Well-placed distractions

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Bevor ich hier noch in Tränen ausbrechen würde, weil mir das alles so leid tut, bringe ich etwas Abstand zwischen mir und dem Fremden.
Ich werde mich nicht von diesen bemittleiden lassen, also sehe ich ihn stattdessen in sein Gesicht und bemerke, dass er wohl nicht so einfach gehen wird, weshalb ich erneut betone, dass es mir gut geht.
Dann will ich mich offiziell abwenden, als die Beifahrertür des Autos aufgerissen wird und ein kleines Mädchen raus gekrochen kommt.
Als der Herr das kleine Mädchen ebenfalls bemerkt, zieht er sofort eine ernste Miene.
,,Ich sagte doch strikt, dass du im Auto sitzen bleiben sollst!" schimpft er mit ernsten Ton zu dem kleinen Mädchen mit auburnfarbende Haare.
Währenddessen kommt sie auf uns zu, nachdem sie achtsam nach links und rechts gesehen hat, bevor sie die Straße überquerte.
Belustigt lächelt die Kleine und bevor ich irgendwie reagieren kann, umarmt sie mich auch schon.
Ich spüre wie die kleinen Hände sich um mich legen und eine Wärme meinen Körper umschließt.
Wie ich Umarmungen liebe und dann auch noch von kleinen Kinder, die so aufmerksam und liebevoll sind.
Sie fragen nicht erster nach, was der Grund für die Traurigkeit sein kann, sondern lassen ihre Besorgnis über ihre Taten sprechen.

,,Mika!"
Entgeistert schaut der Fremde zu, wie ich die Umarmung entgegen nehme und das Fragezeichen ist deutlich in seinem Gesicht zu sehen.
Nach wenigen Sekunden lösen wir uns wieder voneinander und sie schenkt mir daraufhin ein strahlendes Lächeln, bei dem ihre süßen Hasenzähne wieder zum Vorschein kommen.
Erst dann dreht sie sich zu der dritten anwesenden Person, die nichts ahnend neben uns steht.
,,Dad keine Angst, ich umarme keine Fremden.
Das ist Riley, ein Freund von mir." klärt sie auf.
Die Sorgenfalte zwischen seinen Augenbrauen löste sich und erleichtert atmet er auf, während er belustigt den Kopf schüttelt.
Ich kann seine Verwirrtheit verstehen.
Wer würde schon glauben, dass sich seine Tochter mit einem Student verstehen würde.
Normalerweise würde ich auch keine Freundschaft mit Kindern eingehen, aber es war einfach ein Zufall gewesen, genauso wie der, dass mich ausgerechnet der Vater von ihr fast überfahren hat.
Ein Zufall, der mich aber besser fühlen lässt, da mich die Umarmung des Mädchens echt etwas aufgemundert hat.
,,Oh ich wusste nicht, dass du ältere Freunde hast." schaut er seine Tochter skeptisch an, jedoch lacht er dann darüber, was mich zum Lächeln bringt.
,,Na dann, ich bin Raphael Trembley.
Der Vater von Mika."

Das er der Vater dieses kleinen Mädchen ist, hab ich mir bereits gedacht.
Nicht nur, weil die Beide in einem Auto gesessen haben, sondern auch, weil sich ihre Gesichtszüge ähnlich sehen.
Auch die Art wie sie miteinander umgehen, ist einfach nur entzückend, weshalb ich die Zwei dabei zusehe, wie der Größere seine Tochter auf seine Schultern setzt.
Eine Verbindung zwischen dem Vater und seinem Kind ist einfach wichtig, für beide Rollen, solange dieser in einer gesunden Ebene ist.
Das hab ich auch erleben dürfen und das hat mich sehr geprägt.
Etwas in mich gesunken, ertönt die Stimme des Mädchens wieder und bemerke dann erst, dass ihre Augen mich anfunkeln.
Leider bin ich gerade so in Gedanken gewesen, dass ich ihr garnicht zugehört habe.
Schüchtern frage ich sie deshalb, ob sie wiederholen konnte, was sie gerade gesagt hat, auch wenn mir das äußerst peinlich ist.
,,Aish Riley.
Ich seh doch, dass irgendetwas nicht stimmt.
Ich und mein Dad laden dich jetzt zu einem Kakao ein bzw mein Dad, da ich kein Geld habe." witzelt sie mit ihrer soften Kinderstimme und sorgt dafür, dass ihr Vater sie wieder von seiner Schulter absetzt und das Mädchen auf die Beine stellt.

,,Junges Fräulein, ich glaub du hast da was vergessen!
Du musst jetzt erstmal in die Schule!" bestimmt er und deutet mit dem Finger vor ihren Gesicht herum.
Schmollend blinzelt das Mädchen ihren Vatern an und fleht daraufhin, dass es doch wichtiger ist, sich um ihren besten Freund zu kümmern.
Ich finde es besonders süß, dass sie mich unbedingt aufmuntern möchte, aber ich sollte eigendlich wieder in die Uni und sie sollte ebenfalls wegen mir aufgarkeinen Fall etwas in der Schule verpassen.
Also erläutere ich, dass das nicht nötig ist, nachdem ich bemerke, dass die Kleine es so langsam schafft, den Älteren in ihren Bann zu ziehen und von der Idee zu überzeugen.
Die Zwei schenken sich nach dem Gesagten von mir einen merkwürdigen Blick, welchen ich nur zu gut von Cassy kenne.
Daraufhin packen mich beide an den Armen, sodass ich nicht fliehen kann und zerren mich mit zum Auto, bevor ich mich gezwungenermaße in dieses hinein setzen muss.

Herzlich lacht der Mann am Steuer, nachdem er wieder in die Straße einbiegt und ich kann es nicht fassen, mich von einem kleinen Mädchen und einen Fremden zu einem Treffen überreden lassen zu haben.
Ich wollte heute eigendlich nur wieder zur Uni, weil ich mich ablenken und Vorlesungen nachholen wollte.
Ben hätte mich auch mit Cassy mitnehmen können, aber wüsste diese, dass ich heute die Wohnung verlassen habe, dann würde sie mich mit der ersten Straßenbahn zurückbringen.
Sie besteht darauf, dass ich erst wieder die Uni besuchen soll, wenn ich mich fit genug fühle und ob das in baldiger Zukunft sein wird, dabei habe ich bedenken.
,,Nur damit du es weißt, ich mach soetwas normalerweise nicht.
Ich hab heute nur frei und wenn mein Töchterchen jemand mit ihren Glubschaugen ansieht, ist es für einen nur schwer, Nein zu sagen." erklärt mir der Mann am Steuer und schenkt mir einen Lächeln durch den Rückfahrspiegel.
Das Mädchen ist mir schon im ersten Moment sehr sympathisch gewesen und so ist es auch bei ihren Vater.
Beide haben einfach eine sehr nette Ausstrahlung, mit den man sich gut versteht, jedoch kenne ich sie beide noch zu selten, um mit ihnen über meine Probleme zu reden.
Ich tu mich so schon schwer und jetzt auch noch mit praktisch Fremden, macht die Situation nicht unbedingt besser!

Nachdem wir also an dem Cafe ankommen, steigen ich und Mika schonmal aus, während ihr Vater einen Parplatz sucht, bevor wir gemeinsam das Lokal betreten und uns an einen Platz setzen.
Schnell kommt die nette Bedienung und nimmt unsere Bestellung, die aus einem schwarzen Kaffee und 2 heißen Kakaos bestehen, auf.
Daraufhin huscht diese wieder hinter die Theke und bereitet diese vor.
Mikas Vater setzt an, um ein Gespräch anzufangen und erkundigt sich als erstes, was der Auslöser meines traurigen Gesichtsausdruckes ist.
Als Ergebnis fange ich nervös an, meine Hände in meinem Schoss zu kneten und überlege mir in meine Kopf eine Notlüge, was glaubwürdig klingen würde.
Ich will ihnen nicht sagen, dass meine Beziehung gerade in Bruch gegangen ist, weil wir zwei Idioten es einfach nicht hinbekommen, ein normales Leben ohne Komplikationen zu führen.
Eine unangenehme Stille legt sich anschließend über uns und ich bin echt froh, dass diese von der Kellnerin unterbrochen wird, indem sie uns unsere Getränke serviert.
Dann verlässt sie wieder den Tisch und jeder von uns nimmt sich einen Schluck.
,,Aua!" beschwert sich das Mädchen und streckt ihre Zunge raus, nachdem sie sagte, dass der Kakao wirklich heiß ist.
Belustigt schau ich ihr zu, wie sie die kalte Luft auf ihre Zunge wedelt und muss bei diesem Szenario kurzerhand zum Lachen anfangen.

,,Pass auf mein Schatz." reicht ihr Vater ihr eine Serviette.
Anschließend wendet er sich erneut zu mich und ich habe kurz das bedenken, ob er mich jetzt nochmal fragen wird.
Das was er jedoch sagt, überrascht mich.
,,Du musst natürlich nicht auf meine Frage antworten.
Ich zwinge dich nicht und möchte auch nicht, dass du dich unwohl fühlst.
Ich bin halt etwas neugierig." spricht er die Warheit und lacht über sich selbst.
Ein Stein fehlt mir vom Herzen und sofort fühle ich mich nicht mehr so in die Enge getrieben, von der Situation.
Mit einem Nicken bedanke ich mich und nippe an meine Heisgetränk, das wirklich die perfekte süße hat.
,,Genieß einfach deinen Kakao und relax etwas.
In deinem Zustand solltest du sowieso lieber nicht zur Uni gehen." erläutert er und ich bin verwundert, dass er weiß, dass ich ein Student bin.
Mein Blick geht zum Mädchen, dass mich mit einem Milchbart angrinst.
Mika hat ihn sicher von allem berichtet, derweil wir hier her gefahren sind.
Ich war währendessen wieder mal in Gedanken gewesen, dass derzeit nicht selten vorkommt.

Weiteres verweilen wir noch eine Weile zusammen in dieser Bäckerei.
Die Zwei reden über viele Dinge und lachen manchmal auch so laut auf, dass die anderen Anwesenden oftmals zu unseren Tisch blicken, was ich wirklich äußerst amüsant finde.
Ich bleibe in der Zwischenzeit still, weil ich einfach nicht die Laune dazu habe, mich in dem Gespräch zu beteiligen.
Ein Vorteil hat aber dieser Zufall.
Erstens hab ich den Vater von diesem netten Mädchen kennengelernt und zweitens konnte ich mich trotz allem etwas ablenken.

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