Ein komischer Vogel

Unsere Eltern

Wir sind die Nachkriegsgeneration und unsere Eltern hatten den 2. Weltkrieg mit seinen fürchterlichen Ereignissen zu spüren bekommen. Vater hat nach seiner Schreinerlehre in Stirpe ein Architekturstudium 1936 an der Adolf Hitler Bauschule in Mainz abgeschlossen. Die Zeit der 30er Jahre war geprägt durch den Einfluss des Nationalsozialismus. Im März 1933 hatte Adof Hitler mit seinen Nationalsozialisten die Macht übernommen. Hitler hatte dann gleich einen Beschluss erlassen, der es dem Kabinett ermöglichte, Gesetze ohne Zustimmung des Parlaments zu verabschieden. So hatte Hitler sich zum Diktator über das Land aufgeschwungen und Deutschland wurde nun von einem totalitären Regime beherrscht. Als am 1. September 1938 Hitler Polen überfiel, begann der 2. Weltkrieg. Vater war zu der Zeit in Mainz geblieben und arbeitete bei den Mainzer Stadtwerken und war zuständig für anfallende Baumaßnahmen. Da er somit für die Versorgung der Einwohner zuständig war, war er vom Kriegsdienst an der Front befreit.

Sein Vater Theodor Franz Vogel und seine Mutter Luise Vogel geb. Drilling betrieben die „Gastwirtschaft Vogel" in Stirpe. Um die große Familie mit 10 Kindern ernähren zu können, betrieben seine Eltern noch den zugehörigen Bauernhof und die örtliche Post.

Mutter ist mit 3 Geschwistern auf dem Bauernhof Peters mitten in Erwitte an der B1 aufgewachsen. Ihr Leben auf einem Bauernhof bot ihr viele Vorteile, den Krieg zumindest körperlich unbeschadet zu überstehen. Die Nationalsozialisten bildeten die jungen Mädchen im BDM, dem Bund Deutscher Mädchen, in Hauswirtschaft aus, nach dem Motto, Frauen an den Herd und sorgt für Nachwuchs für das Großdeutsche Reich. Mit ihren beiden Schwestern halfen sie ihren Eltern auf dem Bauernhof bei der Milchwirtschaft und Schweinezucht. Der ältere Bruder Franz, war künftiger Hoferbe, musste aber nach Russland in den Krieg ziehen. Er geriet dort in Gefangenschaft und kehrte erst einige Jahre nach Kriegsende, gesundheitlich geschwächt, in die Heimat zurück.

Nach Kriegsende kam auch Vater zurück nach Stirpe, denn in den letzten Kriegswochen 1945 wurden durch die Alliierten auch in Lippstadt und Umgebung Gebäude zerstört. So war viel zu tun, um Deutschland wieder aufzubauen und mit seiner Bauerfahrung war er überall gefragt.

Das Leben musste trotz der vielen familiären Tragödien weiter gehen. Vater war der jüngste von 10 Geschwistern. 3 seiner Brüder waren an der Front gefallen. Es wurden aber auch wieder Schützenfeste gefeiert und Mutter und Vater lernten sich dabei kennen. Da Vater wegen der Kriegswirren mit 35 Jahren noch Junggeselle war, hielt er auf dem Hof Peters um die Hand seiner Maria an, die mit 18 Jahren bereits zur Schützenkönigin erkoren wurde und nun mit 27 Jahren eine begehrte Partie der Kriegsrückkehrer war. 1948 wurde sodann Hochzeit gefeiert.