9 | Alte Legende | Harmione

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Weiße Luftballons waren an Laternen gebunden und bewegten sich passend zu dem sanften Wind, der durch die Landschaft wehte. Lachende Mädchen tollten in wunderschönen, weißen Kleidern über die grüne Wiese und jagten sich gegenseitig.

Unter einem mit weißen Rosen verzierten Torbogen stand ein junger Mann mit großen blauen Augen und feuerrotem Haar. Dieser sah lächelnd seiner Tochter beim Herumtollen zu.

„Ron!“, rief eine verträumte Stimme und niemand geringeres als Luna Lovegood in einem bunten, verrückt wirkenden Kleid.

Ron blickte auf und lächelte, als er Luna sah. Langsam lief er auf sie zu und zog sie in seine kräftigen Arme. Luna ließ sie liebend gerne in diese fallen.

„Hey, ist alles ok? Du siehst so besorgt aus?“, fragte sie ihn besorgt und legte leicht ihren Kopf schief, doch er schüttelte nur leicht den Kopf.

„Alles gut. Es ist nur ... ich habe irgendwie ein schlechtes Gefühl bei der Sache!“

Luna nickte verstehend. Gemeinsam traten sie nach vorn zu dem Priester. Nervös wischte Ron seine verschwitzten Hände an der Hose seines Smokings ab und atmete zittrig die angenehm warme Luft ein. Etwas erschrocken zuckte er zusammen, als er plötzlich Lunas Hand an seinem Oberarm spürte, und lächelte fast schon gezwungen zu ihr nach hinten.

„Beruhige dich, es ist alles gut“, hauchte sie mit ihrer typisch verträumten Stimme.

„Aber was, wenn sie mich ablehnt?“

„Wird sie sicher nicht, sonst hätte sie deinen Heiratsantrag niemals angenommen!“

„Aber-“, wollte er weiter diskutieren, doch Luna unterbrach ihn, indem sie seinen Mund zuhielt und dann durchdringend den Kopf schüttelte.

Seufzend ließ er schließlich doch nach und senkte seinen Kopf, atmete noch einmal tief durch. Die Melodie ihres Liedes ertönte und er glaubte augenblicklich, er würde in Ohnmacht fallen. Hermine trat mit ihrem Vater an ihrer Seite auf den langen beschfarbenen Teppich, der über dem Boden ausgerollt wurde.

Gemächlich, aber trotzdem sehr elegant, setzte Hermine einen Fuß vor den anderen, lächelte leicht und Ron hätte schwören können, sowas wie „Ich liebe dich“ in ihren schönen nussbraunen Augen lesen zu können. Für beide schien es eine Ewigkeit zu dauern, doch schließlich standen sie sich gegenüber, Hermines Vater legte ihre Hand in die ausgestreckte seines zukünftigen Schwiegersohnes.

Doch plötzlich hielt sie inne, was ihr viele fragende Blicke einbrachte. Davon ließ sie sich jedoch nicht beirren, ihre nussbraunen Augen suchten den Himmel ab.

„Mine?“, hauchte Ron besorgt und hob seine Hand, um sie an ihre Wange zu heben.

Als jedoch ein lautes, furchteinflößendes Brüllen über die ganzen Gäste hinweg hallte, sah auch Ron hinauf. Ein riesiger Schatten rauschte über den Köpfen aller vorbei. Die Kinder kreischten auf und versteckten sich bei ihren Eltern. Der Rothaarige zuckte etwas zusammen und zog Hermine zu sich in seine Arme, in der Hoffnung, sie beschützen zu können.

Eine große Gestalt ließ sich fast schon elegant zu Boden gleiten und sah die Gäste der Hochzeitsfeier aus ihren großen Schlitzaugen an. Scharfe Zähne lugten aus dem minimal geöffneten Maul und glänzten schwach im Sonnenlicht. Etwas Speichel tropfte aus dem Maul, als das Reptil dieses öffnete und lauthals brüllte.

Schnell war Rons Beschützerinstinkt tief in seinem Inneren verloren gegangen und er stolperte ängstlich einige Schritte zurück. Empört sahen Hermine und ihr Vater, die sich nun in den Armen lagen, zu dem Rothaarigen. Dann wurde Hermine plötzlich aus den Armen ihres Vaters gerissen. Panisch zappelte sie in den Krallen des Reptils und versuchte sich zu befreien. Doch es war zwecklos.

„Ron!“, kreischte Hermine ängstlich und streckte eine Hand nach ihm aus, in der Hoffnung, sie könne seine Hand erreichen.

Der Gerufene reagierte jedoch nicht. Es war, als stände er unter Schock, doch in seinen Augen erkannte man nur zu deutlich, dass er noch immer alles um sich herum wahrnahm. Und wäre Hermines Vater gerade nicht so von dem riesigen Reptil, das gerade seine eigene Tochter in seinen Krallen hielt, abgelenkt, hätte er dem Weasley sicher eine gescheuert.

Mit Schwung erhob sich der Drache, dessen schwarzen Schuppen im Sonnenlicht matt schimmerten. Die grünen Schlitzaugen leuchteten in der langsam untergehenden Sonne. Das Mädchen in seinen Krallen hatte inzwischen zu kreischen aufgehört, jedoch krallte sie sich panisch an eines der riesigen, elfenbeinfarbenen Krallen.

***

Als der Drache auf einer Insel landete, blinzelte Hermine müde. Sie wusste es zwar nicht genau, aber sie war sich sicher, dass das schwarze Ungeheuer stundenlang über offenes Meer geflogen war.

Das Reptil legte sie fast schon zärtlich auf das felsige Gestein. Doch kaum berührte sie den Boden, kroch sich hektisch rückwärts, bis sie an eine Felswand stieß.

Hermine blinzelte verwirrt, als sie in die grünen Schlitzaugen sah, die irgendwie etwas Trauriges inne hatten.

„Was ... was bist du?“, stammelte sie vorsichtig und erhob sich langsam, um ihn nicht zu verschrecken.

Plötzlich verformte sich das Reptil. Aus den Flügeln wurden Arme und der komplette Körper schrumpfte sich auf ihre Größe, helle Hautfarbe nahm den Platz der schwarzen Schuppen ein, doch eines blieb: die wunderschön im Mondlicht schimmernden, grünen Augen. Schwarzes Haar hing verstrubbelt in das Gesicht des Jungen vor ihr.

„Hallo.“ Nervös rieb sich der Junge den Nacken und suchte nach den richtigen Worten. „Ich bin mir sicher, dass du viele Fragen hast und wütend bist, aber lass mich bitte alles erklären.“

Hermine verschränkte die Arme vor der Brust und hob fragend eine Augenbraue. Sie wollte es nicht, aber was hatte sie denn sonst für eine Wahl?

Vorsichtig trat der Junge einen Schritt vor und strich sich nervös die schwarzen, widerspenstigen Haarsträhnen aus dem Gesicht.

„Mein Name ist Harry“, fing er langsam an. „Du bist hier, weil du ein Teil einer uralten Legende bist! Diese besagt, dass sich alle zehn Jahre ein Menschenmädchen und ein Drachenjunge küssen werden ...“

Zum Schluss wurde seine Stimme immer leiser und er trottete langsam auf eine Höhle zu, zog Hermine am Handgelenk einfach mit sich. In einer großen Grotte hielt er so abrupt an, dass sie fast in seinen nackten Rücken gelaufen wäre, und staunend sah sie sich hier um. Obwohl hier nirgends Licht hineinschien, war es hier hell erleuchtet.

„Was ist das hier?“, fragte sie erstaunt und drehte sich während dem Laufen mehrmals um ihre eigene Achse.

Harry musste kurz lächeln, als er sie beobachtete. Ihr langes Haar bewegte sich passend zu ihrer Bewegung. Er konnte seine Augen einfach nicht von ihrem eleganten, perfekt gekurvten Köroer abwenden.

Fragend drehte sich Hermine um, als sie noch immer keine Antwort bekam. Sie trat auf den Drachen zu und wedelte mit ihrer Hand vor seinen Augen. Erschrocken blinzelte er und richtete seinen Blick auf ihr Gesicht.

„Was ist los?“

„Was das hier ist, habe ich gefragt.“

„Die Grotte, hier möchte ich dir die Legende zeigen“, hauchte er fast schon ehrfürchtig und zog Hermine am Handgelenk mit in die Richtung eines Art Beckens, worin Wasser blubberte. Beide beugten sich über den Rand und blickten hinein, wo sich langsam Bewegungen zeigten und Bilder erschienen.

***

Mit großen Augen sah das Mädchen Harry an. Die kleine Quelle hatte ihr die Legende vor die Augen geführt, jetzt verstand sie sein Verhalten. Aber eines verstand sie noch immer nicht: Warum entführte er Mädchen in seiner Drachengestalt, anstatt einfach mit ihnen zu reden?

Eine Weile blieb es still zwischen den beiden, dann packte Hermine plötzlich den Rappel und sie presste ihre Lippen auf die Harrys. Dieser blinzelte überrascht, doch drückte sie schließlich eng an sich und erwiderte den Kuss.

„Na dann, lass uns mal die Legende weiterführen“, hauchte die Braunhaarige verführerisch und strich mit ihren Fingern Harrys Sixpack und Muskeln nach, während er nur verliebt lächelte.

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