Chapter Eight

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Caleb

Am nächsten Tag war ich zwar pünktlich beim Frühstück. Doch von Autumn fehlte jede Spur. Stattdessen saß ein Mann in den Fünfzigern mit Brille hinter der Rezeption. »Morgen«, begrüßte ich ihn freundlich. Das war dann wohl Autumns Vater. »Guten Morgen«, erwiderte er, sah jedoch nicht von seinem Schriftkram hoch. Als dann auch noch das Telefon klingelte, hatte er alle Hände voll zu tun. »Rosie. Schön, dass du anrufst. Lilian hat mir schon gesagt, dass du für Autumn einspringst«, wurde ich hellhörig. Immerhin hatte ich mich schon gefragt, wo sie war. »Wenn du gegen sieben hier wärst, wäre das ein Traum«, sagte der Mann in den Hörer. Scheinbar fragte die andere Person am Ende der Leitung etwas, da er antwortete. »Autumn möchte mit ein paar Freunden zelten gehen«, wieder folgte eine kurze Pause.

»Ich freue mich auch für sie. Seit dem Vorfall vor fast sieben Jahren hat sie solche Ausflüge nicht mehr mitgemacht. Obwohl sie früher sonst beinah jede Woche unterwegs waren.« Wieder folgte eine Pause. »Ja das stimmt. Dann sehen wir uns morgen. Euch noch einen schönen Tag. Und grüß Fred von mir«, legte er auf. Während ich auf der Treppe stand und mich fragte, was vor sieben Jahren passiert war. Und ob dieser besagte Vorfall etwas mit ihrer Angst vor der Dunkelheit zu tun hatte. Ich beschloss mir später darüber Gedanken zu machen, holte von oben noch meine Weste und mein Gepäck, bevor ich das B&B hinter mir ließ, in meinen nagelneuen schwarzen Ford F-150 stieg und in Richtung Reece Tattoo Studio fuhr. Ich parkte den Wagen neben Reece Dodge Ram und lief über den Parkplatz zum Eingang.

Beim Eintreten läutete eine Glocke über der Tür. »Hey Caleb. Mit dir habe ich um die Uhrzeit ja noch gar nicht gerechnet«, warf Reece einen Blick auf die Uhr an der Wand. Es war erst kurz vor neun. Normalerweise nicht meine Zeit. Doch Dinge änderten sich. »Wunder gibt's«, sagte ich bloß und trat zu ihm an den Tresen. »Hast du jetzt einen Termin oder hast du gerade Zeit, um mir dein Studio zu zeigen?«, stützte ich meine Unterarme auf dem Holz ab. »Mein erster Termin kommt erst in einer halben Stunde«, sagte er und erhob sich von seinem Hocker. Der Empfangsbereich, war wie in jedem anderen Tattoo Studio auch. Es gab den Tresen zum Anmelden und drei Sofas, verschiedene Tattoo Magazine und Mappen mit Motiven, die Reece bereits gestochen hatte, für diejenigen, die sich nochmal bezüglich des Stils eine Inspiration holen wollten.

Von dem Eingang liefen wir durch einen Flur. »Hier sind die Toiletten«, deutete er auf die erste Tür. »Dann zwei voll eingerichtete Studios«, öffnete er den Vorhang von dem ersten. Auch hier waren die Farben typisch für ein Tattoo Studio. Eher dunkel gehalten mit ein paar helleren Akzenten. In der Mitte des Raums stand ein Tätowier Stuhl, daneben ein Wagen mit verschiedensten Nadeln und Farben, je nachdem, was man eben benötigte. Zudem gab es noch zwei Schränke, die ebenfalls beide mit Farben, Nadeln, Handschuhen und Schutzfolien gefüllt waren. »In dem arbeite ich meistens. Deshalb sieht es hier etwas ordentlicher aus als in dem zweiten«, deutete er mir an ihm zu folgen.

Das zweite Studio war ungefähr gleichgroß und besaß die gleiche Ausstattung. Der einzige Unterschied. Hier standen 5 Schränke und einige noch nicht ausgepackte Kartons. »Ich bin noch nicht dazu gekommen, das wegzuräumen. Sonst sieht es hier drin gar nicht so schlimm aus«, zeigte er auf den Kram, den er bestellt hatte. »Ist doch nicht schlimm«, sagte ich. »Das sagt der, der bei sich immer penibel darauf achtet, dass wirklich alles an seinem richtigen Platz liegt«, musterte Reece mich skeptisch. »Stimmt. Aber das ist dein Studio. Das kannst du handhaben, wie du das möchtest«, klopfte ich auf seine Schulter. »Mir gefällt der Laden. Er sieht wirklich gut aus«, liefen wir zurück, nachdem ich mich noch einen Augenblick umgesehen hatte.

»Kaffee?«, fragte Reece als er zurück hinter dem Tresen stand. »Gern«, konnte ich sein Angebot nicht ablehnen. Er goss mir eine Tasse ein und schob mir das dampfende Gesöff über die Theke. »Hast du eigentlich schonmal darüber nachgedacht noch jemanden einzustellen?«, ließ ich meinen Blick abermals durch den Empfang gleiten und versuchte unauffällig anzusprechen, worauf ich hinauswollte. »Schon. Aber bis jetzt war noch niemand dabei gewesen. Ich will schließlich nicht irgendwen mit reinnehmen. Dafür ist mir der Ruf meines Studios zu wichtig«, nippte er an seiner Tasse. Ich überlegte gerade, wie ich meine nächste Frage formulieren konnte, als Reece mir zuvorkam. »Das ist nur ein Vorschlag. Aber da du ja jetzt eine Weile bleiben möchtest und du hier sonst keinen Job hast, könntest du doch mit anfangen. Ich weiß, dass du mehr Urlaub hier machen wolltest. Aber denk einfach mal darüber nach«, sah er mich an.

Glowing DesireWhere stories live. Discover now