was der euch angeht."  Empört ziehen sie die Luft ein, scheinen sich aber recht schnell wieder zu beruhigen. Wann hört diese Hölle eigentlich auf? Muss die Sonne sich gerade jetzt hinter Wolken verstecken?

Dragon Academy²Where stories live. Discover now