16 | First Date | Real Life

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Es war ein kühler und regnerischer Tag, doch das ließ das Mädchen in dem fahrenden Zug nicht davon abhalten, jetzt zu ihr zu fahren. Der Regen plätscherte lautstark gegen die Fenster und ließ für Isabell die Sicht auf die Landschaft verschwimmen.

Leise ausatmend wandte sie den Blick vom Fenster ab und sah auf ihr Handy. Ihre Finger zitterten vor Nervosität, als sie das kommende Lied übersprang. Sie seufzte leise, wusste nicht, wie sie noch die Zeit überbrücken sollte, bis sie bei ihr war. Also entschied sie sich dazu, in Wattpad etwas zu lesen, doch selbst da konnte sie sich nicht darauf konzentrieren, sondern musste immerzu nur an sie denken.

„Ihre Fahrkarte bitte“, wurde sie plötzlich von einem Schaffner aus den Gedanken gerissen. Überrascht zog sie einen Stöpsel aus ihrem Ohr und sah zu dem Mann auf. Erst als sie richtig begriff, was er wollte, warum er da war, griff sie in ihre Jackentasche und fischte ihren Fahrschein heraus, den sie dem Schaffner gab.

Dieser bedankte sich höflich und ging weiter die Passagiere durch. Isabell stöpselte sich ihren Hörer wieder in das Ohr und startete zum wiederholten Male ihre Musik, die sie vorhin wegen dem Kontrolleur gestoppt hatte.

Langsam ließ sie ihre dunkelgrünen Augen durch die kleine Kabine wandern, in der sie saß. Sie war fast allein. Zu ihren Füßen lag ihr schwarzer, geliebter Fellknäuel, der friedlich schlummerte, dessen Körper breitete sich über ihren Füßen aus. Doch dagegen hatte sie nichts, immerhin drang eine angenehme Wärme durch ihre Turnschuhe und Socken.

Wieder einmal seufzte Isabell leise, beugte sich einmal kurz zwischen ihre Knie, um durch das schwarze Fell zu streicheln. Dann nahm sie wieder ihr Handy zur Hand und schaltete den Bildschirm kurz an, um auf die Uhr zu sehen. Es war noch nicht einmal ansatzweise soweit, dass sie an ihrem Wunschziel ankommen würde. Es dauerte mindestens noch eine halbe Stunde, denn der Zug hatte gerade erst einmal den Bahnhof „St.Pölten Hbf" verlassen.

Sie lehnte ihren Kopf mit geschlossenen Augen gegen die Kopfstütze ihres Sitzes und lächelte leicht. Ich komme gleich, mein Liebling.

Ein schweres Gewicht ließ Isabell aufschrecken und auf ihren Schoß sehen. Lunas Kopf lag auf ihren Knien, während sie ihr Frauchen aus treuen, dunklen Augen betrachtete. Lächelnd kraulte sie kurz durch das schwarze Fell. Das braunhaarige Mädchen hatte nicht einmal bemerkt, dass sich die schwarze Hündin aufgerichtet hatte.

***

Ausatmend ließ sich die dunkelhaarige, junge Frau elegant auf das Sofa fallen. Sie hatte sich um ihr Zuhause gekümmert - geputzt, gesaugt, Müll rausgebracht ... und nun wollte sie endlich ihre Lieblingsserie schauen.

Das Handy, das vor ihr auf dem Wohnzimmertisch lag, gab ein Geräusch von sich. Also griff sie danach. Ihre Freundin hatte ihr geschrieben, doch sie hatte es gar nicht mitbekommen. Sofort schrieb sie eine Nachricht zurück und lächelte seelig. Ja, sie zauberte ihr immer ein Lächeln ins Gesicht, eines, das mehr als nur echt war.

Die Melodie des Titelsongs aus ihrer Serie begann zu spielen. Doch jetzt gerade konnte sie sich nicht wirklich darauf konzentrieren. Ihre Gedanken wanderten immer wieder zu ihrer zu weit entfernt wohnenden Freundin.

Die erste Folge hatte schon lange begonnen. Natalie starrte auch auf den Fernseher, aber ihre Augen folgten nicht einmal ansatzweise der Szenen. Seufzend sah sie auf das Bildschirm ihres Handys und verzog leidend das Gesicht, aber nicht wegen dem Punkt, dass sie keine Nachrichten hatte, sondern eher deswegen, weil sie alleine zu Hause saß. Aber vermutlich arbeitete Isabell gerade und konnte ihr deswegen nicht schreiben. Und wegen sowas war sie nicht einmal sauer auf sie, Natalie verstand es.

In Gedanken an diese eine Person grinste Natalie bis über beide Ohren, bekam so aber auch gar nicht mit, wie es an Tür klingelte. Erst, als es zum dritten Mal klingelte, schreckte die junge Frau auf und eilte an die Tür. Sie erwartete etwas Abwechslung, also öffnete sie diese mit Schwung und erstarrte auf der Stelle ...

***

Nach einer halben Stunde konnte Isabell endlich wieder ihre Beine ausstrecken und vertreten. An der Leine, dicht neben ihr, tapste Luna freudig durch den Gang des Zuges und ließ ihre Zunge heraushängen. Jetzt gerade war sie wirklich froh, die Adresse ihrer Freundin zu wissen. Also machte sie sich zielstrebig auf, die Adresse aufzusuchen.

Sie irrte schon einige Minuten durch die riesige Stadt, schließlich hielt sie einem Passanten an. „Entschuldigen Sie, können Sie mir helfen?“, Isabell zeigte auf die Andresse, die sie sich extra auf einen Zettel geschrieben hatte, „Ich suche diese Adresse hier.“

Der zum Glück freundliche ältere Herr begleitete sie bis an den Anfang der Straße und deutete nun den Weg an der Häuserreihe entlang. „Sie müssen nur noch diesen Weg entlang und nach der Hausnummer Ausschau halten.“

„Super! Dankeschön!“ Nach einem überaus freundlichen Lächeln und Nicken ging sie den Gehweg entlang. Mit jedem weiteren Schritt schlug ihr Herz ein Stückchen schneller, schien immer mehr das Bedürfnis zu haben, ihren Körper zu verlassen. So lange, bis es förmlich aus der Brust springen wollte und sie nun endlich vor der Haustür stand.

Ihre Hand, die sie in die Richtung der Klingel ausstreckte, zitterte auf Aufregung und auch ein bisschen von der Kälte hier in Österreich. Schließlich fasste sie doch all ihren Mut zusammen und drückte auf den Knopf, der die Klingel auslöste.

Es dauerte ein paar Minuten - für Isabell so lange, dass sie schon dachte, die Tür würde sich gar nicht mehr öffnen -, doch schließlich ging diese auf und sie stand dahinter. Braunes Haar, blaue Augen, ihre Nati.

„Hey“, hauchte Isabell leise und lächelte sachte, neben ihr saß Luna und sah treuevoll zu dem jungen Mädchen hinauf. Bevor die Größere, Isabell, überhaupt reagieren konnte, trat Natalie hastig einen Schritt auf sie zu und legte ihre Arme um sie. „Du ... du bist wirklich da! Ich kann das gar nicht glauben! Ich liebe dich so, Babe!“

Leise lachte das Mädchen mit den grünen Augen, zog die ein paar Zentimeter kleinere Person dichter an sich, legte ihr Kinn auf die Schulter der anderen und streichelte sanft ihren Rücken.

„Na los, zieh dich an, Babe.“ Isabell löste sich von Natalie und und küsste sie kurz, dann traten beide ein. Während es sich Isabell auf dem Sofa bequem gemacht hatte, zog die Blauäugige Schuhe und Jacke an. Erst, als sie komplett fertig war, verließen die beiden Mädchen und die schwarze Hündin das Gebäude und schlenderten durch die Stadt.

Vor einem Café machten sie Halt und bestellten sich eine heiße Schokolade. Mit zwei Bechern und einer Hundeleine bewaffnet gingen sie weiter, unterhielten sich angeregt über Gott und die Welt. Als sie bei einem Brunnen ankamen, hielt Natalie ihre Freundin am Handgelenk fest und zog sie zu sich. Ihre Lippen lagen aufeinander, doch es war kein Ende in Sicht, als wolle gar nicht mehr aufhören, sie zu küssen.

Erst gefühlte Minuten später lösten sie sich, blau und grün verfingen sich ineinander. Und genau dieser Moment und diesen einen Satz, würden sie niemals vergessen: „Ich liebe und werde dich für immer lieben.“

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Ein Oneshot den ich mal für Fandom_IG und NatalieNussgraber geschrieben habe.

Und dieses Mal um einiges kürzer als meine anderen Kurzgeschichten. Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen und würde mich sehr über eine Rückmeldung freuen!

MondsplitterWhere stories live. Discover now