06.Kapitel

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Ich schloss erschöpft die Tür meines Zimmers auf. Auf dem Rückweg zum Wohnheim, nach den 4 Stunden mit Professor Graham, fiel mir erst auf, wie viele mich anstaarten.
Obwohl.. eigentlich Zack.
Das lag wohl an seinem Aussehen und an seiner 1,90 m großen Statur.
Ich ließ mich aufs Bett fallen.
Ich stöhnte erschöpft auf.
,,Wir sehen uns dann morgen." Sagte Zack, der noch an der Tür stand.
Es bereitete ihm Freude mich mit seiner Art zur Weißglut zu treiben.
,,Verschwinde!" Rief ich ihm zu.
Ich lag dort einige Minuten.
Nicht fähig mich zu bewegen.
Ich musste unbedingt die Ereignisse dieses Tages verarbeiten.
Die erste Stunde bei Professor Graham (dieses Monster) war schon schlimm gewesen. Er hatte mich ständig beäugt und Kommentare gemacht (die zufällig in meine Richung ausgesprochen worden waren).
Danach hatte ich Philosophie gehabt mit Professorin Dr. Marsh.
Sie war eine eindeutig intelligente und begabte Frau, doch mittlerweile glaubte ich, dass ich mir doch zu viel vorgenommen hatte. Ich war in Sprache begabt, aber es war alles schwerer als man immer glaubte.
Ich hörte ein Klacken des Schlosses hinter mir.
Ich blickte halb nach hinten zu Manuela.
Sie blickte strahlend zu mir.
,,Heyyyy und wie ist es gelaufen? Hab den arschigen Schönling auf dem Flur gesehen." Ich rümpfte die Nase.
Ihr Lächeln verblasste ein wenig, als sie mein Gesichtsausdruck sah.
,,Was ist? Was ist los, El?"
,,Nichts. Abgesehen davon, dass ich den schrecklichsten Tag meines ganzen Lebens hatte und nun meine ganze scheiß Existenz anzweifle."
,,So schlimm?"
Manuela setzte sich zu mir auf mein Bett und zog mir die Schuhe aus.
,,Ja" Ich vergrub mein Geischt im weichen Kissen.
,,Was ist passiert? Erzähls mir."
,,Der erste schreckliche Punkt auf meiner langen Liste ist Zack. Ich kann ihn nicht ertragen! Wie kann man nur so Scheiße sein? Dann Professor Grahma. Der wohl mit Abstand gemeinste Mensch auf Erden. Ich will gar nicht ins Detail gehen. Und jetzt habe ich auch noch Zweifel, daran ob ich überhaupt schlau genug bin um dieses Semester zu überleben. Außerdem war ich die EINZIGE die mit einem Blatt und einem normalen Stift geschrieben hat und nicht mit einem teuren Macbook."
Die letzten Sätze flüsterte ich nur noch.
,,Scheiß doch auf die." Sagte Manuela.
Ich blickte sie an.
,,Ernsthaft?"
,,El, diese Leute mit ihren teuren Macbooks sind nicht wichtig. Die können dir egal sein. Professor Graham kann dir nach deinem Studium ebenfalls egal sein. Und über Zack müssen wir gar nicht reden. Du musst aufhören dir über alles und jeden Gedanken zu machen. Und weißt du was? Du bist so schlau, Eleanor. Hör auf an dir zu zweifeln."
Sie grinste mich an.
Ich blieb eine zeitlang still.
Dann fiel mir ein, dass ich sie noch gar nicht gefragt hatte, wie es bei ihr gelaufen war.
,,Und wie war dein Tag? An wem lag das breite Lächeln??"
Ihre Wangen wurden leicht rot.
,,Was meinst du?"
,,Na, dieses Grinsen als du reinkamst?!"
Ich setzte mich auf und beobachtete sie.
,,Ach, da war nur so ein Typ in der Vorlesung..."
,,Und??"
Ich platzte fast vor Aufregung.
,,Naja..Er hat mich gefragt ob ich mit ihm Kaffee trinken gehen möchte."
,,Oh mein Gott! Ich freu mich so für dich! Ist er nett? Wie heißt er? Was studiert er?"
,,Beruhig dich mal, El. Ja, er ist sehr nett, sein Name ist James und er studiert wie ich Geschichte und Alte Sprache."
,,Das ist doch toll!"
Ich sah wie sie strahlte und war so glücklich, sie so glücklich zu sehen.
Mit Manuela war ich bereits nach 2 Tagen auf einer Vertrauens Basis,
die ich mit keinen meiner Freunde je erreicht hatte und darum war ich ebenfalls froh,
weil ich wusste, dass ich Glück hatte.
Glück, sie zu haben.
,,Möchtest du nicht auch mal auf ein Date oder so gehen?"
Fragte Sie mich mit einem flehenden Ausdruck in den Augen.
,,Es ist erst der zweite Tag hier, Manuela. Außerdem hab ich gerade keine Laune für sowas. Mein Studium sollte zuerst kommen."
,,Ich verstehe. Aber wenn du für ein Blind Date bereit wärst, könnte ich dir eins organisieren."
Sie zwinkerte.
,,Ich merks mir." Ich grinste sie an.
,,Hast du schon Aufgaben bekommen?" fragte sie mich, während sie sich gemütliche Klamotten anzog.
,,Ja, leider. Es war klar, dass Professor Graham welche aufgibt."
,,Was müsst ihr machen?"
,,Eine Sprache wählen und die Geschichte dieser recherchieren. Er wählt einen Studenten dann aus, der Vorstellen muss und ich kann dir sagen, dass ich das sein werde."
Ich seufzte.
,,Dann haben wir ja beide was zu erledigen." Sie seufzte ebenfalls schwer.
,,Soll ich uns Kaffee besorgen? Ich kann mit Joshs Auto bei Starbucks was holen, wenn du willst." Fragte ich Manuela, die erschöpft im Bett lag.
Ich erholte mich mittlerweile von den Ereignissen des Tages.
,,Zu Kaffee sage ich nie nein!! Du bist eine Lebensretterin, El"
Ich lachte und schnappte mir mein Portemonnaie und meine Schuhe.
,,Ich bin in einer halben Stunde wieder da."
,,Ok!! Bis gleich. Pass auf dich auf." Rief sie mir hinterher.
Ich schloss die Tür hinter mir.
Ich ging in das Wohnheim der Jungen.
Von Nachmittags bis frühen Abend, waren die Wohnheime unter Aufsicht des Aupassers für alle jeweiligen Geschlechter geöffnet.
Es gab bestimmte Regeln, die man befolgen sollte, aber schließlich waren wir alle Erwachsene.
Ich klopfte an der Zimmertür von Josh.
Hinter mir ging gerade eine Gruppe von Jungen vorbei.
Ich sah ihre Blicke. Sie flüsterten.
Ich wurde nervöser und klopfte nochmal.
Ein dunkelblonder von der Gruppe (er war eindeutig der ,,Anführer") streckte seine Hand aus um mich zu berühren, an meinem Rücken und weiter darunter. Ich bereitete mich bereits vor ihm ordentlich die Meinung zu geigen.
Die Tür vor mir wurde geöffnet und die Hand des Jungen zuckte so schnell wie möglich wieder zu seiner Seite.
Ich drehte mich um und das Einzige was ich in den Augen des Dunkelblonden und seinen Freunden sah, war Angst.
,,Wenn ich die Hand nochmal nur in der Nähe von ihr sehe, bist du Tot, Harris."
Ich hörte die dunkle Stimme, bevor ich die Silhouette im Augenwinkel am Türrahmen erkennen konnte.
Ich drehte mich wieder zu ihm um.
Konnte Josh nicht ein einziges Mal an die Tür gehen??
Ich verschrenkte die Arme abwehrend vor meinem Körper.
,,Wie gesagt, ich brauche keinen Beschützer." Sagte ich zu Zack.
Er zog eine Augenbraue leicht hoch.
,,Und was war das gerade? Du warst vor Angst quasi erstaart."
,,War ich nicht. Ich hätte ihm gesagt, dass das nicht richtig ist."
,,Worte helfen nicht immer, Kleines."
,,Und was dann? Willst du ihm wegen so einer Kleinigkeit verprügeln?"
,,Zum Beispiel."
,,Eine sehr gute Lösung, Zack."
Sagte ich sarkastisch.
,,Ist Josh da?"
,,Nein."
,,Kannst du mir seine Autoschlüssel geben und ihm Bescheid sagen, dass ich mir sein Auto kurz ausgeborgt habe?"
,,Wo willst du hin?" Fragte er.
,,Warum interessiert dich das?"
,,Wo willst du hin?"
,,Nur einen Kaffee besorgen."
,,Aha."  Er zögerte kurz, als schätze er ab, ob ich beim Kaffee holen erschossen werden könnte oder entführt.
Er verschwand im Zimmer und kam
2 Minuten später mit den Schlüsseln zurück und drückte sie mir in die Hand.
,,Geht doch." Flüsterte ich genervt.
Ich drehte mich zu ihm um:,,Tschüss"
Sagte ich mit einem zuckersüßen Lächeln und machte danach direkt ein angewidertes Gesicht.
,,Bis morgen. Stell dir diesmal einen Wecker."
Ich zeigte ihm ein nicht so nettes Zeichen mit der Hand.
Ich hörte nur noch sein dunkels Lachen und ein Schauer rieselte meinen Rücken runter.

On The RoadWhere stories live. Discover now