07.Kapitel

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2 Wochen vergingen an der Cambridge. Zack begleitete mich immer zum Unterricht, obwohl ich darauf bestand, dass er mich in Ruhe ließ.
Aber er nahm wohl seinen Beschützer Job ganz schön ernst..
Manuela und ich gingen oft zusammen essen und wenn wir die Zeit fanden ging wir auch mal durch die schöne Altstadt von Cambridge.
Die Cambridge selbst war bereits atemberaubend, aber für Manuela war die Stadt und ihre Geschichte interessanter.
Wir schlenderten gerade durch die Innenstadt, als sie zu mir sagte:
,,Ich weiß du wolltest noch kein Date haben, aber es gibt da jemanden in meinem Kurs, der dich auf dem Campus gesehen hat und echt toll findet." Ich hielt an.
,,Was?? Wie heißt er?"
Ich blinzelte ungläubig Manuela an.
,,Er heißt Dylan Bradley. Er macht auf mich einen netten Eindruck. Vielleicht willst du es einfach mal ausprobieren."
,,Aber sowas habe ich noch nie gemacht..Ich wüsste gar nicht was ich sagen soll."
,,Du musst auch nicht. Ich will dich zu nichts zwingen, ehrlich."
Ich schüttelte den Kopf und nahm ihre Hand.
,,Nein. Du zwingt mich zu gar nichts, Manuela. Ich würde es gerne ausprobieren."
Sie stieß einen kleinen Glücksschrei aus und hüpfte aufgeregt.
Ich lachte.
,,Mach dir keine Sorgen. Ich organisier alles. Und jetzt besorg ich dir einen Donut."
Sie zog mich schnell mit sich und ich stolperte fast.
Nach unserem kleinen Ausflug setzten wir uns in einen der vielen Gemeinschaftsräume.
Wir nahmen beide einen Kaffee und unsere Bücher zum lernen mit.
Andere Studenten saßen ebenfalls auf den alten, ledernen Sofas und Sesseln.
Man hörte das Tippen von den Tasten der Computer, das Rascheln von Papier und das Quietschen der alten Möbel.
Es roch nach einem Sommerabend, der sich ganz bald zum Herbst neigen würde.
Die Studenten hatten längst aufgehört ein neues Semester zu feiern und durch zu trinken und waren vertieft in unzähligen Studien, Berichten und Aufsätzen.
Ich seufzte ein wenig zu laut, als ich mir einen Beitrag zur Metaphysik durchlas.
Ich hörte ein lautes Knirschen neben mir und Josh glotze meinen Computer, den ich von der Uni gestellt bekommen hatte, an.
,,Metaphysik: Fragen nach den Gründen der Existenz."
Sagte er mit einer gruseligen Stimme.
,,Yoshi lass das. Ich muss mich konzentrieren."
Ich scrollte weiter nach unten und las mir den Artikel weiter durch.
Die Philosophie war etwas sehr Komplexes.
Zu Zeit besuchte ich Methodenkurse von Dozenten, die mich und andere Studenten mit wissenschaftlichen Arbeiten vertraut machten. Mir qualmte bereits der Kopf von den ganzen Hausarbeiten und Fragen über Fragen, die man nicht definieren und auch nicht beantworten konnte.
Warum existiert der Mensch?
Gibt es eine Wirklichkeit?
Was ist Moral?
Mein Inneres ich wollte am liebsten schreien.
,,Ist ja schon gut. Ich lass dich alleine mit deinem Interpretieren Quatsch."
Er hob beide Hände zum Abwehren von meinem Schlag auf seinen Kopf.
,,Das ist kein Quatsch, Josh. Das sind wichtige Fragen, die eben die Menschheit interessieren."
,,Ich brauche aber nicht zu wissen warum ich existiere. Ich weiß nur dass es wahrscheinlich im Sonner geschah, weil ich im Frühling Geburtstag habe und..-"
,,Josh! Stop! Darum geht es doch gar nicht, du Blödmann!" Unterbrach ich ihn in einem tadelnden Ton.
,,Warum bist du hier?" Fragte ich ihn genervt.
,,Warum darf ich nicht meine sehr nette kleine Schwester besuchen?"
Ich zog eine Augenbraue hoch.
,,Ok..Ich hab gehört, dass du ein Date hast.."
,,Ja. Und?"
,,Mit Dylan Bradley?"
,,Ja. Warum interessiert dich das?"
,,Weil ich mir Sorgen mache.."
,,Josh das ist sowas von unnötig. Ich brauch keinen Beschützer und auch gar nicht auf meinem ersten Date. Wenn du mir jetzt was von Verhütung erzählen möchtest kannst du doch auch gleich Mom anrufen."
Er sah aus wie ein getretener Welpe.
,,Ok. Ich lass dich in Ruhe. Tut mir leid. Aber pass auf dich auf, Ok?"
,,Ja.."
Er schaute mir in die Augen.
Ich war Erwachsen. Ich brauchte niemanden, der mich beschützte.
,,Und jetzt geh Josh. Diese Studenten hier werden wie Bestien, wenn man nicht die Klappe hält." Flüsterte ich ihm zu.
Er grinste mich an.
,,Bis später."
Ich nickte und schaute ihm hinterher.
Ich wandte mich wieder meinem Artikel zu.
Am Abend gingen Manuela und ich in unser Zimmer. Ich war mit meiner geschriebenen Hausarbeit zur Hälfte fertig geworden.
Ich gähnte.
,,Hast du Hunger?" Fragte Manuela mich.
,,Nur ein bisschen." Antwortete ich, während ich meinen Laptop in meinen Rucksack stopfte und meine Sachen für den morgigen Tag packte.
Ich musste mir auch unbedingt einen Nebenjob besorgen, aber darum würde ich mich später kümmern..
,,Ich hol uns was zu Essen."
Nur noch morgen, dann hatte ich eine kleine Auszeit und endlich mein erstes Date!!
Ich freute mich, aber  das komische Bauchgefühl vom Anfang ging einfach nicht weg.
Ob dieser Dylan nett war?
Ich brauchte auch noch was schickes zum Anziehen.
Ich legte meine Sachen für Morgen bereit und zog mir meine flauschigen Kuschelsocken und einen kurzen Pyjama an.
Trotz des lauwarmen Wetters waren meine Füße in diesem Wohnheim immer kalt.
Ich ging in die kleine Miniküche von unserem Zimmer und deckte den Sofatisch vorm Fernsehr.
Ich kuschelte mich unter eine dünne Decke und fischte die Fernbedienung, ohne mich zu bewegen, vom Beistelltisch.
Was wollten wir heute wohl gucken??
Einen Disney Film?
Ich klickte mich durch die Fernsehprogramme, die diese Klappsmühle von TV zu bieten hatte.
Ein Krimi wäre auch cool.
Ich hörte ein Pochen von der Tür.
So schnell war sie schon zurück?
Ich sprang vom Sofa und eilte zur Tür.
Plötzlich durchfuhr ein schrecklicher Schmerz meinen Fuß, als ich gegen die Kante eines Schrankes stieß.
Ich jaulte vor Schmerz kurz auf.
Dann rappelte ich mich wieder hoch und ignorierte das Pochen in meinem Fuß und humpelte zur Tür.
Ich drückte sie schnell auf, damit Manuela nicht länger warten musste.
Das erste was mir an ihr auffiel, waren ihre geröteten Wangen und ihr
aufgeregtes Atmen. Ich zog sofort eine Augenbraue hoch.
Sie hatte die Hände voll mit irgendwelchen Zutaten. Kein Fertigessen für die Mikrowelle oder so. Kein Bestelltes Essen.
Sie drückte mir einen Kuss auf die Wange und flüsterte mir:,,Es tut mir leid. Dein Bruder war nicht aufzuhalten." Ins Ohr und schon platzte Josh ins Zimmer.
,,Halli Hallo, meine Freunde." Sagte er mit einem Grinsen wie eine ganze Sonne.
,,Hat jemand einen Koch bestellt?" Fragte er und zwinkerte mir aufgeregt zu.
Ich blickte ihn mürrisch an.
,,Nein. Was machst du hier?"
,,Essen"
,,Sehr lustig, Josh."
Ich verdrehte die Augen.
,,Sind wir schlecht gelaunt wie immer?" Fragte die tiefe Stimme hinter mir, als ich mich umdrehte.
Mein Kopf huschte zu ihm.
,,Was macht er denn hier??"
Mein Blick schnellte zu Manuela.
Diese Zuckte nur mit den Achseln.
,,Freundlich wie immer." Murmelte Zack und ein grimmiges Lächeln huschte über sein Gesicht.
,,Lasst uns doch nicht so schlecht gelaunt sein. Komm! Ich und Manuela kochen was und ihr sucht einen Film raus, Ja?"
Josh grinste. Ganz der Alte Yoshi, der immer mit einem Lächeln seinen Willen bekam.
Ich wollte widersprechen, aber Manuela blickte mich flehentlich an.
,,Na gut." Grumelte ich leise und ließ mich aufs Sofa fallen.
Hier war kaum platz für vier Leute.
Der stechende Schmerz wurde schlimmer.
Vielleicht war er gebrochen.
Morgen konnte ich nicht zum Arzt und Samstag auch nicht.
Die Couch quietschte als Zack sich neben mich setzte.
Aber ganz der Gentleman mit genug Abstand.
Ich rümpfte die Nase und konzentrierte mich mehr auf die Suche nach einem Film.
,,Du hast Schmerzen." Flüsterte Zack ganz leise.
,,Nein, habe ich nicht."
,,Doch hast du."
,,Und woher willst du das denn wissen?!" Giftete ich ihn an.
,,Dein Gesichtausdruck ist angestrengt, du beißt dir exzessiv auf die Lippe um dich abzulenken, du humpelst und wagst es kaum deinen linken Fuß abzulegen." Zählte er an einer Hand ab.
Ich war sprachlos.
Was zum..?
Woher wusste er das?
,,Lass mich das mal angucken."
Sagte er.
,,Brauchst du nicht-"
Und schon rückte er den Tisch beiseite und kniete vor mir.
Mein Gesicht wurde heiß.
Er blickte zu mir hoch.
Meine Eingeweide schmolzen fast vor Zorn. Was fiel ihm eigentlich ein?
,,Und was willst du jetzt daran ändern?" Zischte ich ihn an, bewegte meinen verletzten Fuß dennoch in seine Richtung.
Er nahm ihn so behutsam, dass ich hätte heulen können.
,,Also eigentlich studiere ich bereits seit 4 Jahren Medizin."
Flüsterte er mir zu.
Protestieren brachte nun nichts mehr.
Ich war sowieso zu müde dafür.
Also lies ich es einfach geschehen..
Trotzdem war ich einigermaßen verwirrt.
Zack und Medizin?
,,Du studierst Medizin?" Fragte ich etwas zu laut.
Zack Lawson kniete vor mir und betastete meinen Fuß und genau in dem Moment drehte sich Josh um und musterte uns.

On The RoadWhere stories live. Discover now