03.Kapitel

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Manuela schaute konzentriert in mein Gesicht, als sie gerade den schwarzen Lidstrich setzte.
Ein Lächeln umspielte ihre Lippen.
,,Fertig" präsentierte sie mir stolz.
Ich guckte erwartungsvoll in den Spiegel und musste wirklich staunen.
Manuela war in diesem Bereich definitiv Künstlerin.
Das waren mehr als die Basics von Make up die ich beherrschte.
,,Wow. Das sieht so toll aus! Danke!"
,,Mach ich gerne, Süße."
Sie zwinkerte mir zu.
Sie selbst hatte ihre Augen mit einem wunderschönen blau betont und ordentlich Mascara auf die Wimpern getan.
Ihre Sommersproßen hatte sie leicht nachgemalt und ihre Locken fielen ihr über die Schultern.
Ich blickte auf die Uhr und stürmte sofort mit Manuela im Schlepptau aus dem Zimmer.
Es war fast 18 Uhr.
,,Scheiße! Wir kommen zu spät!" Rief ich.
Ich rannte die Flure runter und versuchte den richtigen Weg zu finden.
Ich wurde immer schneller.
Seid wann verging die Zeit so schnell?
Ich zog Manuela hinter mir her, die sich garnicht die Mühe machte sich zu beeilen.
,,Entspan dich, Süße. Wir werden nichts Wichtiges verpassen, wenn wir 1 oder 2 Minuten zu spät kommen."
Ich drehte mich ruckartig im Lauf um und wollte gerade etwas erwidern, als ich gegen einen harten und festen Körper stieß.
Ich fiel auf den Boden und rieb mir den Kopf.
,,Autsch. Pass doch auf, du.."
Ich stoppte mitten im Satz und guckte hoch.
Ein unglaublich schöner Mann stand vor mir.
Augen wie geschmolzene Schokolade, braune Haare, volle Lippen und..
Ich schlug mir leicht ins Gesicht.
Sein Gesichtsausdruck war äußerst grimmig und schlecht gelaunt.
Das machte ihn nur leider noch attraktiver.
Arschloch hin oder her.
Er half mir weder hoch, noch machte er Anstalten zu fragen wie es mir ging.
Ich rappelte mich auf und glättete den Stoff meiner Jeans.
,,Danke auch für deine Hilfe." Motzte ich ihn in einem sarkastischen Ton an.
,,Du hast wohl mich angerempelt, Mädelchen."
Ich schnaubte verächtlich.
Mädelchen.
Ich bin doch kein Mädelchen.
Ich verdrehte genervt die Augen.
,,Wenn man mitten im Gang steht  kann man kaum erwarten nicht von einem ,,Mädelchen" angerempelt zu werden. Steh das nächste mal nicht im Weg du Vollidiot und mach die Augen auf."
Ich stapfte weiter ohne die Verblüffung meiner Worte auf seinem Gesicht zu sehen.
,,Was für ein mieses Arschloch." Fluchte ich.
Manuela wartete am Ende des Ganges auf mich.
,,Na, das war ja mal ne Spannumg zwischen euch." Sie lachte.
,,Sei leise Manuela. Das ist ein Großkotz auf nem anderen Level."
,,Du hast also auch ne aggressiv genervte Art. Gefällt mir Eleanor Gray. Weißt du, die schüchterne passt nicht so zu dir. Außerdem war der Kerl ziemlich heiß!"
,,Jetzt komm. Wir müssen uns beeilen." Schnaubte ich nur und ging weiter.
In der Aula angekommen (ein paar Minuten zu spät) suchte ich nach Josh.
Josh wollte mir später seinen Mitbewohner vorstellen und dann wollten er und ich noch Essen gehen. Zur Feier des Tages natürlich.
Aber in der großen Menschenmenge war er nicht zu sehen.
Ich blickte über meine Schulter und sah Manuela bereits mit einem attraktiven Typen flirten.
Sie wickelte eine braune Locke um ihren Finger und klimmperte mit ihren großen braunen Augen.
Ich konnte jetzt schon sagen, dass nicht er sie in der Menge entdeckt hatte, sondern eher sie ihn.
Ich drängte mich weiter in die Mitte und flüsterte mehrmals Entschuldigung.
Die Schulleiterin sprach gerade über Studiengänge und Orginasatoirschen Kram.
Ich holte mein Notizbuch raus und versuchte alles mögliche aufzuschreiben, was ich hörte.

Notizen
Zeiten: -Frühstück 7:00 Uhr
-Mittagessen in Mensa 14 Uhr
-Abendessen 18 Uhr
Fluchtplan (wegen Notfall) an jeder Tür des Wohnheims.
-Sprachliche Fächer im Südtrakt
(MERKEN!!)
...

Ich spürte plötzlich eine Hand auf meinem Rücken.
,,Hey" Flüsterte mir jemand ins Ohr.
Ich drehte mich um und ein blonder Kerl stand vor mir mit einem schelmischen Grinsen im Gesicht.
,,Was macht eine Schönheit wie du denn hier?"
Er Strich mir eine Strähne aus dem Gesicht.
,,Studieren?" Fragte ich zaghaft.
Er hatte irgendwas an sich, was mich sehr verunsicherte.
Er lachte. ,,Du bist lustig..Hättest du vielleicht Lust, dass ich dir später mal das Wohnheim zeige? Du bist ja neu hier." Er zwinkerte.
,,Oh ähm.." zögerte ich.
,,Verzieh dich, Liam." Sagte Josh der gerade gekommen war und sich schützend vor mich stellte.
,,Geh weg, Gray. Ich versuch mir gerade die kleine hier zu klären. Wenn du verstehst was ich meine?" Fragt er.
,,Hör auf dich an meine Schwester ran zu machen. Wenn ich dich noch einmal in ihrer Nähe sehe, dann wirst du es schrecklich bereuen. Jetzt hau ab." Josh verschränkte seine Arme vor seinen Körper und guckte sehr einschüchternd.
So hatte ich ihn noch nie gesehen.
Er packte meinen Arm und zog mich aus der Menge.
,,Was ist denn, Josh?" Fragte ich ihn hektisch.
,,Eleanor, hör mir gut zu. Du hältst dich von diesen Typen in meinem Studienjahr fern, Ok? Das sind alles nur Widerlinge. Die wollen dich nur ausnutzen." Er guckte mir eindringlich in die Augen.
Ich nickte Knapp:,,Ok"
Die Versammlung endete nach ein paar Stunden.
Manuela kam mir beim Ausgang entgegen.
,,Wo war du?" Fragte ich sie grinsend.
Sie zuckte mit den Schultern.
,,Hab jemanden kennengelernt. Äußerst hervorragender Küsser."
Ich lachte.
,,So schnell??"
Sie nickte und ihre Wangen wurden leicht rosa.
Wa das wohl zu bedeuten hatte?
Ich drehte mich zu Josh um und fragte:,,Wann und wo treffen wir uns?"
Er überlegte kurz und antwortete mir dann:,,Komm um 21 Uhr zum Wohnheim. Mein Zimmer ist Nummer 18. Wir können von da aus zu dem Restaurant laufen, wo ich eine Reservierung gemacht habe. Du wirst es sicher mögen."
,,Ok. Dann bis später"
Ich lächelte ihn an und ging mit Manuela in Richtung unseren Wohnheims.
,,Du gehst also mit Josh essen?" Fragte sie mich, als wir wieder in unserem Zimmer waren.
,

,Jep. Das war seine Idee. Er ist...
Er ist sehr stolz auf mich, dass ich es hier hin geschafft habe."
Ich grinste, während ich einen meiner Kartons ausräumte.
Ich musterte das Regal über meinem Bett. Es war viel zu klein für die Menge an Büchern die ich mitgenommen hatte.
Naja.., dann bleiben die halt erstmal im Karton drinnen.
,,Das ist wirklich cool von ihm. Ich wünschte ich hätte viel mehr Zeit mit meinem Bruder verbracht."
Ich sah ihr trauriges Lächeln und traute mich fast nicht nachzufragen.
,,Was ist mit ihm passiert?"
Ich wandte mich von meinem Kartons ab und ging einen Schritt auf sie zu.
,,Es war ein Autounfall. Er war erst 17 und ich 14. Noch heute bin ich an manchen Tagen so traurig, dass ich es garnicht aus meinem Bett schaffe. Aber er wollte immer dass ich mein Leben lebe und nicht zurückblicken muss. Also versuche ich das umzusetzen."
,,Das..Das tut mir sehr leid, Manuela. Ic- Ich hatte keine Ahnung." Stammelte ich.
,,Es ist alles gut, El. Wirklich." Sie lächelte mich an.
Dann klatschte sie freudig in die Hände.
,,Jetzt komm! Mach dich fertig. Du musst gleich los."
Ich nickte.
20 Minuten später war ich bereit zu Josh zu gehen.
An der Tür wünschte meine Mitbewohnerin mir noch einen schönen Abend und ich machte mich auf den Weg.
In welchem Restaurant Josh wohl reserviert hatte?
In seinem Wohnheim angekommen suchte ich das Zimmer 18.
Das dauerte beträchtlich lange.
Als ich es gefunden hatte, atmete ich erschöpft aus.
Ich würde mich hier nie zu Recht finden.
Ich klopfte an die Tür.
Ich hörte zwei Stimmen von innen.
Dann ein Klacken vom Schloss.
Die Tür wurde geöffnet und vor mir stand...
Nicht Josh (?).
Ist das nicht...?

Danke fürs Lesen!!❤🤗

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