8 | Bösewicht

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Cassandra tippte sich nachdenklich mit dem Stift gegen die Lippen, während ihr Blick immer wieder über die beschriebenen Blätter wanderte

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Cassandra tippte sich nachdenklich mit dem Stift gegen die Lippen, während ihr Blick immer wieder über die beschriebenen Blätter wanderte. Nach den Ereignissen beim Sommerfest hatte sie beschlossen, alles, was sie über »Rosen Wie Wir« wusste, schriftlich festzuhalten. Dazu gehörten auch die wichtigsten Personen, die sie jetzt auf einem leeren Blatt aufgeschrieben hatte, um ein Beziehungsdiagramm zu erstellen.

Sie hatte nach dem Tanz viel Zeit darauf verwendet, Hunters Reaktion zu beleuchten. Dass er im Buch auf Caleb empfindlich reagiert hatte, war verständlich erklärt worden, doch dass er selbst gegen Liam etwas einzuwenden hatte, kam ihr seltsam vor. War das nur klassisches Wattpad-Badboy-Gehabe? Galten für ihn andere Regeln als für sie? So hatte sie in der Geschichte Hunter nie empfunden.

Langsam malte sie einen Kreis um jeden Namen. Hunter Davenport. Liam Ithell. Caleb Lewin. Ebony Way, Spitzname Raven. Und schließlich ihr eigener Name, Margarete Blanc. Caleb und Hunter waren Rivalen, Liam und Hunter beste Freunde. Ebony war Hunters Auserwählte, seine große Liebe. Peggy war die Verlobte, die er hasste und töten würde. Mit unterschiedlichen Strichen zog sie die Verbindungen.

Ebony war erst vor kurzem ins Rudel aufgenommen worden. Soweit Cassandra sich an die Hintergrundgeschichte der Hauptperson erinnern konnte, war sie bei der monatlichen Jagd unter dem Schein des Vollmonds im Wald gefunden worden. Die schwarzhaarige Frau hatte angegeben, sich an nichts zu erinnern, also war die Annahme, dass sie von einem herrenlosen Werwolf, einem Rogue, angegriffen und gebissen worden war.

Cassandras Hand, die immer noch den Stift hielt, erstarrte. Aber natürlich. In der Welt, in der Peggy lebte, gab es tausende Regeln, die ihr als Leserin zu Anfang sehr fremd gewesen waren. Ebony war eine frisch verwandelte Werwölfin, die erst seit kurzer Zeit zum Rudel gehörte. Obwohl sich eine Familie großzügig um sie kümmerte, hatte sie einen niedrigen Rang. Es war ihr nicht erlaubt zu heiraten, bis sie sich des Rudels würdig erwiesen hatte, was Jahre dauern konnte. Nicht einmal der Alpha konnte eine Ausnahme von dieser Regel erlauben.

Fluchend schleuderte Cassandra den Stift von sich und verbarg ihr Gesicht in den Händen. Natürlich konnte Hunter mit ihr tanzen, ohne dass es ein Skandal war, weil jeder wusste, dass sie keine Heiratskandidatin war. Liam hingegen war single und als Beta im Rudel sehr wohl ein Heiratskandidat. Keiner der alleinstehenden Männer im Rudel hätte mit ihr tanzen dürfen.

»Was für ein Schwachsinn«, grummelte sie leise zu sich selbst.

Jetzt, wo sie selbst in der Haut von Peggy steckte, kam ihr dieser Unterschied, mit dem Hunter sein Handeln rechtfertigte, wie ein fadenscheiniger Versuch der Autorin vor, dessen hitzige Besitzansprüche Peggy gegenüber nachvollziehbar zu gestalten. Es war, als hätte der Vorfall beim Fest ihr die Augen geöffnet. Die Welt war unfair und darauf ausgelegt, dass die Leserinnen immer auf der Seite von Hunter standen. Egal, was er tat, es würde Gründe und Regeln geben, die für ihn sprachen, aber gegen Peggy.

»Schön«, sagte sie laut in den leeren Raum rein. »Wenn ich eh schon der Bösewicht in der Geschichte bin, kann ich auch so handeln. Wir werden ja sehen, ob Hunter am Ende noch den Mut hat, sein Schwert gegen mich zu erheben.«

How To Survive As The Villainess | ONC 2024Where stories live. Discover now