18 | Zukunft

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Als sie am späten Nachmittag wieder im Stall ankam, wurde sie von einem ängstlich dreinschauenden Stallburschen begrüßt

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Als sie am späten Nachmittag wieder im Stall ankam, wurde sie von einem ängstlich dreinschauenden Stallburschen begrüßt. »Lady Blanc, Eure Mutter hat nach Euch gesucht.«

Mit einem beherzten Satz sprang Cassandra vom Pferd und nahm den Helm ab, um ihr Haar auszuschütteln. Sie war länger weggeblieben, als sie geplant hatte, aber dass ihre Mutter nach ihr fragen würde, war trotzdem eine Überraschung. »Weiß sie, dass ich ausreiten war?«

»Nein, my Lady. Wir haben nichts gesagt. Und sie hat nicht gesehen, dass Euer Pferd nicht im Stall ist.«

Cassandra konnte in seinem unsicheren Blick sehen, dass er damit rechnete, dass trotzdem auffliegen würde, dass er seine Herrin angelogen hatte. Sie legte ihm beruhigend eine Hand auf die Schulter. »Mach dir keine Sorgen. Ihr alle habt für mich geschwiegen, also werde ich dasselbe für euch tun. Keine Strafe erwartet euch.«

Der Stallbursche nickte und nahm ihr die Zügel der Stute ab, doch überzeugt wirkte er nicht. Mit einem Schulterzucken drehte Cassandra sich um und schlüpfte ungesehen vom Garten her zurück ins Haus. Auf leisen Sohlen schlich sie zu ihrem Zimmer im ersten Stock, wo sie geschwind ihre Reitkleidung ablegte. Kurz überlegte sie, dann griff sie nach einem aufwändigen tiefblauen Kleid.

Jetzt wieder standesgemäß gekleidet, schritt sie mit gemächlichen Schritten die Treppe zur Eingangshalle hinunter. Einige vom Dienstpersonal warfen ihr verstohlene Blicke zu, die darauf hindeuteten, dass während ihrer Abwesenheit etwas vorgefallen war. Unruhe stieg in ihr auf. Sie hoffte, dass nicht ausgerechnet heute Hunter aus unerfindlichen Gründen vorbeigekommen war.

Auf dem großen runden Tisch in der Mitte der Halle lagen zwei Karten, beide an sie adressiert. Neugierig griff Cassandra danach. Die erste war von Ebony, die offensichtlich am Vormittag zu Besuch gekommen war, vermutlich um sich für den Blumenstrauß zu bedanken, den sie als Antwort erhalten hatte. Lächelnd ließ Cassandra ihre Finger über die ordentliche, weibliche Schrift streichen. Ebony war wirklich in jeder Hinsicht die perfekte Protagonistin. Selbst ihre Schrift war perfekt.

Die zweite Karte überraschte sie. Liam Ithell. Warum war der beste Freund von Hunter hier gewesen und hatte nach ihr gefragt? Sie hatte insgeheim erwartet, dass er sich jetzt auch abwenden würde von ihr, trotz aller Freundlichkeit, die er beim Sommerfest gezeigt hatte. Als rechte Hand vom Alpha würde er doch als erster erfahren, wie viel weiter sie in Hunters Achtung gesunken war. Sollte seine Loyalität ihm nicht diktieren, Abstand zu ihr zu halten?

Während sie noch auf ihrer Lippe kauend über diesem Rätsel brütete, öffnete sich die Tür zum angrenzenden Salon. »Hier bist du. Margarete, ich habe dich den ganzen Tag gesucht. Das kannst du mit deiner Mutter nicht machen.«

Cassandra zuckte zusammen, doch sie zwang sich schnell, mit einem freundlichen Gesichtsausdruck zu der älteren Dame zu schauen. »Verzeih mir, Mutter. Ich brauchte heute ein wenig Zeit alleine. Ich war nur im Garten spazieren.«

How To Survive As The Villainess | ONC 2024Where stories live. Discover now