11.Kapitel

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Am nächsten Morgen war es auch schon soweit. Mein erstes Date.
Ich würde lügen, wenn ich gesagt hätte, dass ich nicht mehr als aufgeregt war. Ein flaues Gefühl machte sich schon den ganzen Morgen in meinem Bauch breit.
Ich ignorierte es.
Wenn es jemanden gab, der noch aufgeregter war als ich, dann war es definitiv Manuela selbst.
Sie hüpfte fast vor Freude den ganzen Tag durch die Flure, Gemeinschaftsräume und unserem eigenen Zimmer, während sie ein Grinsen auf dem Gesicht trug, welches jeden erwärmt hätte.
Sie wühlte durch meine Klamotten, bis sie ein passendes Kleid gefunden hatte. Dazu suchte sie Schuhe aus und stellte mir alles perfekt hin, sodass ich es nur noch anziehen musste.
Ich ging ins Badezimmer.
Als ich wieder rauskam, grinste mich ein Lockenkopf an.
,,Wow! Du siehst toll aus!" Flüsterte Manuela vor Staunen.
Mein Gesicht wurde leicht warm, bei diesen Worten und ich strich mir kurz eine Haarsträhne aus dem Gesicht.
,,Jetzt müssen wir nur noch deine Haare machen, ein bisschen Make-up und dann kannst du los." Erklärte sie mir.
Ich nickte. Dann stellte sie einen Stuhl vor sich und deutete mit ihrer Hand auf ihn.
,,Komm! Ich mach dir jetzt die Haare."
Ich setzte mich. Meine Gedanken schwiffen dauernd ab. Schon in den früheren Jahren meines Lebens, bemerkten meine Eltern, dass ich die Angewohnheit hatte, mir viele unnötige Gedanken zu machen.
Damals plagte ich sogar häufig über Kopfschmerzen. Wenn ich als Jugendliche Abends im Bett gelegen hatte und schlafen wollte, redeten meine Gedanken weiter.
Ich bekam es in den Griff, sodass ich mir nicht mehr vor Angst in die Wange oder Lippe biss oder an meinen Händen rumfummelte.
Die Gedanken wurden leiser, aber ganz stumm würde mein Kopf wohl nie sein.
Und genau in diesem Moment, in dem Manuela meine Haare leicht lockte und ich auf dem roten Stuhl kauerte, biss ich mir Gedankenverloren auf die Lippen. Angst Durchfloss meinen Körper. Sie drang in meine Hände, die schwitzig wurden, in meinen Kopf, der zu viel nachdachte und in meine Füße, die viel zu unruhig wippten.
Manuela stoppte plötzlich.
Ich hörte wie sie den Lockenstab aus der Hand legte.
,,Hey" Sagte sie sanft und suchte den Augenkontakt mit mir.
,,Du musst das nicht, Ok? Ich kann immer für dich absagen. Du musst es nur sagen." Sie lächelte leicht.
,,Ich bin nur nervös." Flüsterte ich und rang mit meinen Worten, die wie verheddert in meinem Mund lagen.
,,Das ist jeder vor seinem ersten Date.",sie überlegte kurz, ,,Aber weißt du Eleanor, das gehört einfach dazu. Angst hält so viel Leben ab. Lass dich nicht von deinen Gefühlen überrennen. Du bist stark und du schaffst das." Sie blickte mir fest und entschlossen in die Augen und ich nickte. Manuela fuhr noch einmal durch meine Haare und sprühte sie mit Haarspray voll, sodass sich wohl kein einziges Haar an die falsche Stelle bewegen würde.
Sie musterte mich konzentriert.
,,Ah! Eine Sache fehlt noch!" Rief sie in Eile, während ihre Füße sich schnell ins Badezimmer bewegten. Ich hörte lautes Scheppern und Wühlen.
Dann kam sie nach ein paar Minuten, wie ein Sieger aus einer großen Schlacht aus dem Badezimmer.
Fest in ihren Händen befand sich ein kleines Fläschchen Parfum.
Es glitzerte fast in der Sonne.
Ich musste mir ein leises Lachen verkneifen. ,,Der Feinschliff.."
Sagte sie verschwörerisch und zwinkerte.
,,Aufstehen." Befahl Manuela mir.
Ich tat was sie sagte.
,,Augen zu."
Zwar konnte ich sie nicht sehen, aber ich stellte mir vor wie sie um mich sprang und auf den kleinen Sprüher des Parfums drückte.
Ich hörte Zischen und plötzlich erfüllte ein leichter, sanfter und blumiger Geruch den Raum.
Mein Gesicht verzog sich zu einem breiten Lächeln, als ich die Augen öffnete. ,,Wow das riecht so gut!" Sagte ich.
,,Ich weiß. Mein Geheimtrick."
Sie verschwand wieder kurz im Badezimmer und kam dann wieder zurück.
,,So! Dann zieh dir die Schuhe an und ab mit dir." Manuela guckte mich wie eine stolze Mutter an.
Ich schlüpfte in meine Pumps und zog mir noch eine Jacke über mein kurzes Kleid. ,,Uuu du siehst so toll aus." Manuela freute sich sichtlich und klatschte zufrieden mit ihrem Werk aufgeregt in die Hände.
So viele Konplimente an einem Tag, dachte ich.
Ich ging in Richtung Tür.
,,Bereit?" Fragte sie mich plötzlich ernst.
,,Bereit" antwortete ich entschlossen.
,,Dann los." Sie grinste.
Meine Hände drückten die Türklinke runter und ich verließ das Zimmer mit einem letzten Blick.
Ich blickte auf mein Handy und sah, dass ich mich beeilen musste.
Bevor ich im schnell Schritt losging, atmete ich noch einmal tief durch.
Jetzt war ich wirklich bereit.
Meine Schritte hallten auf dem Steinpflaster der Innestadt wieder.
Da es der Anfang des Wochenendes war, waren die Straßen belebt.
Menschen saßen draußen an Tischen und Bänken im Laternen Licht.
Viele Studenten hatten sich heute verabredet und schlenderten durch die Straßen. Die Sonne war noch nicht ganz untergangen. Ein kleiner orangener Streifen war am Ende des Himmels zu sehen.
Ich steuerte auf ein kleines italienisches Restaurant zu, wo Dylan und ich uns treffen sollten.
Da niemand vor dem Restaurant wartete, nahm ich an, dass er bereits drinnen sitzen musste. Ich drückte gegen die Tür des Lokals. Ein kleines Glöckchen ertönte dabei.
Im Restaurant war es warm und kuschelig. Die Wände waren in einem dunklen Rot gestrichen und es roch angenehm nach Pizza. Ein Raunen von Stimmen, die sich unterhielten erfüllte den kleinen Raum. Ich sah mich kurz um und entdeckte einen braunen Haarschopf. Ich wusste nicht  genau wie Dylan aussah, aber Manuela hatte ihn mir beschrieben.
Es konnte auch ein völlig anderer Student sein. Obwohl mein Körper sich sträubte, war mein Kopf voll mit Selbstbewusstsein, als ich zu Dylan hin ging. Es musste Dylan sein.
Diese Person war der einzige, der anscheinend auf jemanden wartete und alleine saß. Ich bahnte mir einen Weg durch das Meer von kleines Tischen, bis ich bei Dylan war.
Ich stellte mich neben den Tisch, legte meinen Kopf ein wenig schief um in seine Augen gucken zu können und sagte:,,Hey. Bist du Dylan?"
Er schaute auf. Jetzt sah ich sein Gesicht besser. Er war gutaussehend und genau mein Typ.
Aber irgendwas sträubte sich in mir, als er seine Lippen zu einem schelmischen Grinsen verzog und sagte:,,Ja, der bin ich. Dann bist du wohl Eleanor?"
Ich schüttelte das Gefühl von mir ab. Das war nur meine Nervosität.
,,Ja." Ich lächelte verlegen und setzte mich. Dabei zog ich meine Jacke aus.
Seine Augen wanderte kurz unterhalb meines Halses.
,,Schönes Kleid." Sagte er und lehnte sich leicht vor. ,,Danke" antwortete ich schüchtern.
,,Weißt du, ich fand dich sofort heiß, als ich dich auf dem Campus gesehen hab. Seitdem bist du mir einfach nicht aus dem Kopf gegangen."
Ich lachte. ,,Schön zu hören. Du siehst auch sehr gut aus."
,,Das will ich auch hoffen. Viele sagen, dass ich sogar besser aussehen als Lawson." Er lachte ebenfalls.
Ich dachte es sei ein Scherz und musste nachfragen:,,Lawson?"
,,Du kennst ihn bestimmt. Wenn nicht muss er dir mal auf dem Campus aufgefallen sein."
,,Du meinst Zack"
,,Du kennst ihn?" Er zog eine Augenbraue hoch.
,,Ja, aber nur flüchtig."
,,Der ist sowieso ein Arschloch und total gruselig. Außerdem sieht er gar nicht so gut aus, wie jeder immer sagt.  Ich finde, ich sehe besser aus."
Er grinste.
,,Mhmm." bemerkte ich.
Ich blickte Gedankenverloren in die Speisekarte und biss mir auf die Lippen. Sein Fuß strich kurz über mein nacktes Bein. Ich zog mich langsam zurück.
,,Wenn es gut läuft...zwischen dir und mir...können wir ja hiernach zu meiner Wohnung gehen."
Seine Stimme wurde tiefer und er streckte seine Hand über den Tisch.
Finger wanderten langsam über meinen Unterarm und Strichen über meine Handfläche. Ich blickte auf und in seine Auge, die ein Gefühl widerspiegelten, welches mir in dem Moment überhaupt nicht gefiel.
Ein Gefühl von Angst floss durch meinen Körper. Dylans Augen wanderten von meinen Beinen, zu meinem Ausschnitt und dann wieder zu meinem Gesicht.
,,Was meinst du?" Fragte er mich.
,,Ich bin mir nicht sicher. Lieber nicht." Flüsterte ich.
,,Warum?" Sein Ton wurde härter und seine Finger wanderten zu meinem Handgelenk. Er hielt mich fest.
,,Ich möchte nicht." Meine Stimme wurde fester und ich blickte ihm in die Augen. Er verengte die seine und musterte mich.
,,Meine Kleine, nicht jeder bekommt die Chance auf ein Date mit mir. Du solltest mein Angebot wertschätzen und ich aktzeptiere kein Nein."
Sein freundliches Gesicht von vorhin, würde zu einem, das ich fürchtete.
Seine Hand hielt immer noch mein Handgelenk fest. Schon allein bei dieser Berührung merkte ich, dass ich zu schwach war, um mich gegen ihn zu wehren. Dylan lehnte sich vor. Der Tisch bot kein Hindernis zwischen uns. Er war mir nah. Sehr nah. Aus seiner Position könnte er alles mit mir tun, ohne dass die Menschen am Tisch neben an auch nur bemerken würden, dass ich in Schwierigkeiten stecke. Die Angst in mir, kroch immer weiter. Meine Finger wurden kalt und ich spürte wie Panik meine Beine betäubte. Ich musste hier weg.
Die andere Hand von Dylan, die mich nicht festhielt wanderte unter den Tisch. Meine Sicht verschwamm. Ich versuchte verzweifelt Luft zu holen und mich zu beruhigen.
,,Bitte.." Meine Stimme klang erstickt. Es war ein Flehen.
Er blickte mich an und grinste.
,,So mag ich dich noch viel mehr, mein Kleines. Du musst einfach nur das machen was ich sage. Du schuldest mir immerhin was, dafür, dass ich dieses Essen bezahle. Ich verlange nichts. Ich bin sogar sehr nett, findest du nicht auch?"
Ein Finger wanderte mein Bein hoch und strich über meinen Oberschenkel.
Soweit, dass seine Hand langsam mein Kleid hochschob.
,,Stopp." Meine Stimme war nun lauter.
Er guckte mich wütend an.
,,Was?"
Ich musste nachdenken. Schnell.
,,Ich meine..lass uns das doch für später aufheben. Ich muss kurz zu Toilette. Dann können wir zu deiner Wohnung gehen, Ja?" Ich Flüsterte und versuchte sanft zu klingen.
Meine Stimme zitterte ein wenig.
Doch er achtete nur auf den Inhalt meiner Worte.
,,Mhmm. Das gefällt mir. Beeil dich."
Sagte er in einem süßlichen Ton, der mich fast zum Übergeben brachte.
Ich kämpfte um nicht zusammen zu brechen. Ich stand ruckartig auf und rannte fast ins WC. Ich schloss die Tür hinter mir ab und holte mein Handy eilig aus meiner Tasche. Meine Hände zitterten unkontrolliert und aus meiner Kehle kam raues Schluchzen, welches ich mit meiner Hand unterdrückte.
Hilfe.
Ich brauchte Hilfe.
Eiskalte Angst schloss sich um meinen Körper.
Was wenn er mir etwas antat?
Was sollte ich tun?
Tränen sammelten sich schnell in meinen Augen.

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⏰ Última actualización: May 04 ⏰

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