**Prolog

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(TW am Ende des Kapitels)

Malia

Ich rannte schneller und zwängte Sauerstoff in meine Lungen, als ich um die Ecke schlitterte. Ein weiterer langer Flur mit Fackeln an den Wänden, die ihn kaum erhellten, lag vor mir. Der Keller des Hauses war größer, als man vermuten würde. Und obwohl ich schon mein ganzes Leben hier gewohnt hatte, kannte ich das ganze Ausmaß des Untergeschosses anscheinend nicht.

Ich versuchte meine Beine zu zwingen, sich noch schneller zu bewegen, doch ich hatte bereits das Maximum aus mir herausgeholt.
Mein Körper passierte eine weitere Reihe von Fackeln, die zu flackern begannen, als ich vorbei stürmte. Mein Geist befand sich bereits bei der dunklen Tür am Ende des Ganges, stieß sie gedanklich auf, als ich sie erreichte und in ein Amphitheater aus schwarzem Stein rauschte.

Meine Blicke zuckten hektisch umher. Wieder schummrige Fackeln an Steinwänden. Steinbänke. Steintreppe. Steinboden – Rotes Haar.

»Josy«, schrie ich mit der letzten Luft, die noch in meiner Lunge übriggeblieben war und hastete die Treppe nach unten. Dort fiel ich vor ihr auf den kalten Steinboden, mein gesamter Körper bebte, als er hart aufkam.
Doch der Schmerz war egal. Alles war in diesem Augenblick egal, außer dem Körper, der vor mir lag. Still. Leblos.

»Nein«, formten meine Lippen, während mein erneutes Keuchen in dem großen, dunklen Raum widerhallte.

Sie konnte nicht tot sein. Sie durfte nicht tot sein. Denn das würde bedeuten, dass – meine Gedanken brachen ab. Einfach so zwängte sich ein neuer Teil von mir brutal in meinen Kopf und wand sich darin, zerstörte alles, was er in die Finger bekam.

Schmerz füllte mich. Tiefer, unbändiger Schmerz, der sich durch meine Haut, meine Muskeln, meine Knochen brannte. Mein Herz blutete und meine Seele weinte, als es in meinem Inneren zu lodern begann.
Ich verbrannte innerlich, und das Einzige, was ich tun konnte, war, meinen Schmerz hinauszuschreien. Laut hallte der Schrei hundertfach von den Wänden wider und verstärkte sich mit jeder Sekunde mehr, bis er nur noch ein betäubendes Rauschen in meinen Ohren war.
Die unbändigen Qualen zerfraßen mich, als ich in ihre himmelblauen Augen starrte.

So fühlte es sich also an, wenn ein Teil von dir verschwand.

Etwas in mir erzitterte bei dieser Erkenntnis, und ich spürte die sich ausbreitenden Risse in meinem Inneren. Meine Seele, das Letzte, was heil geblieben war, splitterte – und es war vorbei.

In einem Augenblick war ich noch ganz. Im nächsten lag alles in scharfkantigen Stücken vor mir, die ich nie wieder so zusammensetzen konnte wie früher.

Ich war kaputt. Zerbrochen.

Und das war ganz alleine meine Schuld.

Weil ich es nicht geschafft hatte, meine Zwillingsschwester zu retten, obwohl ich es ihr geschworen hatte.

Das, was jetzt auf mich zukommen würde, hatte ich verdient.


~~~


TW: 
Tod eines nahestehenden Familienmitgliedes
Emotionaler Schmerz
Selbstschuldzuweisung 

(Wenn etwas fehlt, weist mich gerne darauf hin)

Eternal BloodlineWo Geschichten leben. Entdecke jetzt