22 | Happy End

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Ein Kichern blubberte in Cassandra hoch, doch sie unterdrückte es schnell

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Ein Kichern blubberte in Cassandra hoch, doch sie unterdrückte es schnell. Dieses aufgeregte Hochgefühl, das sie bei Calebs Worten erfasst hatte, war kein guter Ratgeber, um Entscheidungen zu treffen, so sehr sie es auch einfach genießen wollte. Statt sich ihm also freudeschreiend um den Hals zu werfen, legte sie ihre freie Hand auf seine und erwiderte: »Wenigstens einer, der mich nicht einfach nur hasst. Danke, Caleb. Aus ganzem Herzen. Deine aufrichtige Zuneigung ist eine Oase für mich.«

Sie spürte, wie seine Hände sich kurz verkrampften und sie meinte, dass ein Schatten über sein Gesicht huschte. Und dann war wieder die Maske des selbstsicheren Verführers da. »Ich freue mich, das zu hören. Und bitte verzeih mir, dass ich dein Lieblingsessen ruiniert habe. Ich bin mir sicher, unsere Köchin bereitet es gerne erneut zu.«

Cassandra schluckte. Ihre Worte hatten den Moment zwischen ihnen zerstört und ihr Herz blutete, doch sie wusste, sie musste rational bleiben. Sie musste an »Rosen Wie Wir« denken und an ihr eigenes Überleben. Sie war fast am Ziel, aber noch nicht aus der Gefahrenzone. Bis sie sich sicher sein konnte, außer Hunters Reichweite zu sein, konnte sie es sich nicht leisten, auf ihre Gefühle zu hören.

»Zum Nachtisch sollte es Eis geben. Wollen wir das gemeinsam im Garten genießen? Ich glaube, das Esszimmer ist vorerst außer Betrieb.« Calebs Tonfall klang beinahe amüsiert, auch wenn kein Lächeln seine Augen erreichte.

Übertrieben enthusiastisch stimmte sie zu. Sie hatte nicht vorgehabt, Caleb abzuweisen, aber ihr Plan war es, in einigen Wochen, wenn Hunter und Ebony verlobt waren, ein eigenes Haus zu finden und ihr Leben unabhängig von allen aufzubauen. Ob sie sich auf Caleb als Mate einlassen wollte, sollte sie besser nicht entscheiden, während ihre animalischen Instinkte ihr Gehirn vernebelten.

***


»Gute Neuigkeiten!«, begrüßte Caleb sie am nächsten Morgen am Frühstückstisch. Behände warf er ihr die Zeitung zu, in der er gerade gelesen hatte. »Schau dir die Titelgeschichte an.«

Mit angehaltenem Atem fächerte sie die Zeitung auf. Da stand es, schwarz auf weiß. »Verlobte des Alphas bei Überfall getötet«, hauchte sie ungläubig.

Caleb nickte triumphierend. »Exakt! Unser Plan ist aufgegangen. Der Kutscher hat sogar ausgesagt, dass er selbst gesehen hat, wie ein Rogue dir die Kehle aufgerissen hat, ehe du davon gezerrt wurdest. Dein Tod ist lupenrein.«

In Windeseile überflog Cassandra den ausführlichen Bericht. Sie hatte sich schon gefragt, wie lange sie noch warten musste, bis die Zeitungen von ihrem Tod berichteten, doch der Artikel jetzt zerstreute all ihre Bedenken. Es war offensichtlich, dass von offizieller Seite so lange mit einer Ankündigung gewartet worden war, bis man ein sicheres Ermittlungsergebnis hatte. Was hier stand, war unmissverständlich: Sie war Tod und der Kronprinz wieder single.

Mit einem breiten Grinsen schaute sie zu Caleb auf. »Das ist besser, als ich zu hoffen gewagt hatte.«

»Nicht wahr? Meine gute Vorbereitung und deine Schauspielkunst haben ein nicht zu dementierendes Bild gezeichnet: Der zukünftigen Luna wurde die Kehle aufgerissen, während die hilflosen menschlichen Begleiter nur zusehen konnten.«

Erleichterung durchströmte Cassandra, aber sie spürte, dass darunter noch etwas anderes lag. Trauer. Mit diesem Artikel war sicher, dass ihre Beziehung zu Hunter vorbei war. Ein letzter winziger Teil von ihr hatte bis zum Schluss gehofft, dass sie doch noch ihr Happy End mit ihm bekam. Aber das war jetzt vorbei.

Kopfschüttelnd legte sie die Zeitung beiseite und Caleb über den runden Frühstückstisch hinweg an. Er war kein natürlicher Mate, wie Hunter es war, aber die Bindung zwischen ihnen war da. Warum sollte sie sich von ihm trennen, sobald sie zurück in die Gesellschaft kehren konnte? Er wollte sie und seit gestern konnte sie sich sicher sein, dass das nicht nur an irgendeinem hinterhältigen Kalkül lag.

Wenn er sie haben konnte, würde er sie nehmen und vor der ganzen Welt schützen. Dessen war sie sich seit gestern sicher.

»Worüber denkst du nach?« Calebs Worte durchbrachen ihr stummes Starren. Sie klangen erstaunlich warm und zugewandt, als gäbe er sich Mühe, seine Maske wieder fallenzulassen.

Offen erwiderte sie seinen Blick. »Deine Worte von gestern gehen mir nicht aus dem Kopf. Ich gebe zu, ich hatte ursprünglich vorgehabt, meinen eigenen Lebensweg zu gehen. Ich wusste nicht, ob du nur aus Mitleid und Ritterlichkeit heraus hilfst, oder ob du mich wirklich magst. Also wollte ich keinen Plan entwickeln, bei dem ich mich auf dich verlassen musste.«

Noch immer spürte sie diese Unsicherheit in sich, doch sie kämpfte sie nieder. Es war gut, eine endgültige Entscheidung zu treffen. Es war gut, ihr eigenes Ende zu schreiben. Ein perfektes Happy End wie in Büchern gab es in der Realität nicht, selbst dann nicht, wenn sie sich in einer Buchwelt befand. Das war ein unverrückbarer Fakt.

Und hier präsentierte sich ihr ein Happy End, das besser war, als alles, was sie sich anfangs erhofft hatte. Wo sie ursprünglich nur ihr Überleben gesehen hatte, konnte sie jetzt auf einen reichen, gutaussehenden Mann setzen, mit dem der Sex atemberaubend war. Und vielleicht war sogar Liebe drin.

Sie gab sich einen Ruck. »Wenn deine Worte von gestern noch stehen. Wenn es immer noch stimmt, dass du mich nicht gehen lassen willst. Dann bleibe ich.«

»Du bleibst?« Calebs Stimme war leise und rau.

Entschlossen stand Cassandra von ihrem Stuhl auf und umrundete den Tisch, um sich ihm auf den Schoß zu setzen. »Ich bleibe. Hier, bei dir, an deiner Seite.«

Seine Arme legten sich um ihre Hüften und sie konnte spüren, dass er zitterte. »Wenn du sagst, dass du bei mir bleibst, meinst du da ... als mein Mate?«

Sie legte ihm eine Hand auf die Wange. »Als dein Mate, wenn du mich willst.«

Ein breites Lächeln erschien auf seinen Lippen. »Als ob das eine Frage ist. Natürlich will ich.«

Wärme umfing Cassandra. Dieses Lächeln, diese Ehrlichkeit. Es ließ ihr Herz höher schlagen. Sie hatte die richtige Entscheidung getroffen, Caleb statt Liam um Hilfe zu bitten. Sie hatte die richtige Entscheidung getroffen, bei ihm zu bleiben.

Sie hatte ihr Ende gefunden. »Rosen Wie Wir« war die perfekte Geschichte von Ebony und Hunter, aber sie hatte es geschafft, darin eine kleine Nische für Margarete Blanc zu finden. Hunter war frei, sein Glück zu finden, und sie konnte sich ein Leben mit Caleb aufbauen.

Zufrieden mit sich und der Welt nahm sie Calebs Gesicht in beide Hände und zog ihn in einen langen, zärtlichen Kuss. Während er seine Arme fester um sie schlang, spürte sie mit jeder Faser ihres Seins, dass sie am Ende ihrer eigenen Geschichte angekommen war.

Alles war gut.



The End


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