Kapitel 7: Risse in der Freundschaft

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„ALEX!", schreit Casey ihn an. „Was zur Hölle ist denn nur los mit dir?" Doch Alex winselt nur weiter zusammengekauert in der Ecke. „Verdammt, Alex!", brüllt er ihn erneut an. Alex sitzt wippend in dieser gottverdammten Ecke und Tränen laufen an seinen Wangen herunter. Casey verliert langsam, aber sicher die Geduld mit seinem Freund. Mit einem Satz holz er aus und schlägt Alex mit seiner offenen Handfläche quer über sein Gesicht. Ein lautes Klatschen erfüllt den Raum, gefolgt von Caseys Worten. „Reiß dich zusammen, Mann! Was ist passiert?" Alex, ganz erstarrt und schockiert, blickt seinen Freund an. „Ich hab sie gesehen ... Ich hab sie wirklich gesehen ...", stammelt er. „Wen? Wen hast du gesehen?", erkundigt sich Jordan neugierig. „Na Sie! Elisabeth!" Jordan und Casey blicken sich verwundert an. „Ich schwöre es euch, sie war da! Als ich das Tagebuch in der Halle aufgehoben habe. Das stand sie auf einmal einfach vor mir. Das muss Elisabeth gewesen sein. Die trug dasselbe Kleid wie auf dem Gemälde." Seine Freunde schauen zweifelnd an. „Ich hab vor Schreck meine Taschenlampe fallen gelassen und bin einfach losgerannt. Und die ganze Zeit schrie sie Schatten, Fluch, Tod, Verdammnis. Es war furchterregend", erzählt Alex. Casey und Jordan wissen nicht genau, was sie von dieser Geschichte halten sollen.

„Du willst uns also allen Ernstes weismachen, dass dir der Geist von Elisabeth erschienen ist und dich verfolgt hat? Du willst uns doch verarschen", beschuldigt ihn Casey. „Aber so war es. Ich schwöre es!", verteidigt sich Alex, der es langsam schafft sich zu beruhigen. „Du erzählst doch Scheiße!", fährt ihn Jordan an. „Ich soll Scheiße erzählen? Wie erklärst du dir das mit dem Teddy und den Puppen?" „Das warst bestimmt auch du." „Fick dich, Jordan!", beleidigt ihn Alex. „Ich hatte Todesangst, die habe ich immer noch und du meinst, ich denke mir das alles nur aus?" „Keine Ahnung, Mann! Du wolltest unbedingt hierherkommen", erwidert Jordan. Die Anspannung zwischen den beiden Jungs wächst rasant an. „Kommt schon, beruhigt euch beide wieder", versucht Casey zu ihnen durchzudringen. „Mich beruhigen? Mein beschissener Arm ist gebrochen!" „Und ich breche dir gleich noch den anderen Arm, wenn du so weiter machst!", attackiert ihn Alex. Die Drei reden lautstark und durcheinander. Misstrauen und Zwiespalt breitet sich immer weiter aus. Sie fluchen und toben, beschuldigen einander. Das Ganze geht so weit, dass Alex die Kontrolle verliert und Jordan an die Gurgel geht. Er packt ihn am Kragen, schubst ihn mit voller Wucht gegen eins der Regale, sodass ein paar der alten, staubigen Gläser herausfallen und beim Aufprall mit dem Boden zerbersten. „Du verdammter Wichser!", zischt Jordan und tritt seinem Angreifer mit dem Knie in den Bauch. Alex taumelt ein paar Schritte zurück. Jordans Tritt hatte es in sich. „Du Dreckssack ... Ich werde dir die Fresse polieren!", erwidert Alex und geht erneut auf den verletzten Freund los. Er holt aus, um einen gezielten Schlag auszuführen, doch Jordan duckt sich schnell zur Seite weg und er trifft, mit der ganzen Wucht seines Schlages, das alte, wackelige Regal. Casey nutzt den Moment und stellt sich zwischen die beiden und versucht sie auseinander zu halten. „SCHLUSS JETZT!", brüllt er. Sie stehen sich mit wütenden Blicken gegenüber. „Das, was hier passiert, ist niemandes Schuld. Jedenfalls nicht von uns. Es bringt doch nichts, wenn wir jetzt aufeinander losgehen und uns die Köpfe einschlagen!" Die Körperhaltung von Alex und Jordan entspannt sich langsam und die zornigen, gekniffenen Augen, werden wieder rund. „Wir haben alle Angst, okay? Was hier passiert ist nicht normal und wenn wir hier wieder herauskommen wollen, müssen wir zusammenhalten!", besänftigt Casey sie weiter. „Du hast doch das Tagebuch mitgebracht, Alex. Bitte lasst uns jetzt noch einmal einen Blick hineinwerfen. Irgendwas müssen wir darin doch finden", bittet Casey seine Freunde. „Tut mir leid, dass ich auf dich losgegangen bin, Jordan. Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist", entschuldigt sich Alex bei seinem Freund und reicht ihm die Hand. Jordan zögert, doch auch er entschuldigt sich. „Mir tut es auch Leid, dass ich irgendwelche Behauptungen aufgestellt habe. Es ist einfach, nur so ... surreal und es fickt meinen Kopf bei dem, was hier geschieht", entgegnet er, als er nach der Hand von Alex greift. Kein Abenteuer ohne Streit. Nachdem sich alle wieder beruhigt haben, holt Alex das Tagebuch, das noch in der Ecke liegt. „Also gut Elisabeth. Was hast du uns zu sagen?", spricht Casey, als Alex das Tagebuch aufschlägt und zu den hinteren Seiten blättert.

Schatten über DunravenWhere stories live. Discover now