**Kapitel 13

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(TW Am Ende des Kapitels)

Ich schaute Joris an und wartete auf seine Antwort. Angst, Wut und Interesse mischten sich zu einem bunten Strudel aus Gefühlen, bis selbst ich nicht mehr durchblickte.

»Also ... Du musst bis zum Ende zuhören. Der Anfang klingt ziemlich ... stalkerhaft«

Sein Gesicht verzog sich zu einer Grimasse, die seine wunderschönen Züge verzerrte.

»Ich ... Okay. Versprochen.«

Er nickte dankbar, ließ seinen Blick dann kurz durch den prachtvollen Garten schweifen und richtete ihn einige Sekunden später wieder auf mich. Seine Unsicherheit war ihm deutlich anzumerken, und irgendwie tat er mir auch leid.
Wobei, nein. Das hier hatte er verdient, da musste er durch.

Wenn er nie gelernt hatte, offen zu sein, und keine Geheimnisse zu haben, dann würde ich es ihm eben beibringen.

»Gut. Also, ich habe deine Familie, und somit auch dich und deine Schwester über mehrere Jahre hinweg beobachtet – ungefähr seit der Geburt deiner Mutter.«

Wow, okay. Das lag schon beinahe hundert Jahre zurück. Und klang tatsächlich etwas creepy. Wenigstens hatte er nicht gezielt Josy oder mich gestalkt, sondern unsere ganze Familie.

»Du hast hundert Jahre lang durch unser Küchenfenster gestarrt?«, versuchte ich die angespannte Stimmung zwischen uns aufzulockern, was mir jedoch nicht wirklich gut gelang.

»Natürlich nicht immer persönlich anwesend, aber ja, so ungefähr kann man das bezeichnen«, murmelte er.

Ich schluckte. Verflucht, das klang doch nicht etwas, sondern sogar ziemlich creepy.

»Aber, das hatte einen Grund. Einen, für mich jedenfalls, wirklich wichtigen.«

Er blickte von seinen Händen auf, und die Ehrlichkeit in seinen Augen, die bei ihm direkt mit absoluter Verletzlichkeit einging, verschlug mir die Sprache. Meine Intuition hatte bei Joris noch nie getrogen, und jetzt gerade schrie sie mich an, ihm zuzuhören, ihm zu verzeihen.

Weil seine Absichten nicht böse sind, auch wenn die daraus folgenden Taten nicht richtig waren.

Also hörte ich ihm entgegen aller Vernunft weiter zu, als er fortfuhr.

»Du weißt ja, dass die griechischen Mythen zum Teil stimmen, und dass die sogenannten Götter ebenfalls nur Hexen und Dämonen waren – wenn auch einige der mächtigsten, die je existiert haben.«

Ich nickte, überrascht von der Wendung, die das Gespräch nahm. Wo würde das hinführen, wenn Joris so weit zurückging, und mir Grundlegendes erklärte?

»Kennst du auch die Sage um Aphrodites Dolch?«

»Ja. Ich war schon immer fasziniert von der griechischen Mythologie, sowohl von den Überlieferungen der Menschen, als auch von den wahren Geschichten.«

Als Mitglied der ältesten Hexenblutlinie hatte ich Zugang zu Athenes Archiv, das sich in einem der Untergeschosse unseres Anwesens befand, und kannte dadurch auch fast alle Überlieferungen der ersten Hexen und Dämonen. Sowohl die, die den Menschen bekannt waren, als auch die ihnen unbekannten.
Wie zum Beispiel die von Aphrodites Dolch

»Gut. Dann weißt du ja, dass ihr Dolch Unsterblichkeit besiegen kann.«

»Ich weiß vor allem, dass er verschollen ist.«

Joris schüttelte den Kopf.
»War. Hat zwar ein paar Jahre gedauert, aber ich habe ihn aufgespürt.«

Überrascht riss ich die Augen auf und starre ihn an. Er hatte einen 2000 Jahre lang verschollenen Dolch gefunden? Wie zur Hölle ... Obwohl, dumme Frage. Ihm war absolut alles zuzutrauen.
Wenn Joris etwas wollte, dann bekam er es auch.

Eternal BloodlineWo Geschichten leben. Entdecke jetzt