Chapter Twenty

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Caleb

Das meine Nacht ziemlich beschissen war, musste ich wohl niemandem extra erzählen. Dafür machte ich mir pausenlos Gedanken über Autumn. War ich zu weit gegangen? Hatte ich sie jetzt endgültig verschreckt? War sie genauso frustriert, wie ich auch? Ich war sogar so frustriert, dass ich mit meiner Hand um meinen Schwanz Abhilfe schaffen musste. Und das ganze drei Mal. Meine bescheidene Laune zog sich sogar bis in den nächsten Morgen. Allein die Aussicht Autumn wiederzusehen, ließ mich aufstehen. Nach einer schnellen Dusche, welche nach der gestrigen Eskapade sein musste, machte ich mich fertig, um nach dem Frühstück ins Tattoostudio aufzubrechen. Für heute hatte ich meine ersten Termin vereinbart. Da konnte ich nicht gleich unpünktlich erscheinen.

Als ich um kurz nach halb acht in den Speisesaal trat, war ich überrascht, wie viele Leute hier schon saßen. Doch von Autumn fehlte jede Spur. Ich begegnete ihr auch nicht, als ich keine zwanzig Minuten später das B&B verließ. Ich parkte meinen Pick-Up neben dem von Reece und betrat pünktlich um viertel neun den Laden. Mein erster Termin kam um 8:30 Uhr. Das hieß für die nötigen Vorbereitungen hatte ich noch reichlich Zeit. »Morgen«, rief ich Reece durch den Vorhang zu. Anhand der laufende Tätowiermaschine wusste ich, dass sein erster Termin bereits da war und er voll beschäftigt. »Morgen«, kam es knapp zurück. Da ich ihn nicht weiter stören wollte, trat ich in das zweite Studio, legte die benötigten Sachen bereit und lief danach nochmal zurück in den Eingangsbereich.

Ich setzte eine Kaffeekanne an und wartete mit meinem Handy in der Hand darauf, dass dieser fertig wurde. Ich schenkte zwei Tassen ein und beschloss eine davon Reece zu bringen. »Hier bitte«, stellte ich die Tasse auf einer Theke ab. »Danke«, nickte er mir kurz zu, ohne seinen Blick von seiner Arbeit zu nehmen. Denn das könnte sich in einen fatalen Fehler verwandeln. Was einmal drauf war, bekam man nicht mehr ab. Und die Laserbehandlung, falls doch, wollte ich sicherlich nicht bezahlen. Also beließ ich es bei unserem kurzen Gespräch und wartete stattdessen auf meinen ersten Kunden. Die zwei heutigen Termine vergingen wie im Flug. Denn als ich das nächste Mal auf die Uhr sah, war es bereits 16 Uhr. Der letzte Termin würde in einer guten viertel Stunde hier sein.

Da ich gerade noch nichts zu tun hatte und Reece augenscheinlich auf der Tastatur des Computers herumtippte, gesellte ich mich kurzerhand zu ihm. Bis jetzt hatten wir noch keine Gelegenheit gehabt wirklich miteinander zu sprechen. »Alles klar bei dir?«, stützte ich mich mit den Armen auf dem Tresen vor ihm ab. »Alles bestens. Ich habe nur nochmal die Bestelllisten überarbeitet. Wenn dir noch irgendwas einfällt?«, sah er kurz zu mir hoch. »Gerade nicht. Hinten ist noch alles in genüge vorhanden. Beim nächsten Mal dann vielleicht«, erwiderte ich. »Gut. Dann schick ich die morgen ab, dass das neue Zeug dann spätestens Freitag da ist«, klickte er noch ein paar Mal auf dem Bildschirm rum, bevor er ihn ausschaltete und sich mir zuwandte. »Wie war dein erster Tag gewesen?«, nippte er an seiner Tasse.

»Echt gut. Mir war gar nicht klar, wie sehr ich das tätowieren schon vermisst habe«, trommelte ich mit den Fingern auf die Platte vor mir. »Jetzt hast du es ja wieder«, nickte er abwesend. Als würde er über etwas nachdenken, was er mich fragen wollte, sich aber nicht traute. »Spuck es schon aus«, sah ich ihn mit hochgezogener Augenbraue an. »Gibt es irgendwas neues bezüglich Autumn und dir?«, platzte er nach meiner Aufforderung beinah schon damit heraus. Ich fuhr mir übers Gesicht und dachte über meine Formulierung nach. »Wir haben gestern Abend kurz miteinander gesprochen. Allerdings ist das ganze etwas ausgeartet und... wir haben uns geküsst«, atmete ich seufzend aus. »Wow. Versteh mich nicht falsch. Aber das kommt ein wenig überraschend«, schüttelte Reece vor lauter Unglauben den Kopf.

»Ich habe auch nicht mehr damit gerechnet. Allerdings hat sie mir gestern Abend noch was zu essen gebracht und dann ist es einfach passiert. Wahrscheinlich hätte ich auch mit ihr geschlafen, wenn sie nicht vorher abgebrochen hätte«, gab ich nicht besonders stolz zu. Doch vor Reece konnte ich das. Wir kannten uns jetzt schon fast 10 Jahre. Niemandem vertraute ich so sehr, wie ihm. Wem sollte ich es also sonst erzählen, wenn nicht ihm. Nur das Reece nicht antwortete, sondern mit wahrlich geschocktem Gesichtsausdruck vor mir saß. »Im ersten Moment habe ich mich geärgert. Doch im Nachhinein betrachtet, hat Autumn die einzig vernünftige Entscheidung getroffen«, ließ ich meinen Gedanken freien Lauf. »Das kannst du laut sagen«, hatte er einen Kuli zur Hand genommen und klickte im Sekundentakt auf diesem herum.

Glowing DesireWhere stories live. Discover now