Chapter Thirteen

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Autumn

Mein kompletter Körper kribbelte verräterisch. Am meisten jedoch mein rechter Oberschenkel. Genauer gesagt die große Narbe darauf. Für die niemand anderes als mein damaliger Freund verantwortlich war. Denn nach dem Vorfall vor beinah sieben Jahren, gab es eine Zeit, in der ich gar nicht mehr existieren wollte. Nur erinnerte mich die Narbe auf meinem Oberschenkel jedes Mal aufs Neue daran. An unseren damaligen Zeltausflug. Ich hatte mich dazu bereitschlagen lassen mit seinen Kumpels, als einziges Mädchen, mitzufahren. Ich war damals 16 und total in Jeremy verliebt. Allen Warnungen zum Trotz, war ich mitgefahren.

Einen Abend hatten wir Wahrheit oder Pflicht gespielt. Das wusste ich noch. Und dass wir alle Alkohol getrunken hatten, ebenfalls. Doch danach verschwammen die Erinnerungen. Ich wusste bis heute nicht, wann die Situation so eskaliert war. Das Einzige, was ich noch wusste, dass sie sich über irgendwas stritten und, wie kurz darauf die ersten Dinge flogen. Im nächsten Moment lag ich mit unglaublich starken Schmerzen am Boden und weinte. Als die Jungs sahen, was sie angerichtet hatte, verschwanden sie einfach und ließen mich am Boden liegend einfach zurück. Es dauerte eine Ewigkeit, bevor es mir gelang auf die Beine zu kommen und durch den dunklen Wald zu stapfen, mit der Hoffnung ich würde jemanden finden, der mir helfen konnte. Doch ich fand niemanden. Irrte weiter durch den Wald, bis ich vor Schmerz zusammenbrach.

Durch Zufall fand mich am nächsten Tag ein Jäger, der sofort den Rettungswagen verständigte. Doch der Schaden war angerichtet. Die Narbe blieb. Und erinnerte mich jedes Mal an meine Naivität, weil ich damals so blind vor Liebe war. Ich wischte die Tränen von meinen Wangen und lief weiter ziellos über den Campingplatz. Im Moment viel zu sehr durch meine Gedanken abgelenkt, dass ich nicht mal registrierte, dass es Nacht war. Stockdunkel noch dazu und ich mich allein in einem Wald befand, wo zur Krönung, jeden Moment hätten wilde Tiere auftauchen können. Alles, was zählte, war Abstand zu bekommen und mich neu zu sortieren. Calebs Finger brannten noch immer auf meiner Haut. Dabei wurde der Großteil meiner Haut von dicker Kleidung bedeckt. Nur mein Hals nicht. Was mir zum Verhängnis geworden war.

Von ganz allein legte sich meine Hand auf die Stelle, welche wenige Augenblicke zuvor noch von Calebs Lippen liebkost wurde. Die Berührung seiner leicht rauen Lippen zog sich durch meinen gesamten Körper, um sich in meinem Unterleib zu bündeln. Das war ungewohnt. Schließlich hatte ich seit der Trennung von meinem letzten Freund nicht mehr solche Empfindungen gehabt. Wenn ich sie überhaupt jemals so stark empfunden hatte. Ehrlich gesagt war ich mir da nicht so sicher.

Ich lief sicherlich noch zehn weitere Minuten über den Campingplatz, bevor ich den Rückweg antrat. Von weitem konnte ich erkennen, dass die anderen dort weitergemacht, wo sie aufgehört hatten. »Alles okay bei dir Autumn?«, bemerkte Riley mich als erstes und machte sich sofort Sorgen. »Alles gut. Ich glaub ich werde mich jetzt hinlegen. Ich wünsche euch aber noch viel Spaß«, stahl ich mich rückwärts zu unserem Zelt. Mir der Blick der anderen, aber vor allem Calebs, mehr als bewusst. »Dann gute Nacht«, rettete Tyler mich, weshalb ich ihm ein dankbares Lächeln schenkte und schließlich ins Zelt kletterte.

Sofort schaltete ich die mitgebrachte Lichterkette, die ich um das Kopfteil meines Schlafsacks drapiert hatte, an. Dann suchte ich in meinem Rucksack nach meiner Wasserflasche, trank noch einen großen Schluck, bevor ich meine lange Hose, durch eine Radlerhose ersetzte. Zum Schluss zog ich unter all den Schichten obenrum meinen BH aus und schlüpfte in meinen Schlafsack, in dem nichts als Kälte herrschte. Mit bibbernden Zähnen zog ich den Reißverschluss komplett zu, drehte mich auf die linke Seite und schob meinen Arm unter das Kissen. Was ich nicht bedachte, dass mir durch die Nähe von Calebs Pullover, sein Geruch in die Nase stieg. Würzige Vanille mit einer rauchigen Note von dem Qualm des Feuers.

Ich vergrub meine Nase tiefer in dem weichen Stoff und schloss erschöpft die Augen. Obwohl wir heute kaum etwas gemacht hatten, war ich hundemüde. Beinah von ganz allein schlossen sich meine Augen. Mit Calebs Duft in der Nase und den gedämpften Stimmen der anderen im Ohr schlief ich ein.

Glowing DesireWhere stories live. Discover now